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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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mitgeteilt, sie seien für eine Marktforschung ausgewählt worden, mit der sie sich spielend dreihundert Euro verdienen konnten. Nelly nahm an, dass viele einfach aufgelegt hatten, aber angesichts der prekären finanziellen Lage der Ausgewählten hatte die zunächst misstrauische Mehrheit angebissen. Und was mussten sie tun, um die dreihundert Euro für die Umfrage zu bekommen? Nicht alle erinnerten sich an den genauen Wortlaut der Antwort, doch der Tenor war immer der gleiche. Sie mussten einfach nur zu diesem oder jenem Floristen gehen – immer handelte es sich um recht vornehme Adressen – und einen Trauerkranz aus gelben und roten Nelken sowie schwarzen Mohnblüten mit einer schwarzgoldenen Schleife und der Aufschrift O. M. für einen Verstorbenen bezahlen, dessen Name, Nachname und Adresse ihnen per Post zugeschickt würde.
    An diesem Punkt kam sämtlichen der Geköderten der Verdacht, dass man sie möglicherweise reinlegen wollte. So ein Kranz koste einen Haufen Geld ... Die Antwort ließ nicht auf sich warten. Am folgenden Tag würden sie in ihrem Briefkasten einen gelben Umschlag mit den Daten des Verstorbenen finden und dazu eine ausreichende Summe für den Kranz plus hundertundfünfzig Euro in bar. Ohne Tricks und Schummelei. Natürlich würde überprüft werden, ob sie sich nicht das ganze Geld in die Tasche gesteckt hätten. Andernfalls würden sie den restlichen Betrag nicht erhalten und alles zurückgeben müssen. Ein Ziehungsbeamter würde das gesamte Prozedere kontrollieren. Wenn sie jedoch alles richtig machten, würden sie die versprochene Restsumme erhalten und für weitere lukrative »Umfragen« kontaktiert werden. Alle haben brav gespurt und die restlichen hundertfünfzig Euro eingesackt. Per Umschlag, den sie wie verlangt vernichtet hatten. Und so war die Jagd an ihrem Ende angelangt, und der hinter den Initialen O. M. versteckte Fuchs war triumphierend ins Unterholz entwischt.
    Nelly konnte ihre Dummheit nicht fassen. Wie hatte sie diesen eigenartigen Kranz übersehen können, der bei jeder Pisu-Beisetzung aufgetaucht war? Da auch Lorenza Pisu den Kranz erhalten hatte, beschlichen Nelly ernsthafte Zweifel, dass sie eines natürlichen Todes gestorben war. Sie hatte der Staatsanwältin und Tano so lange in den Ohren gelegen, bis eine Autopsie angeordnet worden war, was bei den verbleibenden Pisus für höchste Entrüstung gesorgt hatte. Das Ergebnis lag nun vor ihr. Natürliche Todesursache, Herzversagen. Ende der Geschichte. Nelly hatte Kopfschmerzen vor Wut, sie glaubte in diesem Büro ersticken zu müssen.
    Immerhin waren sie nahe dran gewesen. O. M. Die Sogos? Korrekte, dialektfreie Aussprache. So hatten die »Geköderten« die Stimme des Unbekannten beschrieben. Einige Floristen hatten das bestätigt, andere erinnerten sich noch nicht einmal, ob die Bestellung von einem Mann oder einer Frau aufgegeben worden war. Eine Floristin hatte etwas sehr Interessantes bemerkt und Nelly in der Überzeugung bestätigt, dass der Absender der Kränze nicht sonderlich viel für deren Empfänger übrighatte. Die Frau hatte Valeria gesagt: »Natürlich erinnere ich mich an diesen Kranz. Mit der Sprache der Blumen kenne ich mich aus, und ich fand es wirklich seltsam, dass jemand seinem verstorbenen Angehörigen oder Freund Blumen mit dieser Bedeutung schickt. Die gelbe Nelke bedeutet Verachtung, Ekel. Die rote Grauen. Und die schwarzen Mohnblumen – der Kunde hat ausdrücklich darum gebeten, und die waren nicht einfach aufzutreiben – nun ja, schwarzer Mohn bedeutet Hass, Tod.«
    Nelly bezweifelte, dass die Sogos-Brüder sich mit der Blumensprache auskannten und eine Vendetta mit solcherlei Raffinesse krönten. Die Seccis schon eher ...
    Vielleicht habe ich von den Sarden im Allgemeinen und den Sogos und Seccis im Besonderen zu wenig Ahnung, und sie sind allemal zu so etwas fähig. Das Bürschchen zum Beispiel, der Sohn von Emanuele Sogos, der hatte keinen Akzent, und sein Vater auch nicht. Es war zum Verrücktwerden! Wohin sie sich auch wendete, stieß sie auf unüberwindliche Mauern. Und selbst wenn der Kranz die Existenz eines unbekannten Jemands bewies, der oder die den Pisus Verachtung, Grauen und Hass mit ins Grab gab und möglicherweise für ihren Tod verantwortlich war, was war dann mit Lorenza? Wieso hatte die erwiesenermaßen an Herzstillstand gestorbene Mutter ebenfalls einen Kranz erhalten? Ach leckt mich doch alle!
    »Valeria, ich gehe mal für ein Stündchen raus.«
    Valeria blickte sie an

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