Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
Mit einem Mal flog der Deckel davon, und das Salz wurde über den ganzen Tisch verstreut. David wich entsetzt zurück; er fühlte sich versucht, eine Prise davon zwischen die Finger zu nehmen und sich über die Schulter zu werfen, aber Edgar hatte bereits etwas Salz in seine Hand getan und streute es ins Wasser; dazu sprach er die alten Worte des Segens: Commixtio salis et aquae pariter fiat, in nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti . Die lateinischen Worte schienen ihm für diesen Anlaß passender als das schlichte Englisch.
Oben schrie ein kleiner Junge. Unwillentlich trat David einen Schritt zurück, so sehr ging ihm das klägliche Weinen zu Herzen. Ohne sich in dem Ritual, das er vollführte, beirren zu lassen, packte Edgar David an der Jacke. »Rühren Sie sich nicht vom Fleck«, befahl er ihm. »Bleiben Sie hier. Da oben ist nichts, das versichere ich Ihnen. Sie spielt mit uns. Wir können sie bezwingen. Wir müssen nur fest genug daran glauben.«
Er nahm das Kruzifix und reichte es David. »Hier. Tragen Sie es, und folgen Sie mir.«
Langsam schritten sie durch das Zimmer. Vorneweg ging Edgar und sprengte Weihwasser in jede Ecke, dicht hinter ihm David mit dem Kreuz. Trotz seiner Angst konnte David nicht umhin, ein kurzes Dankesgebet auszustoßen, daß sein Chef ihn in diesem Moment nicht sehen konnte, und unglaublicherweise mußte er leise kichern. Edgar blieb abrupt stehen und wandte sich um. Sein Gesicht war weiß vor Wut. »Finden Sie das komisch? Nach allem, worüber wir gesprochen haben? Nach allem, was Sie hier gehört haben, finden Sie das komisch?« Vor Zorn schrie er beinahe.
»Nein. Es tut mir leid.« David biß sich auf die Unterlippe und hielt sich das Kreuz vors Gesicht. »Die reine Hysterie. Ich bin an solche Sachen nicht gewöhnt…«
»Gott sei Dank nicht!« Edgar starrte ihn noch einen Augenblick lang an. »Ich hoffe nur, daß unsere Hexe Sie nicht auch noch erwischt hat. Vielleicht sollten Sie besser draußen warten.«
»Nein!« Der Gedanke, daß er verhext sein könnte, erfüllte David mit so großer Furcht, daß ihm der kalte Schweiß ausbrach. »Nein, Edgar, es tut mir leid. Bitte. Ich helfe Ihnen.« Als sie beide das Geräusch schneller Schritte hörten, sah er zu den Deckenbalken hinauf. »Vergessen Sie nicht den König, Edgar. Wenn der König auch hier ist…«
»Eins nach dem anderen«, zischte Edgar. Mit zitternden Händen sprengte er Wasser in die dunklen Ecken unter der Galerie. » Ab insidiis diaboli, libera nos, Domine. Ab ira, et odio, et omni, libera nos, Domine! Hier lang.« Er wandte sich zur Tür. »… ubicumque fuerit aspersa, per invocationem sancti nominis tui, omnis infestatio immunis spiritus abigator, terrorque venenose serpentis procul pellatur…«
»Mr. Tregarron? Sind Sie da?« Die laute Stimme, die plötzlich durch den Raum hallte, ließ ihn abrupt innehalten. »Mr. Tregarron, ist alles in Ordnung?«
David schloß die Augen und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. »Das ist Jimbo, Lukes Mechaniker«, flüsterte er. Seine Hände zitterten so stark, daß er das Kruzifix an seine Brust drücken mußte.
»Mr. Tregarron?« Jetzt klang die Stimme weniger dringlich.
»Sagen Sie nichts. Er wird verschwinden«, befahl Edgar im Flüsterton.
»Mr. Tregarron? Die Hintertür war offen.« Die Stimme war näher gekommen. »Ich dachte, ich sehe besser mal nach.«
»Reden Sie mit ihm.« Edgar fiel in sich zusammen und verschränkte die Arme kreuzförmig über dem Magen. Alle Energie war von ihm gewichen. »Reden Sie mit ihm. Schicken Sie ihn fort.«
David legte das Kruzifix auf den Tisch und schlich zur Tür. »Jim?« Seine Stimme bebte. »Jim, es ist alles in Ordnung. Ich bin hier.« Er ging in die Küche, atmete tief durch und hatte das Gefühl, als sei er einem Gefängnis entkommen. Mit einem Seufzen, das seinen ganzen Körper erfaßte, stützte er die Arme auf den Tisch und legte den Kopf in die Hände.
»Sind Sie sicher, daß Ihnen nichts fehlt, Mr. Tregarron?« Jimbo hatte in der Tür gestanden, aber jetzt trat er mit besorgter Miene näher. »Sie sind ja leichenblaß, Mann. Was is’n los?«
David zwang sich aufzusehen. »Nur ein bißchen müde. Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich habe nicht gewußt, daß die Tür noch offen war.«
»Kein Problem. Solange alles in Ordnung ist.« Jimbo zögerte. »Es ist doch alles in Ordnung hier, oder?«
David nickte.
»Dann mach ich mich wieder an die Arbeit. Ich mußte heute vormittag
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