Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
hinüber und öffnete eine der Ofentüren; dabei zog sie fröhlich die Nase kraus. »In diese Küche muß man wirklich erst einmal zwanzigtausend investieren! Ich kenne einen hervorragenden Küchenausstatter, wenn Sie einen brauchen. Er würde sie Ihnen wirklich toll einrichten.«
Luke und Joss tauschten einen Blick aus. »Eigentlich möchte ich die Küche so lassen, wie sie ist«, sagte Joss. Luke schnitt eine Grimasse; sie sprach verdächtig leise. »Wenn ich den Herd ein bißchen poliere, wird er wunderbar aussehen.«
Die Besucherin sah sie überrascht an. »Da haben Sie wohl recht. Aber wissen Sie, es wäre so viel besser, wenn Sie ihn gegen einen anständigen Aga-Herd eintauschen würden. Und Gott stehe Ihnen bei, wenn Sie sich ans Dach machen. Laura und Philip hatten nichts als Ärger mit dem Dach.« Nachdem sie ihre Inspektion beendet hatte, wandte sie sich mit einem herzlichen Lächeln wieder den beiden zu. »Ach, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie großartig es sein wird, wieder Nachbarn zu haben. Ich kann es gar nicht erwarten, daß Sie einziehen. Also – eigentlich bin ich gekommen, um Sie zu fragen, ob Sie nicht zum Mittagessen zu uns kommen möchten. Wir wohnen dort drüben, in dem Farmhaus am anderen Ende des Gartens.« Sie machte eine vage Geste. »Mein Mann besitzt den Großteil der umliegenden Grundstücke.«
Joss wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, aber Luke kam ihr zuvor. »Das ist sehr nett von Ihnen, Mrs. Goodyear, aber wir haben uns etwas zu essen mitgebracht. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben – vielleicht ein anderes Mal? Wir müssen vieles ausmessen und derlei, solange wir hier sind.«
»Zwanzigtausend!« Sobald sie die Besucherin losgeworden waren, brach Luke in schallendes Gelächter aus. »Wenn sie
wüßte, daß wir ohne einen Pfennig Geld hier einziehen, würde sie uns vermutlich von ihrer Liste von Weihnachtskartenempfängern streichen, bevor sie uns überhaupt draufgesetzt hat!«
»Ich glaube nicht, daß sie uns einschüchtern wollte. Eigentlich hat sie mir ganz gut gefallen.« Joss öffnete einen der hohen Küchenschränke. »Aber in einer Hinsicht hat sie recht, Luke – es wird endlos viel zu tun geben. Wahrscheinlich ist das Dach undicht; und die Wasserrohre und Stromkabel – wir wissen noch gar nicht, ob alles funktioniert. Und der Herd… Wahrscheinlich können wir ihn in Gang bringen …« Sie sah den Ofen zweifelnd an. »Aber er wird mengenweise Holz verschlingen.«
»Wir werden’s schon schaffen.« Er legte die Arme um sie und zog sie an sich. Sie bemerkte, daß er zum erstenmal, seitdem er von Barrys Betrug erfahren hatte, wieder glücklich aussah. Wirklich glücklich. »Zum einen war in einem der Schuppen draußen im Hof ein riesiger Berg Kohle, hast du das gesehen?« sagte er. »Und dann gibt es Holz. Wir schaffen’s schon, Joss. Irgendwie. Du wirst schon sehen.«
5
E in Bierglas hatte auf dem Pubtisch einen Wasserring hinterlassen, den Joss hingebungsvoll in eine Acht mit Variationen verwandelte, als David Tregarron sich mit zwei Weinschorlen und einer Packung Erdnüsse vom Tresen zu ihr durchkämpfte.
David, Fachbereichsleiter für Geschichte an der Dame Felicia’s School im vornehmen Stadtbezirk Kensington, war achtunddreißig und seit zwei Jahren geschieden. Er lebte als Hausaufseher und stellvertretender Direktor direkt im Schulgebäude in einer viktorianischen Wohnung mit geringem Komfort und vier Schlafsälen voll aufsässiger Jungen unter sich. Seine Scheidung war eine sehr unerfreuliche, schmutzige Angelegenheit gewesen, und Joss hatte ihm in der schweren Zeit zur Seite gestanden. So unterschiedlich auch ihre Meinungen bei bestimmten Lehrmethoden sein mochten, während der Auflösung seiner Ehe hatte Joss unweigerlich seine Partei ergriffen. Als Davids
Ehefrau sich mit ihrem neuen Geliebten absetzte, hatte sie ihn getröstet, ihn im Lehrerzimmer mit Kaffee und Alka Seltzer versorgt und bereitwillig in seine weinerlichen Klagen über eine Frau eingestimmt, die sie nie kennengelernt hatte.
Einmal, bald nachdem die Scheidung für rechtskräftig erklärt worden war, hatte er ihre Hand genommen und gesagt: »Joss, laß dich von Luke scheiden und heirate mich.« Kaum waren ihm die Worte über die Lippen gekommen, wußte er, daß er sie nicht nur im Scherz geäußert hatte. Er hatte die Gefahr rechtzeitig erkannt und sich zusammengerissen. Joss zu mögen war gestattet, aber alles andere war tabu.
»Und wie kommt Luke mit diesem frischgebackenen
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