Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
Vermögen zurecht?« Vorsichtig ließ er sich auf einem der samtbezogenen Hocker nieder und reichte Joss ein Glas.
Sie verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. »Er ist verblüfft, erleichtert, ungläubig. Nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge.«
»Und du?«
Sie seufzte. »Mir geht es ähnlich. Eigentlich kann ich das alles noch gar nicht fassen. In den letzten Wochen ist so viel passiert, David! Ich glaube, ich hätte mir nicht einmal in meinen kühnsten Träumen vorstellen können, daß uns so was passiert!« Nachdenklich nahm sie einen Schluck. »Das war nett von dir, mich für heute abend einzuladen. Stell dir vor, es ist seit Tagen das erste Mal, daß ich aus dem Haus komme. Es gibt so viel zu tun. Das Aus für die Firma war der reinste Alptraum.«
»Das tut mir wirklich leid«, sagte David und schnitt eine Grimasse. »Muß Luke Konkurs anmelden?«
Joss schüttelte den Kopf. »Gott sei Dank nicht. Das Haus ist unsere Rettung. Lukes Großvater hat es nach dem Krieg für ein paar hundert Pfund gekauft, aber als Lukes Vater es uns zur Hochzeit schenkte, war es ein Vermögen wert.« Sie lächelte traurig. »Der Makler hat einen hohen Preis angesetzt. Sollte ich je Barry zwischen die Finger bekommen, erwürge ich ihn höchstpersönlich, wenn nicht Luke oder die Polizei mir zuvorkommen. Unser schönes Haus!«
»Das ist auch hart. Aber zum Ausgleich habt ihr ja jetzt eine Prachtresidenz in East Anglia.«
»Ich weiß«, grinste Joss. »Es klingt wie ein Märchen. Es ist ein Märchen! Ach David, es ist so schön dort! Und Luke ist eifrig am Pläneschmieden. Er will wieder alte Autos restaurieren. Immerhin ist er Ingenieur, und der Teil der Arbeit hat ihm immer am meisten Spaß gemacht. Ich glaube, es ging ihm ziemlich auf die Nerven, den Großteil der Zeit mit Organisieren und Papierkram zu verbringen. Sie haben ihm auch einige Geräte und Werkzeuge von H & G überlassen; offenbar sind die Sachen nichts mehr wert. Der Käufer wollte sie jedenfalls nicht haben. Also hat Luke sich mit Drehbänken, Bohr- und Fräsmaschinen und solchen Sachen eingedeckt. Ich hoffe, er hat recht, daß er damit ein bißchen Geld verdienen kann; wir werden arm sein wie die Kirchenmäuse. Im Sommer können wir vom Garten leben, aber der Winter ist für Gärtner nicht gerade die beste Jahreszeit! Ist dir klar, daß wir ein paar Wochen vor Weihnachten umziehen? «
»Joss, mir ist eine Idee gekommen.« David beugte sich zur Seite, weil eine Gruppe lärmender Pubgäste den Nachbartisch mit Beschlag belegte. »Deswegen habe ich dich ja auch zu diesem Treffen überredet.« Er schwieg und seufzte theatralisch. »Ich weiß, daß du und ich bei Geschichte und Unterrichten nicht immer einer Meinung waren!«
Joss lachte. »Du bist der geborene Untertreiber!«
»Gelegentlich sind die Wogen höher geschlagen.«
»Was du nicht sagst.« Sie betrachtete ihn voller Zuneigung. »Worauf willst du hinaus, David? Du bist doch sonst nicht so zurückhaltend, wenn du einen Vorschlag auf Lager hast.«
»Sag mir zuerst, ob du in deiner neuen Heimat wieder unterrichten willst.«
Joss schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Wahrscheinlich gibt es im Dorf eine Schule – sicher bin ich mir allerdings nicht –, aber ich vermute, daß sie keinen Bedarf an einer Fachlehrerin wie mir haben. Und ehrlich gesagt, David, habe ich vom Unterrichten die Nase voll.«
»Jedenfalls hat es dir nicht leid getan, die Kündigung einzureichen, als du schwanger warst. Das habe sogar ich gemerkt.«
»Und wahrscheinlich warst du froh, mich nicht mehr sehen zu müssen.« Sie blickte in ihr Glas.
»Das stimmt nicht, und das weißt du genau.« Er zögerte. »Du bist eine gute Lehrerin, Joss. Es hat mir wirklich leid getan, daß du gegangen bist.« Er hielt wieder inne. »In mehr als einer Hinsicht. « Es entstand ein unbehagliches Schweigen. Mit sichtlicher Mühe riß David sich zusammen und fuhr fort: »Du magst Kinder, und du regst ihre Phantasie an. Das können beileibe nicht alle Geschichtslehrer. Ich weiß, daß wir uns manchmal wegen deiner Methoden gestritten haben, aber ich habe mir nur Sorgen gemacht, daß du vielleicht nicht den Lehrplan erfüllst.« Kopfschüttelnd unterbrach er sich. »Irgendwie habe ich falsch angefangen. Eigentlich wollte ich dir etwas ganz anderes sagen. Ich möchte dir einen Vorschlag machen, aber ich will nicht, daß du ihn falsch verstehst. Ich meine ihn nicht als Beleidigung oder als Anschlag auf deine intellektuelle
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