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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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aus dem Kreis heraus, ohne ihn von den Steinplatten zu wischen, und ging langsam zur Tür.

    Als sie nach dem Lichtschalter griff, warf sie einen Blick in den Saal zurück. Nichts hatte sich verändert; nichts war zu hören.
    Sie verschloß die schwere Eingangstür hinter sich und lief im Schein ihrer kleinen Taschenlampe mit schnellen Schritten über den Kies. Während sie in den Pfad zur Kirche einbog, sah sie noch einmal zurück und lauschte, dann hastete sie weiter.
    Der Schlüssel zur Kirche war an seinem alten Platz, dem Versteck im Portal. Sie steckte ihn ins Schloß, schob die Tür auf und hielt inne. Drinnen war es eisig kalt und finster. Zögernd griff sie nach den Sachen im Taschentuch und der kleinen Flasche, trat hinein und ging eilig zum Altar; die Taschenlampe beleuchtete den Boden vor ihr.
    Auf dem Läufer zwischen den beiden Kirchenbankreihen blieb sie stehen. Schweiß stand ihr auf der Stirn. Das Taschentuch in ihrer Hand war zerknüllt, feucht und heiß.
    Mit letzter Willenskraft lief sie die wenigen Schritte zum Altarraum hinauf und bückte sich nach dem Federriegel, um das kleine Gatter zu öffnen; ihre Finger tasteten zwischen der kunstvollen Holzschnitzerei nach dem verborgenen Schloß. Schließlich fand sie es, schob das Türchen auf, trat an den Altar und stellte die Oblaten und den Wein vor das Kreuz. »Jetzt!« stieß sie keuchend hervor. »In Sicherheit! Hier könnt Ihr es nicht berühren, Madame!«
    Triumphierend drehte sie sich um und leuchtete mit der immer schwächer werdenden Taschenlampe das Kirchenschiff hinab. Ganz hinten, fast bei der Tür, sah sie, wie sich etwas bewegte. Sie kniff die Augen zusammen, um durch ihre starken Brillengläser mehr zu erkennen, und ihre Kehle schnürte sich vor Angst zu.
    Hinter ihr war der Gott, den sie in ihrer Jugend zurückgewiesen hatte. War es jetzt zu spät, Ihn um Seine Hilfe zu bitten? Die sich windende Lichtspirale vor ihr wurde größer. Mit einem Schrei des Entsetzens stürzte Mary die Stufen hinab und rannte ins Seitenschiff, wo sie sich mehrmals schutzsuchend hinter die Pfeiler kauerte im verzweifelten Versuch, die Tür zu erreichen.
     
    »Verstehe ich Sie recht?« James Wood sah mit einem besorgten Blick zu David. »Sie und Edgar Gower sind also ins Haus gegangen, um die Gespenster dort zu exorzieren?«

    David nickte und spürte, wie er gereizt wurde. »Ich möchte nur, daß Sie mitkommen, damit wir Edgars Sachen holen. Das Weihwasser und all das. Er hatte Angst, daß…« Er zögerte. »Daß es in die verkehrten Hände geraten könnte.«
    »Vermutlich in die Hände von Gespenstern.« Woods Lippen wurden schmal. »Natürlich begleite ich Sie. Der arme Edgar. Das tut mir wirklich leid.« Mit einem weiteren Blick auf David fuhr er fort: »Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen, David. Es war nicht Ihre Schuld, wirklich nicht.«
    »Nein? Ich habe ihn hergebracht. Wenn ich nicht gewesen wäre…«
    »Unfälle passieren immer wieder. Niemand ist für sie verantwortlich. Edgar war immer schon besessen von diesem Haus; kein Mensch hätte ihn davon fernhalten können. Und wenn er sowieso ein schwaches Herz hatte…«
    »Das weiß man nicht«, wandte David seufzend ein.
    »Die Ärzte machen eine Autopsie, sagten Sie? Wahrscheinlich müssen sie das tun.« James Wood schüttelte traurig den Kopf, während er im Flur nach seiner dicken Jacke griff und sie sich überstreifte. Dann öffnete er die Schublade eines Tischs neben der Haustür und nahm eine zweckdienlich aussehende Taschenlampe heraus. »Ich werde die arme Dot besuchen. Das muß ein entsetzlicher Schock für sie sein. Also, gehen wir. – Schatz, in zwanzig Minuten bin ich wieder da«, rief er über die Schulter in die Küche, aus der es wunderbar nach gebratenem Knoblauch und Zwiebeln duftete. Der Pfarrer warf die Tür hinter sich ins Schloß und ging die Straße hinauf.
    »Mein Auto steht bei der Post…«, wandte David ein.
    »Das ist nicht nötig. In zehn Minuten sind wir da.« Wood ging voran und leuchtete mit der Taschenlampe auf den mit Frost bedeckten Asphalt. »In der Zwischenzeit können wir uns ein bißchen beruhigen.«
    David zog eine Augenbraue hoch. Er hatte an James Wood keine Spur von Aufregung bemerkt. »Haben Sie nicht gesagt, daß Sie nicht an Gespenster glauben?« fragte er, als sie nebeneinander über den Anger gingen.
    »Nicht im Zusammenhang mit Belheddon Hall«, antwortete Wood mit einem kehligen Lachen. »Ich glaube, einen derartigen
Fall von Massenhysterie habe

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