Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
Schrecken.«
Wood schürzte die Lippen. »Wäre es nicht möglich, daß Sie selbst aufgeräumt haben? In der Panik nach dem Unfall und allem könnte es doch durchaus sein, daß Sie das vergessen hatten.«
»Nein, glauben Sie mir, ich würde mich daran erinnern.« David spürte, wie Angst und Ärger in ihm aufstiegen. »Vielleicht sollten wir das Haus durchsuchen.« Er durchquerte den Saal und ging in den Gang zur Kellertreppe. Die Tür nach unten hatte er abgeschlossen, das wußte er noch genau, und die Schlüssel auf den Schreibtisch im Arbeitszimmer geworfen. Er öffnete die Tür und starrte auf den Sekretär. Der Schlüsselbund lag noch da, auf der Löschunterlage, neben dem Stapel mit Joss’ Manuskript. Im Wissen, daß Wood ihn von der Tür aus beobachtete, drehte er sich langsam um und suchte den Raum nach der schäbigen schwarzen Ledertasche ab. Es war keine Spur von ihr zu sehen.
»Sollen wir nach oben gehen?«
Wood nickte. »Wir sollten besser überall nachsehen, jetzt, wo wir hier sind, um sicherzugehen, daß kein Unbefugter hier war. Solche Sachen kommen vor, wissen Sie. Leute sehen den Krankenwagen, und wenn die Familie dem Verletzten dann ins Krankenhaus hinterhereilt und dabei in ihrer Panik oft das Haus nicht richtig zusperrt, kommen sie rein und räumen es leer. Traurig, aber wahr.«
»Aber ich habe zugesperrt«, gab David ärgerlich zurück.
»Natürlich.« James Wood schaltete das Licht aus und schloß die Tür. Dann sah er zur Kellertür. »Sollen wir dort unten nachschauen? «
»Wahrscheinlich sehen wir besser überall nach.« David griff nach dem Schlüsselbund. Der arme Edgar. Als er die Tür öffnete und das Licht anmachte, zögerte er kurz, bevor er die unebenen Stufen hinabstieg. Unten angekommen, sah er sich um. »Hier unten ist nichts Ungewöhnliches.«
Einen Moment lang horchten sie schweigend. »Ich würde gerne wissen, warum er nach unten gekommen ist.« Stirnrunzelnd ging James Wood zum zweiten Keller durch. »Das ist
seltsam.« Seine Stimme hallte, als er außer Sichtweite verschwand.
David zuckte die Achseln.
»Aber eines der Kinder ist ja hier gestorben, oder?« Die Stimme klang aus größerer Entfernung. »Diese Keller gehen ja ewig weiter. Ich wußte gar nicht, daß sie so groß sind.«
»So groß nun auch wieder nicht!« widersprach David. Dann schrie er plötzlich: »Mr. Wood? James?« Von Panik gepackt, rannte er zum Gewölbebogen.
James stand neben den Weinfässern und spähte in eine dunkle Ecke. »Irgend jemand hat hier unten Spielzeug liegenlassen. Das ist jammerschade, in der Feuchtigkeit geht es ja kaputt. Schauen Sie nur.« Er hielt einen alten Weidenkorb in der Hand. Im kalten Licht der Glühbirne sahen sie den grünen Schimmelbelag, der sich auf dem Henkel bildete. Im Korb lag ein halbes Dutzend der kleinen Holzautos, die David schon früher gesehen hatte, eine verrostete Spielzeugpistole und darunter ein Taschenmesser und ein rotes Jo-Jo.
»Das muß wohl einem der Jungen gehört haben, die gestorben sind«, meinte David langsam. Er berührte das Jo-Jo mit dem Finger. »Tom gehören die Sachen jedenfalls nicht.«
Er schauderte und konnte nicht umhin, einen Blick zurück über die Schulter zu werfen. »Sonst gibt es hier unten nichts. Gehen wir wieder nach oben?« Zumindest war es oben nicht ganz so kalt. Jetzt wollte er nur noch so rasch wie möglich aus diesem Haus verschwinden.
James nickte und stellte den Korb ab. »Traurig«, murmelte er, »das ist so traurig.« Dann verzog er das Gesicht. »Was war das?«
»Was?« Davids Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Er wirbelte auf dem Absatz herum und lauschte.
»Ich dachte, ich hätte etwas gehört. Eine Stimme.«
»Das Lachen einer Frau?« David betrachtete die Treppe und schluckte.
»Nein«, sagte James offenbar verwirrt. »Ich bin mir nicht sicher. Wahrscheinlich nur die Wasserrohre oder so.«
»Sehen wir zu, daß wir hier rauskommen.« David ging hastig auf die Stufen zu. »Kommen Sie! Keller sind mir immer unheimlich. «
»Mir auch.« Mit einem kläglichen Lächeln folgte James ihm. »Ich muß zugeben, ich weiß jetzt, was Sie mit diesem Haus meinen. Wenn es leer ist, so wie jetzt, ist die Atmosphäre nicht ganz so, wie man es gern hätte. Aber wir sollten nicht dumm sein. Unser Verstand sagt uns, daß wir uns vor nichts zu fürchten brauchen.«
Auf dem Treppenabsatz blieben beide stehen und sahen zum großen Saal. David schaltete das Kellerlicht aus und zog die Tür hinter sich zu. Dann
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