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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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brauche euch.«

36
    A ls Mat unangekündigt in Oxford eintraf, seine Eltern und die Kinder umarmte und Lyn einen brüderlichen Kuß auf die Wange gab, war sie ebenso erfreut und überrascht, ihn zu sehen, wie seine Eltern.
    »Du hättest uns wirklich sagen können, daß du kommst, Matthew!« tadelte Elizabeth Grant ihn mit gespielter Empörung. »Das ist wieder einmal typisch. Du tauchst einfach auf und meinst, daß wir schon irgendwie Platz für dich haben!«
    »Natürlich habt ihr Platz.« Er schloß seine Mutter wieder in die Arme und drückte sie fest an sich. »Jede Menge! Ich habe erst gestern festgestellt, daß ich fünf Tage Urlaub herausschinden kann, bevor ich mit dem nächsten Projekt anfange, also habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Daß ich vorher reservieren muß, habe ich nicht gewußt!«

    »Ich fürchte, mit den Jungs und mir im Haus wird es etwas eng.« Als Lyn in Mats attraktives, fröhliches, sorgloses Gesicht sah, fühlte sie sich mit einem Mal gehemmt.
    »Unsinn«, sagten Elizabeth und Mat gleichzeitig, und dann brachen sie beide in Gelächter aus.
    »Wir haben genug Platz für alle!« fuhr Elizabeth mit Nachdruck fort. »Ich habe nur Spaß gemacht.«
    Erst am Abend, als die Kinder im Bett waren, hatte Lyn Gelegenheit, mit Mat allein im Wohnzimmer zu sitzen. Er schenkte ihr ein Glas Sherry ein, setzte sich mit übereinandergeschlagenen Beinen ihr gegenüber, nahm einen Schluck von seinem Drink und lächelte sie freundlich an. »Also, wie geht es Joss und Luke nun wirklich?«
    »Gut.« Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. »Du hast nie auf meine Briefe reagiert.«
    »Ich weiß. Tut mir leid.« Er wirkte verlegen. »Ich wollte ja, aber… du weißt ja, wie es so läuft.«
    »Das weiß ich nicht. Aber du könntest es mir ja erzählen.«
    Er sah bedrückt aus. Im Aufstehen stellte er behutsam sein Glas ab und ging zur Terrassentür, von der man den Fluß Cherwell am Ende des Gartens zwischen Weiden dahinfließen sah. »Ich lebe in Schottland, Lyn. Mein Leben spielt sich dort oben ab.«
    »Ah ja«, stieß sie hervor, ohne einen kläglichen Tonfall vermeiden zu können. »Wie dumm von mir zu denken, daß du Zeit haben könntest, eine Postkarte zu schreiben!«
    Er drehte sich um. »Bitte versteh doch. Du bist eine sehr attraktive Frau…«
    »Nein.« Sie stand auf und stellte ihr Kristallglas so abrupt ab, daß Sherry auf den Sofatisch schwappte. »Bitte mach es nicht noch schlimmer.« Ihr Gesicht war rot. »Jetzt muß ich mal nach den Kindern sehen, wenn du mich entschuldigen möchtest. Und dann helfe ich deiner Mutter mit dem Abendessen.«
    Am nächsten Morgen hatte sie einen Entschluß gefaßt.
    »Aber Lyn, warum bleiben Sie denn nicht ein bißchen länger, Kind! Sie wissen doch, wie schön es für uns ist, die Kinder bei uns zu haben.« Elizabeth nahm Toms Lätzchen ab und half ihm, aus dem Hochstuhl zu klettern. »So, Schätzchen, jetzt hol dir
was Süßes aus Omas Dose, und dann geh ein bißchen spielen, während Tante Lyn und ich uns unterhalten.«
    Lyn lächelte gepreßt. »Das ist sehr nett von Ihnen, Mrs. Grant, aber ehrlich gesagt ist es mir lieber, wenn sie zu Hause sind. Hier kommen sie ganz aus ihrem Rhythmus, und es ist Zeit, daß wir heimfahren. Tom sollte ab dieser Woche eigentlich ein oder zwei Stunden am Tag in eine Spielgruppe gehen.« Bekümmert sah sie, wie Tom sich eine Handvoll Karamelbonbons aus der Dose fischte.
    »Aber das kommt so plötzlich, und Luke wollte unbedingt, daß wir uns um Sie alle kümmern, Kind. Und es war so schön.« Elizabeth stand auf und ging zur Spüle. »Wissen Sie, ich glaube nicht, daß Sie fahren sollten, ohne vorher mit den beiden zu sprechen. Wirklich nicht.« Sie spülte einen Lappen unter dem heißen Wasser aus und fing ihren Enkel ab, bevor er seine klebrigen Finger an ihrem karierten Tischtuch abwischen konnte.
    Lyn mußte alle Mühe aufwenden, um nicht eine finstere Grimasse zu ziehen. »Es war wirklich schön hier«, sagte sie so aufrichtig, wie es ihr möglich war. »Aber ich glaube, Luke und Joss würden wollen, daß er in die Spielgruppe geht. Die Warteliste ist so lang, und wir haben Glück gehabt, daß sie ihn überhaupt genommen haben.«
    Elizabeth blickte auf und zuckte unglücklich die Achseln. »Ich hoffe, es hat nichts damit zu tun, daß Mat gekommen ist.« Mit einem scharfen Blick bemerkte sie den plötzlich defensiven Ausdruck in Lyns Augen. Der dumme Junge! Sie seufzte. Wieder ein gebrochenes Herz. Sie schüttelte den

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