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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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überraschend warme Luft schlug ihr entgegen. Nachdenklich blieb sie stehen, dann ging sie in die Küche. Der Ofen war zwar kurz davor auszugehen, aber zweifellos hatte er innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden gebrannt. Mittlerweile kannte sie ihn gut genug, um zu wissen, wie lange das Feuer glimmte. Auf dem Tisch standen zwei Gläser und dazu Lukes fast leere Whiskyflasche sowie ein hölzernes Spielzeugauto.

    Sie setzte Ned in seinen Stuhl und machte sich daran, ihm seine wasserdichte Jacke und Hose abzustreifen. Seine Wippe stand an ihrem üblichen Platz in der Ecke hinter dem Schaukelpferd. Sie zog sie vor den Herd, legte ihn hinein, schnallte ihn fest und versetzte der Wippe einen sanften Stoß, so daß sie zu schwingen begann. Dann wandte sie sich zur Tür.
    »Jimbo, wer ist hier gewesen? Warst du das?«
    Einen Augenblick lang konnte sie ihn nicht sehen, aber dann bemerkte sie eine Bewegung in den Büschen auf der anderen Seite des Hofs. »Hast du ihn gefunden? Gott sei Dank!«
    Jimbo kam mit einem schreienden Tom unter dem Arm auf sie zu.
    »Was ist los? Was ist passiert?« Sie riß das Kind an sich und ging in die Küche zurück. Zögernd folgte er ihr und sah von der Tür aus zu, wie sie den Jungen zu trösten versuchte.
    »Sie hätten ihn nich zurückbringen sollen.«
    »Warum nicht?« fuhr sie auf. »Schau, du hast ihm Angst gemacht. «
    »Das war nich ich.« Jimbo preßte die Lippen zusammen.
    »Wer dann?«
    »Das fragen Sie ihn vielleicht besser selbst.« Er zog geräuschvoll die Nase hoch. »Und es war auch nich ich, der hier gesessen und was getrunken hat, während ich hätt arbeiten sollen, das brauchen Sie gar nich denken. Mr. Tregarron ist hier gewesen, mit dem Herrn Pfarrer Gower. Er hat einen Unfall gehabt. Der Pfarrer ist tot. Herzanfall, sagen sie.«
    Entsetzt starrte Lyn ihn an. »Wann war das?«
    »Vorgestern abend.«
    »Und wo ist Mr. Tregarron jetzt?«
    »Oben in London. Das würd ihm gar nich gefallen, daß Sie die Jungs hergebracht haben.«
    »Das glaube ich gern.« Lyn verzog das Gesicht. »Also gut, Jimbo, danke. Ich mache den beiden besser etwas zu essen und bringe sie ins Bett. Die Fahrt war anstrengend.« Einen Augenblick lang hatte sie den Eindruck, er wolle nicht gehen.
    Er blieb zögernd auf der Schwelle stehen, aber dann drehte er sich plötzlich mit einem Achselzucken um. Von der armen Mary brauchte sie noch nichts zu erfahren. Sie war schon stundenlang
tot gewesen, als man sie gefunden hatte, und noch immer wußte niemand, was sie nachts in der Kirche zu suchen hatte. Sie hatte die Tür offenstehen lassen und war zwischen den alten Gräbern unter den Eiben hingefallen.
    »Rufen Sie mich, wenn Sie mich brauchen«, rief er über die Schulter zurück. »Aber ich an Ihrer Stelle würde die Nacht bei Mrs. Goodyear verbringen. Lassen Sie die Kinder nich hierbleiben. «
    Lyn starrte ihm einen Moment hinterher und zog dann Tom schimpfend die Jacke aus. Er bemerkte das Spielzeugauto auf dem Tisch und stellte sich auf die Zehenspitzen, um es zu sich zu ziehen. »Georgies Auto«, plapperte er, als sie ihm den Pullover glattstrich und das Spielzeug reichte. »Tom spielen mit Georgie-Auto.«
     
    »Nachher müssen wir deine Eltern anrufen, Luke.« Joss saß mit ihrem Mann an dem riesigen geschrubbten Tisch in dem Bauernhaus, das das letzte Zuhause ihrer Mutter gewesen war. Sie hatten eine wunderbare Mahlzeit beendet, die Paul zubereitet hatte, und dazu einen kräftigen Landwein getrunken; jetzt waren sie beide müde und fühlten sich so ausgeruht wie schon lange nicht mehr.
    »Ich bin froh, daß ich euch überredet habe, euer Hotel aufzugeben und hierherzukommen.« Paul löffelte grobgemahlenen Kaffee in die Cafetière. »Ihr seht schon sehr viel besser aus«, fügte er mit seinem charmanten Lächeln hinzu. »Natürlich, ruft an, wen immer ihr wollt. Schade, daß ihr nicht die Kinder dabeihabt. « Dann schüttelte er den Kopf. »Es hätte Laura so gut gefallen zu wissen, daß sie Enkelkinder hat. Und jetzt, während ihr euren Kaffee trinkt, hole ich ihre Sachen.« Zögernd fügte er hinzu: »Ich möchte nicht, daß Sie traurig werden, Jocelyn. Sind Sie sicher, daß Sie die Dinge haben wollen?«
    Joss schälte gerade einen Apfel mit einem kleinen Obstmesser. »Ich würde sie schrecklich gerne haben«, sagte sie mit einem wehmütigen Lächeln. »Das klingt vielleicht komisch, weil ich schon so viele Sachen von ihr in Belheddon habe, aber nichts davon ist persönlich, es sind lauter

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