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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Seide, die im Regen unter ihren Fingern zerfiel. Als sie ihn behutsam ablöste, starrten alle gebannt auf den Inhalt.
    Vor ihnen lagen zwei blasse, wurstförmige Gegenstände, eng aneinandergedrückt und in der Mitte teilweise mit einem fast schwarzen Faden umwickelt.
    »Was ist das?« fragte Joss flüsternd.
    »Was sind sie, ist eher die Frage.« Natalie machte einen Schritt zurück und betrachtete die Gegenstände auf dem Tisch, auf den der Regen niederprasselte.
    »Das ist Wachs.« David beugte sich näher. »Zwei Wachsfiguren. « Er sah zu Natalie auf. »Das sind ja Hexenpuppen.«
    »Das glaube ich auch«, stimmte Natalie zu.
    »Scheiße.« Er schüttelte den Kopf. »Richtige, echte Zauberfiguren. Was meinen Sie, wen sie darstellen sollen?«
    Achselzuckend meinte Natalie: »Sehen Sie doch auf den Kopf der einen.«
    »Eine Krone?« Er sah zu Joss. »Das ist Edward, stimmt’s? König Edward.« Er streckte die Hand nach der Figur aus.
    »Nicht!« schrie Natalie auf. »Wer immer diese Puppen gemacht hat, war böse. Diese Puppen haben nur Unheil gebracht: Unheil für die zwei betroffenen Menschen, Unheil für ihr Kind und ihre Nachkommen, und Unheil für dieses Haus!«
    Es regnete immer stärker. Während die vier um den Tisch standen und die grob geformten Figuren aus Wachs betrachteten, bildete sich eine Pfütze um sie, die in das Holz eindrang und die graue Eiche schwarz färbte.

    »Ihr Kind?« wiederholte Joss. Sie sah auf; ihre nassen Haare klebten ihr im Gesicht. »Du glaubst, sie hatten ein Kind?«
    Natalie nickte.
    »Es hieß Edward«, warf David ein. »Ich habe Berichte über ihn gefunden. Nach dem Tod von Katherines Vater 1496 ging das Haus in den Besitz von Edward de Vere über. Sie hatte keine Brüder und auch keine weitläufigeren Verwandten, die es erben konnten. Soweit wir wissen, hieß ihr Mann Richard, sein gesamtes Hab und Gut ging an seinen Bruder. Ich vermute also, daß Edward de Vere der Sohn von Edward IV. war – die Schwangerschaft, die durch die Ehe mit Richard vertuscht werden sollte.«
    Natalie beobachtete Joss’ Gesicht. »Der Junge war dein Urahne, Joss. Der letzte Mann, der Belheddon erbte.«
    »Und er ist mit achtzehn Jahren gestorben, sobald er eine Tochter hatte.« Davids Stimme klang scheu und ehrfürchtig.
    Alle starrten auf den Tisch. Joss war leichenblaß geworden.
    »Ich glaube, hier liegt der Anfang des Fluchs«, sagte Natalie traurig.
    »Und was machen wir mit ihnen?« Joss’ Stimme war heiser.
    Natalie machte eine hilflose Geste.
    »Sollen wir sie trennen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.« Gequält wandte Natalie sich ab, hob den Kopf und ließ den Regen über ihr Gesicht strömen. »Wir müssen ihnen helfen, wir müssen sie befreien. Edward und das Mädchen.«
    Das Mädchen.
    Katherine.
    Alle Augen lagen auf ihr. Natalie spürte, wie sie ihre Blicke zuerst auf ihre Schulterblätter richteten, dann auf die kleinen, mißgebildeten Figuren und dann wieder auf sie. Sie hatte sich als die Expertin eingebracht, und jetzt vertrauten alle darauf, daß sie ihnen helfen würde, daß sie Joss’ zwei Kinder und Luke rettete.
    Der Regen lief ihr in Strömen übers Gesicht, tropfte von ihren kurzen Haaren in den Kragen. Er war kalt, sauber und frisch.
    Allein konnte sie es nicht schaffen. Ohne Hilfe konnte sie Margarets Fluch nicht brechen.
    Langsam drehte sie sich um. Die anderen beobachteten sie noch immer, die beiden Männer wirkten verunsichert: David,
weil er verstand, womit sie es hier zu tun hatten, und deshalb ängstlich war, und Luke, weil er sich noch immer nicht eingestehen wollte, daß der kleine Wachsklumpen mit zwei Köpfen, der da auf dem Tisch lag, das Leben seiner beiden Söhne und auch sein eigenes gefährden könnte.
    Und warum gefährdete es sie? Es war doch nur ein Liebeszauber, wie er vielfach von Hexen erbeten wurde, ein Stück kindlicher, mitfühlender Magie, die einen Mann und eine Frau zusammenbringen sollte. Warum also strahlte es so viel Böses aus? Und warum bedrohte es Joss, oder die Frauen des Hauses – die Frauen, die von einem König hofiert wurden?
    Niemand sagte ein Wort. Alle beobachteten Natalie und warteten darauf, daß sie ihnen sagte, was zu tun war.
    Und plötzlich wußte sie es.
    »Joss …« Ihre Hände waren feucht geworden. »Wie stark bist du?«
    Joss wandte den Blick ab und schaute zuerst zum See, dann auf die Figuren auf dem Tisch. Ihr Gesicht war blaß und angespannt, aber als sie schließlich zu Natalie aufsah, waren ihre

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