Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
selbst lebt hier…
Alan Fairchilds Bemerkung klang in ihr nach.
Mehrere Minuten blieb sie still sitzen, bis sie das Notizbuch schloß, zum Sekretär ging und nach dem Telefonhörer griff.
David Tregarron saß im Lehrerzimmer beim Korrigieren, als ihr Anruf durchgestellt wurde.
»Tja, wie gefällt dir denn das Leben in dörflicher Abgeschiedenheit, Jocelyn?« Seine dröhnende Stimme schien durch den Raum zu hallen.
»Ehrlich gesagt finde ich es ziemlich anstrengend.« Sie verzog das Gesicht. Die Worte waren ihr spontan entschlüpft und entsprachen weitaus mehr der Wahrheit als die banale Antwort, die sie sich zurechtgelegt hatte. »Ich hoffe, du kommst uns bald besuchen. « Sie klang verzweifelt, was sie gar nicht beabsichtigt hatte. »David, könntest du mir einen Gefallen tun? Wenn du das nächste Mal im Lesesaal der British Library bist, kannst du nachsehen, ob du für mich etwas über die Geschichte von Belheddon findest?«
Er zögerte, bevor er antwortete, und versuchte, ihren Tonfall zu deuten. »Natürlich kann ich das. Nach dem, was du erzählst, muß es ein wunderschönes altes Haus sein. Ich freue mich schon auf meinen ersten Besuch.«
»Ich mich auch.« Sie war überrascht über die Dringlichkeit, die in ihrer Stimme mitschwang. »Ich würde gerne wissen, was der Name bedeutet.«
»Belheddon? Das klingt ziemlich einfach. Bel – das heißt natürlich schön; oder wenn der Name sehr viel älter ist, stammt er vielleicht von einer keltischen Derivation ab, etwa dem Irischen, und wenn ich mich recht erinnere, hat es die gleiche Bedeutung wie ›Aber‹ in Wales und Schottland – Flußmündung. Oder es könnte von den alten Göttern Bel abstammen, du weißt schon, Beltane, oder der biblische Baal, der den Teufel höchstpersönlich repräsentierte. Und ich glaube, ›heddon‹ bedeutet Heide – oder einen Tempel auf einem heidebewachsenen Hügel oder so etwas …«
»Was hast du gesagt?« fragte Joss mit scharfer Stimme.
»Ein Tempel …«
»Nein, voher. Das mit dem Teufel.«
»Na ja, das ist nur eine Möglichkeit. Eigentlich ziemlich romantisch. Vielleicht stand dort ursprünglich ein Tempel.«
»Der Legende im Dorf nach lebt der Teufel hier, David.« Ihre Stimme war seltsam dünn und heiser.
»Du klingst eher ängstlich als amüsiert. Jetzt komm schon, Joss. Du läßt dich doch nicht von den abergläubischen Dörflern verrückt machen, oder?« Sein jovialer Ton veränderte sich abrupt. »Du glaubst doch nicht etwa wirklich daran?«
»Natürlich nicht.« Sie lachte. »Ich würde nur gerne wissen, warum das Haus diesen Ruf hat. Irgendwie ist es reichlich dramatisch! «
»Na ja, vielleicht in dunklen Nächten, wenn draußen der Wind heult. Ich muß schon sagen, ich kann’s gar nicht erwarten, es zu sehen.« Er machte eine kleine Pause. »Dieses Wochenende wäre dir wohl nicht recht, oder? Ich weiß, daß Weihnachten vor der Tür steht, aber die Schule ist fast vorbei. Ich könnte einiges für dich nachlesen und dir vielleicht ein paar Bücher mitbringen.«
Sie lachte glücklich. »Natürlich kannst du kommen! Das wäre großartig. Platz gibt es hier reichlich, vorausgesetzt, du bringst genügend warme Klamotten mit. Hier herrscht arktische Kälte.«
Als Luke mit einem völlig verschmierten Jungen im Arm hereinkam, beide durchgefroren und überaus zufrieden mit sich selbst, stand Joss lächelnd am Herd und rührte die Suppe im Topf um. »Übermorgen kommt David zu Besuch.«
»Wunderbar.« Luke hielt Tom mit einer Hand über das Waschbecken und griff mit der anderen nach der Seife. »Ich freue mich darauf, ihn wiederzusehen. Er wird uns bestimmt Neuigkeiten aus dem guten alten London und der Zivilisation erzählen. « Er lachte, während er seinem Sohn die Hände mit grüner Schmierseife abrieb und Tom vergnügt krähte. »Wirst du dann das Gefühl bekommen, daß dir hier etwas fehlt? Ländliche Langeweile anstatt der großen akademischen Welt?«
»Nein. Wenn ich wirklich wieder einsteigen will, kann ich immer noch ein Forschungsprojekt in Angriff nehmen, das dann in
tausend Jahren als Buch herauskommt. Oder vielleicht etwas weniger Anspruchsvolles und dafür Einträglicheres. Das Buch, das David mir vorgeschlagen hat. Vielleicht rede ich noch mal mit ihm darüber.« Sie hatte in letzter Zeit häufiger über seinen Vorschlag nachgedacht.
Sie gab Pfeffer aus der Mühle in die Suppe, rührte sie um, legte den Holzlöffel beiseite und setzte sich an den Küchentisch. »Du hast mich gar
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