Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
dieses Geräusch in ihrem Kopf. Sie bemühte sich, die Worte zu verstehen, aber sie waren zu weit weg.
Katherine, meine Liebste, wart auf mich …
»Mrs. Grant? Joss?« Simon Fraser blickte sie durchdringend an. »Fehlt Ihnen etwas?«
Angestrengt sah Joss zu ihm auf.
»Ich habe Sie gefragt, ob das Baby geplant war«, wiederholte er geduldig.
Sie zuckte die Achseln. »Nein. Ja. Irgendwie schon. Wir wollten noch ein Kind, damit Tom kein Einzelkind bleibt. Vielleicht nicht so bald. Es gibt so viel zu tun …« Es war weg. Die Stimme war verklungen.
»Also, was immer es zu tun gibt – Sie werden es auf keinen Fall tun.« Er griff nach seinem Koffer. »Ich meine es ernst, Mrs. Grant. Dieser Schwächeanfall, den Sie heute vormittag hatten, ist vermutlich ganz normal – die Hormone spielen verrückt –, aber ich habe zu viele Frauen gesehen, die sich in den ersten Monaten der Schwangerschaft übernommen und es später bereut haben. Schonen Sie sich. Das Haus, die Kartons, das Auspacken – das erledigt sich zwar nicht von selbst, aber es ist auch nicht so dringend, daß Sie sich oder das Baby gefährden müßten. Verstanden ?« Ein jungenhaftes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. »Ich wollte immer schon mal hierherkommen und mir das Haus ansehen – es ist wunderschön –, aber eigentlich will ich nicht zu
allen Tages- und Nachtzeiten hier aufkreuzen müssen, weil die neue Schloßherrin sich überanstrengt. In Ordnung?«
Joss setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. »Ich habe den Verdacht, daß Sie vorgewarnt worden sind. Luke muß mit Ihnen gesprochen haben, bevor Sie zu mir gekommen sind, Herr Doktor.«
Er lachte. »Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht. Ich bin ein ganz guter Menschenkenner.«
Später, in der Küche, wirbelte Luke sie durch die Luft. »Das ist großartig, Liebling! Komm, dafür lassen wir einen Champagnerkorken knallen! David, wagst du dich in den Keller vor? Da unten lagern etliche Flaschen.«
»Luke … «, protestierte Joss und ließ sich in einen Stuhl fallen. »Ich darf doch keinen Champagner trinken. Und außerdem – sollten wir nicht warten, bis die Untersuchungen gemacht sind ?« Sie fühlte sich noch immer seltsam verwirrt, als wäre sie zu plötzlich aus einem Traum aufgewacht.
»Ach was.« Lukes Gesicht glühte vor Aufregung. »Dann öffnen wir eine zweite Flasche. Außerdem besteht doch gar kein Zweifel, oder? Er hat gesagt, er könnte es fühlen. Ich bin mir sicher – und du dir doch auch, oder…?« Er blieb kurz stehen, um vier Gläser aus dem Schrank zu holen, und warf ihr einen schelmischen Blick zu. »Eine Frau weiß so etwas doch.«
Joss drückte sich geistesabwesend die Finger auf die Stirn. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat es schon Anzeichen gegeben. « In den letzten Tagen war ihr morgens leicht übel gewesen, aber weil sie sich um Tom kümmern mußte, hatte sie nicht weiter darauf geachtet. Und ihre Müdigkeit hatte sie darauf geschoben, daß sie einfach viel zuviel zu tun hatte. »Tja, Frau Kindermädchen«, sagte sie zu Lyn, »bald haben Sie einen zweiten Floh zu hüten.«
Lyns Augen funkelten. »Für zwei müßt ihr mir mehr zahlen!«
»Großartig. Vielen Dank!«
»Wenn du an deinem Buch schreibst, mußt du wenigstens stillsitzen. Jetzt hast du keine Ausrede mehr, nicht damit anzufangen«, meinte Luke bestimmt. Er stellte die Gläser auf den Tisch und küßte sie auf den Scheitel. »Ich helfe David, eine Flasche auszusuchen.«
Als Luke langsam die Stufen zum Keller hinunterstieg, stand David bereits vor den Weinregalen. »Hier unten ist es verdammt kalt. Das sind alles Jahrgangsweine, weißt du das? Und einige davon sind noch richtig gut.« Er senkte die Stimme. »Wenn ihr Geld braucht, könntet ihr einen Teil davon verkaufen. Da sind ein paar sehr wertvolle Weine darunter. Schau mal! Haut-Brion 49 – und da: Château d’Yquem!«
»Über wieviel Geld reden wir denn in etwa?« Luke griff nach einer Flasche und hob sie vorsichtig heraus. »Das ist Jahrgang…« Er kniff die Augen zusammen. »… 1948.«
»Schüttel sie bloß nicht! Das, was du in der Hand hältst, ist ungefähr 350 Pfund wert. Hier lagern Tausende von Pfund, Luke. Zehn-, zwanzigtausend, vielleicht noch mehr.«
»Ich war mir nicht sicher. Deswegen wollte ich ja, daß du dir das mal ansiehst.«
David nickte. »Ich kann dir den Namen von jemandem geben, der bei Sotheby’s für Weinauktionen zuständig ist; der kann die Flaschen schätzen und katalogisieren. In
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