Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
Vom Netzwerk:
Luke mit all diesen Sachen nicht überforderst – mit der Familie, der langen Geschichte, dem Haus. Er muß mit einer Menge fertig werden.«
    »Ich muß auch mit einer Menge fertig werden!« Sie knallte das schwere Buch auf die Kommode, und in dem Augenblick hörten sie über das Babyphon, wie die Tür zu Toms Zimmer aufgerissen wurde und Luke mit angsterfüllter Stimme rief: »Tom! Was hast du gemacht?«
    Joss rannte zur Tür. Als sie, dicht gefolgt von David, im Kinderzimmer ankam, hatte Luke den Jungen schon hochgenommen. Das Gitterbett stand neben dem Fenster.

    »Es ist alles in Ordnung. Ihm fehlt nichts.« Luke drückte Joss das schreiende Kind in den Arm. »Er muß das Bettchen irgendwie durch seine Bewegungen quer durchs Zimmer gerollt haben. Der Boden ist hier etwas abschüssig. Und dann ist er an einer anderen Stelle aufgewacht und hat einen Schreck bekommen. Stimmt’s, alter Junge?«
    Er fuhr seinem Sohn durchs Haar.
    Joss drückte Tom eng an sich und fühlte, wie sein kleiner Körper zitterte. »Du Dummerchen. Was ist passiert? Hast du so heftig in deinem Bettchen geschaukelt, daß es weggerollt ist?«
    Tom schniefte. Die Augen fielen ihm schon wieder zu. »Vielleicht hat er nur schlecht geträumt«, flüsterte Luke. »Er hat zwar laut geschrien, aber richtig aufgewacht ist er nicht.«
    Joss nickte. Sie wartete, bis Luke das Gitterbett wieder an seinen Platz geschoben und die Decke zurückgeschlagen hatte. »Jetzt geht Tom-Tom wieder ins Bettchen«, murmelte sie zärtlich. Der kleine Junge sagte nichts; seine langen, honigfarbenen Wimpern hatten sich schon wieder auf seine Wangen gesenkt.
    »Das ist eine schlaue Erfindung, dieses Babyphon«, meinte David, als sie wieder in der Küche saßen. »Tut er das oft?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Joss. »Der Umzug hat ihn ein bißchen durcheinandergebracht, das ist alles. Und dann ist er ganz aufgeregt wegen Weihnachten. Alice, Joe und Lyn kommen bald wieder. Lyn wird bleiben und mir als Kindermädchen ein bißchen zur Hand gehen. Und dann hat Luke ihm versprochen, daß wir morgen den Weihnachtsbaum schmücken.« Sie deckte gerade mit achtlosen, raschen Bewegungen den Tisch. David beugte sich vor, legte die Messer und Gabeln ordentlich hin und richtete zwei Messer, deren Klingen über Kreuz lagen. »Vom Teufel mal abgesehen – glaubt ihr, daß es in diesem Haus spukt?« fragte er plötzlich.
    »Warum?« Luke drehte sich mit dem Kochlöffel in der Hand zu ihm. »Hast du etwas gesehen?«
    »Nein, gesehen habe ich nichts.« David setzte sich langsam hin.
    »Aber gehört?« Joss begegnete seinem Blick. Die Stimmen. Die Stimmen der kleinen Jungen. Hatte auch er sie wahrgenommen?

    David zuckte mit den Achseln. »Nein, nichts Eindeutiges. Nur ein Gefühl.«
    Das Gefühl war in Toms Kinderzimmer gewesen, aber das würde er nie sagen. Es war seltsam – eine Kälte, die aber keine physikalische Kälte war; dafür sorgte schon der Ofen. Eher eine Kälte der – er brach seinen Gedankengang mit einem unterdrückten Lachen ab. Sich selbst gegenüber würde er es eine Kälte der Seele nennen.

11
    » G eschenke, Lebensmittel, Decken, Wärmflaschen – ich komme mir vor wie eine Hilfslieferung vom Roten Kreuz!« Am folgenden Vormittag fuhr Lyn mit ihrem alten blauen Mini, der unter dem Gewicht des Gepäcks ächzte, in den Hof ein. »Mum und Dad kommen am Mittwoch, aber ich dachte, ich könnte euch schon mal helfen.« Sie warf David ein schüchternes Lächeln zu. »Ich werde auf Tom aufpassen, damit Joss einen Weltbestseller schreiben kann!«
    »Das freut mich.« David grinste. Er hatte Joss’ jüngere Schwester erst ein- oder zweimal getroffen und sie etwas kühl und, ehrlich gesagt, auch ein wenig langweilig gefunden. Für Schwestern hatten die beiden wenig Ähnlichkeit. Jetzt wußte er, warum – sie waren gar keine Schwestern.
    Erst gegen elf Uhr konnte er Joss aus dem Haus locken unter dem Vorwand, in der Kirche einige Namen aus der Bibel zu suchen. Sie begannen mit Sarah Percival. »Die Tafel ist mir aufgefallen, weil sie so reich verziert ist. Es muß noch ältere geben«, flüsterte Joss und ging das Schiff hinunter. »Ah ja, Mary Sarah Bennet, gestorben 1920. Es heißt nur ›von Belheddon Hall‹. Kein Wort von ihrem verschollenen Ehemann.«
    »Vielleicht wollte sie nicht, daß er neben ihr beigesetzt wird.« David schaute gedankenverloren in die Dunkelheit neben dem nördlichen Portal. »Da ist eine wunderschöne kleine Messingplatte. Im Andenken an Katherine

Weitere Kostenlose Bücher