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Der Fluch von Melaten

Der Fluch von Melaten

Titel: Der Fluch von Melaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wie vor festhielt. Nur fühlte ich mich jetzt als Verlierer und Geschlagener.
    Ich war nicht Stunden bewusstlos gewesen, sondern nur eine relativ kurze Zeit. Der Himmel war grauer geworden. Es gab keine Sonne mehr. Nur weit im Westen eine rötliche Farbe, denn dort tauchte der heiße Ball einfach ab und würde erst wieder am folgenden Tag erscheinen.
    Die Beine hatte ich ausgestreckt. Ich war ein Geschlagener, der mutterseelenallein auf dem Friedhof hockte und ins Leere schaute. Ich musste noch Kräfte sammeln, um aufstehen zu können, denn ich wollte nicht wie ein Betrunkener durch die Gegend torkeln. So ließ ich mir Zeit mit dem Aufstehen.
    Eines stand fest. Ich hatte noch eine Aufgabe zu erledigen. Ich musste drei geisterhafte Frauen jagen, die ihre Welt verlassen hatten und in die Körper ihrer angeblichen Söhne eingedrungen waren.
    Söhne? Wieso eigentlich Söhne?
    Das war eine Frage, auf die ich keine Antwort fand. Ich konnte sie nicht normal in meinen gedanklichen Kreislauf hineinbringen, weil dieses Geschehen von einer anderen Kraft diktiert wurde. Es war nicht erklärbar. Aber wer konnte mir eine Erklärung geben?
    Zu diesem Zeitpunkt sicherlich Justus Schmitz und die beiden fremden Männer. Nur standen sie auf der anderen Seite und sahen mich jetzt als ihren Feind an.
    Ich war ehrlich genug, um mir einzugestehen, dass ich verloren hatte. Ich hockte allein und mit Kopfschmerzen an der einsamsten Stelle des Melaten-Friedhofs und musste zusehen, dass ich die Spur wieder aufnahm, und das so schnell wie möglich.
    Man hätte meinen können, dass der Friedhof um diese Zeit so gut wie totenstill war. Das gehörte einfach dazu, wenn sich die Dämmerung ausbreitete und dafür sorgte, dass Bäume, Gräber und Büsche zu einer grauen Einheit wurden.
    Nicht weit von meinem Platz entfernt lag die befahrene Straße hinter der Mauer. Zwar schluckte sie einen Teil des Schalls, aber sie nahm nicht alles weg, so dass ich den ständig laufenden Verkehr als dumpfes Brausen vernahm, das einfach nie aufhören wollte. Dennoch rahmte mich eine gewisse Stille ein, die einfach dazugehörte. Hin und wieder tobten Vögel durch die noch belaubten Kronen der Bäume, und nur die schon locker sitzenden und herbstlich gefärbten Blätter taumelten lautlos dem Erdboden entgegen, wo sie auf Gräbern und Wegen lieben blieben.
    Es fiel mir nicht eben leicht, aber ich wollte und musste einige Zeit vergehen lassen, um wieder zu Kräften zu kommen. Ich hatte auch vor, mir eine Wasserstelle zu suchen, um mich dort so gut wie möglich zu säubern. Erst dann würde ich den Friedhof verlassen und versuchen, die Spuren der Verschwundenen zu finden.
    Zum Glück kannte ich einen Namen. Justus Schmitz. Ein Kollege, wenn man so wollte. An ihn musste ich mich halten. Dabei wusste ich nicht mal, wo er wohnte, aber das ließ sich herausfinden. Zur Not auch über meinen Freund Harry Stahl, dessen Handy-Nummer ich hatte. Harry wäre gern mit dabei gewesen, aber er musste anderen Jobs nachgehen, denn seit den Anschlägen in New York hatte sich auch in Deutschland einiges verändert. Gerade Männer wie Stahl mussten dem Rechnung tragen.
    Er würde mich auslachen, wenn ich ihm berichtete, wie man mich überlistet hatte. Ausgerechnet mich, den Geisterjäger mit Erfahrung, aber wieder hatte mir das Leben bewiesen, dass es oft genug unberechenbar ist.
    Das Sitzen gefiel mir auch nicht. Ich wollte nicht, dass meine Beine einschliefen, und endlich auf die Füße kommen. Ich steckte das Kreuz in meine rechte Tasche, weil ich die Hände freihaben wollte und hatte sie kaum zu beiden Seiten des Körpers gegen den Erdboden gestemmt, als ich meine Aktion wieder vergaß.
    Etwas hatte sich verändert.
    Stimmen wehten mir entgegen...
    Ich blieb sitzen und konzentrierte mich auf die neuen Laute. Vielleicht erschien jemand, der mir Hilfe leisten konnte und sich auskannte, aber meine Hoffnung war nicht besonders groß, denn als ich genauer hinhörte, fiel mir auf, dass es sich um Frauenstimmen handelte. Automatisch dachte ich an die Frauen, die zugleich Geister gewesen waren, und konnte mir sogar eine Rückkehr ihrerseits vorstellen, um das zu beenden, was sie begonnen hatten.
    Das Kreuz sollte nicht mehr länger in der Tasche stecken, aber ich zog es trotzdem nicht hervor, denn die Personen kamen näher, und ich war in der Lage, die Stimmen deutlicher zu hören.
    Nein, sie gehörten auf keinen Fall den drei Geisterfrauen. Es waren die von normalen Menschen, und in der

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