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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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geführt hat.«

      Als er mit seinem Bericht fertig war, herrschte erst einmal Schweigen. Es war Carter, der dann sagte: »Und Sie glauben, Sir, daß er nach Morlaix zurückfliegt und tatsächlich versucht, seinen Bruder zu retten?«
      »Um Himmels willen, Jack, so gebrauchen Sie doch einmal Ihr Hirn«, sagte Molly aufgebracht. »Wir haben es hier mit einem großartigen Mann zu tun, einem noblen Charakter, der in seinem Leben alles erreicht hatte bis zu dem Punkt, daß es ihm nichts mehr bedeutet. Orden?« Sie zuckte die Achseln. »Was zum Teufel bedeuten die schon, wenn's drauf ankommt? Man hat ihn und seinen Bruder dazu erpreßt, eine fürchterliche Tat zu begehen. Dann hat man seine Mutter abgeschlachtet.«
      »Rosa Stein zufolge wollte die Baronin sterben«, sagte Munro.
      »Ja«, sagte Zec, »aber nach dem, was ich gehört habe, war das lediglich der vergebliche Versuch, ihren Söhnen aus der Bredouille zu helfen.«
      »Und Hartmann hat es verschwiegen«, sagte Molly. »Einen schlimmeren Akt der Täuschung kann man nicht begehen, egal, was er selbst zu befürchten hat.«

    »Und jetzt sitzt Harry in diesem verdammten Château fest und fiebert dem Ergebnis entgegen«, warf Julie ein. »Ein Ergebnis, das bereits feststeht. Himmler wird ihn, ohne lange zu fackeln, hinrichten lassen. Wir haben es hier mit dem Leibhaftigen auf Erden zu tun.«
      »Während wir hier sitzen und die Hände in den Schoß legen«, sagte Molly.
      Alles schwieg, während Munro in Überlegungen versunken war. Es war Zec, der schließlich das Wort ergriff, ganz ruhig und sachlich. »Das sind gute Jungs, Herr Brigadegeneral. Sie verdienen eine Chance, alle beide.«

      Munro nickte. »Sie haben natürlich recht, ihr alle. Ich will mich nicht rausreden, aber ich bilde mir ein, daß ich es im tiefsten Herzen immer gewußt habe. Das war sicher der Grund, warum ich unwillkürlich Max hierhergebracht habe, statt ihn nach London zurückzuschaffen.«

      »Was tun wir jetzt also, Sir?« fragte Carter. »Werden Sie's ihm sagen?«

      »Gütiger Gott, nein, das wäre viel zu simpel für mein kompliziertes Gehirn. Wir lassen ihn entkommen.« Er wandte sich Julie zu. »Ich möchte, daß Sie das organisieren. Werden Sie das für mich tun?«
    »Natürlich, Herr Brigadegeneral.«

      Munro wandte sich an Molly. »Und halt du dich da raus, meine Liebe. Du bist viel zu sehr mit dem Herzen dabei.«

    Im Château Morlaix wurden Bubi Hartmann, der junge Freiberg – der Me-109-Pilot – und Harry gerade mit dem Abendessen fertig. Harry trug eine Uniform der deutschen Luftwaffe. Niemand hatte viel gesagt. Hartmann machte sich Sorgen und wartete immer noch auf Nachrichten über die Vorgänge in England. Außerdem beschäftigte ihn Schröders Verschwinden. Freiberg war, wie immer, ganz eingeschüchtert von dem Dienstrang der beiden Offiziere. Da er ja bereits mit Max geflogen war, schuldete Hartmann ihm eine Erklärung, nämlich daß Harry der Bruder des Barons war, eine Tatsache, die sich von selbst verstand – zu was Max jedoch losgeschickt worden war, blieb weiterhin ein Geheimnis.

      Sie rundeten das Essen mit einem Kaffee und einem Cognac ab, und schließlich griff Harry nach seinen Krücken. »Ich werde auf mein Zimmer zurückgehen.«
    »Ich bringe Sie hoch«, sagte Hartmann.
      Sie stiegen die Treppe hoch. Hartmann nickte dem SSWachposten zu, damit dieser die Tür aufschloß.
      »Was ist mit meiner Mutter, Hartmann. Wann kann ich sie sehen?«
    »Morgen, Harry, ich glaube, das kann ich Ihnen versprechen.«
    »Ich weiß nicht, warum, aber ich glaube Ihnen nicht.«

    »Tut mir leid, daß Sie so denken.«
      Hartmann wandte sich um, und Harry ging ins Zimmer. Er verspürte eine seltsame Unruhe, stellte sich ans Fenster und spähte hinaus. Er dachte an Max und fragte sich, wie es diesem wohl gerade ergehe. Schließlich setzte er sich auf die Bettkante und zog seinen rechten Schuh aus. Sein linker Fuß lag in Gips, aus dem die nackten Zehen hervorlugten. Die Fliegerbluse ließ er an, da es recht kühl war. Er legte sich der Länge nach aufs Bett, blickte zur Decke hoch, und nach einer Weile schlief er ein.

      Hartmann saß im Wohnzimmer in einer Ecke, trank mehr Brandy, als ihm guttat, während Freiberg, der in einer anderen Ecke saß, nervös in einer Zeitschrift blätterte. Schließlich stand er auf. »Ich glaube, ich werde mich heute ein wenig früher hinlegen, Herr Standartenführer.«
      »Nun, bestimmt keine

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