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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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»Düstere Aussichten.«

      »Nicht für mich«,
erwiderte sie. »Ich habe meinen Teil geleistet. Fünf Jahre
lang war ich eine gute Ehefrau, Abe, und ich habe mir dabei einiges
bieten lassen. Ich will nach Deutschland zurück.«
      »Und von was willst du leben?
Von Jacks Geld ist kaum noch was übrig. Sein Testament dürfte
nicht sehr günstig ausfallen, traurig, aber wahr, Elsa, damit
solltest du rechnen.«

      »Ja, ich weiß«,
sagte sie. »Aber du hast doch Millionen. Mehr, als du brauchst.
Du könntest mir helfen, Abe.«
    »Ich verstehe.«

      »Abe, wir sind immer gute
Freunde gewesen. Laß mich nach Hause ziehen. Ich baue das Gut
wieder auf und stelle den Familiennamen wieder her.«
      »Und nimmst meine Enkel
mit?« Er schüttelte den Kopf. »Das wäre mehr, als
ich ertragen könnte.«

    »Aber sie sind auch meine Söhne, sie
gehören zu ihrer Mutter. Und Max – Max ist der Baron von
Halder. Du kannst nicht verlangen, daß er das aufgibt, Abe, das
wäre nicht recht. Es wäre nicht fair. Bitte , Abe, ich flehe dich an.«
      Abe Kelso mußte sich einen
Moment lang setzen. Über den Salon legte sich ein Gefühl von
Trauer und Verlust. Schließlich brach er das Schweigen.

      »Ich habe wirklich oft Angst
davor gehabt – mich gefragt, was geschehen wird, wenn Max alt
genug ist, um den Titel für sich zu beanspruchen. Ob er wegziehen
wird, um seine Ansprüche geltend zu machen, und uns alle hier
zurückläßt? Ich habe immer darauf gezählt,
daß mir wenigstens noch ein paar Jahre blieben, bevor es dazu
kommen würde, aber …« Er unterbrach sich und
stieß einen Seufzer aus. »Aber jetzt, wo Jack tot ist und
du weg willst, sind sowieso nicht mehr viele von uns übrig,
hab ich recht?« Er lächelte traurig. »Du hast recht,
Elsa. Max verdient seine Chance. Und du ebenso, dafür daß du
all die Jahre tapfer an Jacks Seite ausgeharrt hast. Ich werde dir
helfen. Aber unter einer Bedingung.« Und an dieser Stelle wurde
seine Stimme fest und unnachgiebig. »Harry bleibt hier. Ich werde
nicht beide Enkel aufgeben. In diesem Punkt muß ich hart bleiben.
Ich gebe dir, was du brauchst, um das von Haldersche Gut wieder auf
Vordermann zu bringen – aber Harry bleibt bei mir.
Einverstanden?«

      Sie machte nicht einmal den Versuch zu widersprechen. »Einverstanden, Abe.«
      »Okay. Wir werden die
Einzelheiten, was Besuchsregelungen, Erziehung, Schule und so weiter
angeht, später klären. Das einzige, was mir zunächst in
dieser Sache Sorgen bereitet, ist die Frage, was die Jungs wohl davon
halten werden.«
    »Ich rede mit ihnen.«
      »Nein, laß mich zuerst mit ihnen reden. Bitte sie, in mein Arbeitszimmer zu kommen, sei so lieb.«

    Als sie etwas später, noch vor dem Abendessen,
in den Salon herunterkam, waren Max und Harry überraschend ruhig,
aber sie waren ja immer so: sich abseits haltend, kühl,
distanziert und beobachtend. Obwohl sie ihre Mutter liebten, waren sie
sich ihres inneren Egoismus durchaus bewußt, und die jüngste
Wendung überraschte sie daher nicht allzusehr. Sie gab ihnen einen
nach dem anderen einen Kuß.
    »Euer Großvater hat's euch gesagt?«

      »Natürlich. Und die beiden
verstehen es völlig«, sagte Abe. »Sind
überraschend gut damit fertig geworden. Das einzige Problem ist
anscheinend nur, wer Tarquin bekommt. Aber der bleibt hier. Dieser
Bär war immerhin Jacks steter Begleiter bei seinen
Kampfeinsätzen.« Einen Moment lang wirkte er ganz
gedankenverloren, dann richtete er sich auf. »Champagner«,
sagte er. »Jeder ein halbes Glas. Ihr seid alt genug. Wir wollen
auf uns anstoßen. Auf die eine oder andere Art werden wir immer
Zusammensein.«
      Die Jungen sagten nichts und tranken
einfach den Champagner, wie immer reifer wirkend, als ihr Alter es
hätte vermuten lassen, so geheimnisvoll wie Tarquin der Bär.

      Das Deutschland, in das Elsa von
Halder zurückkehrte, war völlig anders als jenes, das sie in
Erinnerung hatte – Arbeitslosigkeit, Straßenunruhen, die
Nazi-Partei, die ihr häßliches Haupt erhob. Aber sie hatte
ja Abes Geld, also brachte sie Max auf einer Schule unter und machte
sich daran, das von Haldersche Gut auf Vordermann zu bringen. Dann war
da natürlich die feine Gesellschaft Berlins. Einer der
ältesten Freunde ihres Vaters, Hermann Göring, das Fliegeras
aus dem Krieg, war ein aufstrebender Mann innerhalb der Partei, ein
Freund Hitlers. Als Mitglied der Adelsschicht standen ihm
sämtliche Türen offen, und Elsa, schön und reich

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