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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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angeschlossen hatten. Es wurde damals ja kein Druck ausgeübt. Man ging einfach davon aus, daß alle es tun würden, aber Männer wie Sie, die seit mindestens zwei Jahren bei der RAF waren, haben es größtenteils irgendwie vorgezogen zu bleiben, wo sie sind.«
      »Das liegt vor allem daran, daß diejenigen, die bereits gewechselt hatten, oftmals als Ausbilder nach Amerika weitergereicht wurden«, sagte Harry. »Wer will das schon?«
    »Ist doch aber verständlich. Die amerikanischen Luftstreitkräfte sind voll von blutigen Anfängern, Harry. Junge Menschen, die keinen blassen Schimmer haben. Sie haben achtundzwanzig Maschinen in Finnland abgeschossen, mindestens fünfundzwanzig in der Luftschlacht um England, Gott weiß wie viele in Nordafrika, und Sie haben die Orsini versenkt.«
      »Die sollen hingehen, wo der Pfeffer wächst«, sagte Harry. »Wo waren denn meine amerikanischen Landsleute, als wir in der Luftschlacht um England standen? Roosevelt, das Kriegsministerium, mein Großvater – alle hübsch damit beschäftigt, ihre Spielchen zu spielen, während England seinen Mann stand.« Harry schüttelte den Kopf. »Ich erzähle hier kein Rührstück, Herr Brigadegeneral. Nur die einfache Wahrheit.«
      »Na schön.« Munro gab einem der Unteroffiziere ein Zeichen. »Noch zwei Scotch. Passen Sie auf, Harry. Wir kennen Sie und wissen alles über Ihre hinlänglich bekannte Gewohnheit, nicht alle Ihre Abschüsse geltend zu machen und dabei anderen den Vortritt zu lassen. Sie sind wahrscheinlich der Mann mit der höchsten Abschußquote auf seiten der Alliierten, obwohl die Öffentlichkeit nichts davon weiß.«

    »Gott sei Dank.«
      »Man will Sie mit Haut und Haaren, Harry. Eisenhower hat es sehr irritiert, daß Sie nicht gewechselt sind. Er und Monty kehren bald nach England zurück, um die Invasion des europäischen Festlands vorzubereiten. Die scheinen der Ansicht zu sein, daß Sie sie im Stich lassen.«
      »Tja, tut mir leid für die«, sagte Harry – und im gleichen Moment erbebte die Dakota jäh unter Geschützfeuer.
      Schreie der Angst und des Entsetzens erschallten, und Harry, der ins Cockpit rannte, spürte, wie die Maschine rasch an Höhe verlor. Die Windschutzscheibe war zerschmettert. Johnsons Gesicht war voller Blut, sein Mund stand sperrangelweit offen. Er war nach vorn gesackt. Harry kletterte in den Sitz rechts neben ihn und packte den Steuerknüppel.
    Hinter ihm tauchte Munro im Eingang auf. »Was ist los?«
      Ein dunkler Schatten drehte ab. Harry erkannte sofort einen Nachtjäger, eine zweimotorige Junkers 88S, die mit seltsamem Antennengewirr geschmückt war, ein Flugzeug, das in Nachteinsätzen schon in der Vergangenheit unter den alliierten Bombern verheerende Schäden angerichtet hatte.

    »Eine Junkers«, sagte Harry.
      »Gütiger Gott, wir haben denen nichts entgegenzusetzen«, rief Munro.

    »Mag sein – vielleicht aber auch nicht. Mal sehen.«
      Harry ging mit der Dakota nach unten, wußte, daß die Junkers gerade dabei war zu wenden, daß sie gleich wieder auf ihn zuschnellen würde, und zwar so schnell, daß der Pilot sie würde hochziehen müssen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Und genau damit rechnete Harry. Er ging mit der Dakota auf sechshundert Fuß runter. Die Junkers kam wieder heran und feuerte aus dem Bordgeschütz. Die Dakota schien sich mitten im Flug zu schütteln, während die Junkers in Querlage ging und wieder zur Kehrtwende ansetzte. Einer der Unteroffiziere tauchte hinter Munro auf.
    »Vier Tote hier hinten, Sir.«

      Harry hörte gar nicht hin. »Also gut, du Dreckskerl, jetzt knöpfen wir uns dich mal vor.«
      Er blieb bei fünfhundert Fuß konsequent auf Kurs. Die Junkers kam herangeflogen, um ihm den Rest zu geben. Die Dakota erbebte ein weiteres Mal unter dem Geschützfeuer, und dann entschied sich Harry zu einem seiner Lieblingskniffe, eines der ersten Dinge, die Rocky ihm und Max beigebracht hatte. Er öffnete die Landeklappen, und die Dakota kam beinahe zum Stillstand. Dadurch wurde die Junkers gezwungen, steil nach Backbord abzudrehen, um ihm auszuweichen – und ins Meer hinab weiterzufliegen.
    Harry stieg auf dreitausend Fuß, ging auf Kurs und setzte sich mit der Flugleitung auf Malta in Verbindung. Gleich darauf tauchte Munro wieder hinter ihm auf.
    »Richtiges Blutbad da hinten, fünf insgesamt.«
      Harry nickte in Richtung Johnson, der in seinem Sitz schlaff zur Seite gekippt war. »Er weilt auch nicht mehr unter

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