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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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den Kopf herein. »Tut mir fürchterlich leid, aber ich komme wegen diesem Jungen von der Minenräumtruppe, dem Sie das Bein amputieren mußten. Er hat einen Rückfall.«

    »Bin sofort da.« Sie stand auf und gab ihrem Vater einen Kuß auf die Wange. »Hab zu tun, Dad, und ich danke Gott dafür. Onkel Dougal weiß, wo ich bin. Er wird mich sicher auf dem laufenden halten. Ich muß los.«
      Tom Sobel stand einen Augenblick regungslos da und folgte ihr schließlich schweren Herzens hinaus.

      Kelso im Château Morlaix war ausgesprochen lebendig. Er befand sich im Erdgeschoß und lag im Bett eines Zimmers, das die SS-Panzereinheit, die das Château nun bewohnte, in einen OP-Saal verwandelt hatte. Er lag halb aufrecht mit ein paar Kissen im Rücken da und rauchte eine Zigarette. Keine Verbrennungen, was ans Unglaubliche grenzte, obwohl er ziemlich übel zugerichtet und sein Gesicht mit blauen Flecken übersät war, von dem Knöchel ganz zu schweigen. Der SSWachposten an der Tür trug eine schwarze Uniform und hatte eine Schmeisser in Händen. Er zeigte nicht die geringste Gefühlsregung, blickte Harry nicht einmal an, sondern starrte einfach nur vor sich hin.
      Die Tür ging auf, und der junge SS-Hauptsturmführer Schröder, der sich als Truppenarzt vorstellte, kam mit einem Röntgengerät herein.

      »Wie ich befürchtet habe, Herr Oberstleutnant, der Knöchel ist schwer gebrochen, aber es ist ein glatter Bruch. Ich habe mit meinem Vorgesetzten gesprochen, Sturmbannführer Müller. Er war den Abend über in Dinard. Er ist unterwegs hierher.«
      »Danke, Herr Hauptsturmführer«, sagte Harry. »Sehr tüchtig von Ihnen.«
      »Wir sind stolz auf unsere medizinische Ausrüstung, Herr Oberstleutnant. Ein tragbares Röntgengerät, OP-Einrichtungen. Unsere Männer erwarten das Beste. Schließlich sind wir die SS.«

    »Ihr Englisch ist ausgezeichnet.«
    »Vor dem Krieg habe ich ein Jahr am Allgeme inkrankenhaus
    in Southampton verbracht.«
      In dem Moment ging die Tür auf, und ein Sturmbannführer in schwarzer, mit Orden behangener Uniform trat ein. Schröder schlug die Hacken zusammen.
    »Sturmbannführer Müller.«

    »Worum geht's hier?« fragte Müller auf deutsch.
      »Der Offizier ist ein Oberstleutnant der U. S. Air Force, ein gewisser Colonel Kelso. Er hat mir Namen, Rang und Dienstnummer gegeben. Sein Knöchel ist gebrochen.«
    »Schon gut, aber was hat er hier getrieben?«

      »Er war Pilot eines dieser Lysander-Flugze uge, mit denen die Engländer Geheimagenten einschleusen. Eine Me 109 hat ihn abgeschossen.«

    »Beim Landen oder Starten?«
      »Unsere Patrouille hat gesehen, wie er gelandet ist. Die Me 109 haben ihn beim Starten erwischt.«
      »Was bedeutet, daß er jemanden abgesetzt hat. Haben die Leute nicht irgendwas unternommen?«

      »Ich nehme an, daß sie sich auf die Absturzstelle konzentriert haben, Herr Sturmbannführer.«

      »Sie nehmen das an?« Müller schüttelte den Kopf. »O Gott. Na egal, Sie müssen für mich übersetzen.«
      Es wäre für Harry wohl klüger gewesen, den Mund zu halten, aber sein Knöchel tat mittlerweile fürchterlich weh, also sagte er auf deutsch: »Das ist nicht nötig, Herr Sturmbannführer, dringend nötig dagegen ist, daß ich sofort eine Morphiumspritze bekomme und mein Knöchel behandelt wird.«
      Beide SS-Offiziere waren verblüfft. »Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem hervorragenden Verständnis unserer Sprache, Herr Oberstleutnant«, sagte Müller.

    »Danke, aber was ist mit dem Knöchel? Ich habe mich brav
    an die Vorschriften der Genfer Konvention gehalten. Name, Rang und Dienstnummer.«
      Müller runzelte die Stirn und ging dann durchs Zimmer zu Harrys Waffenrock, der über einem Stuhl hing. Er bemerkte die Auszeichnungen, das Pilotenabzeichen der RAF.

      »Gütiger Gott, Herr Oberstleutnant, Sie haben aber einen interessanten Krieg gehabt.« Er nahm ein silbernes Etui heraus, bot Harry eine Zigarette an und gab ihm Feuer. »Hauptmann Schröder wird sich sofort um Sie kümmern. Schließlich sind wir hier alle Soldaten. Ich rede später mit Ihnen.«

    Er winkte Schröder zu sich, und beide gingen hinaus.
      »Ist ein böser Bruch, aber das kriege ich schon hin«, sagte Schröder. »Eine kleinere Operation und dann einen Gipsverband.«
    »Alles, was er braucht«, sagte Müller.

      »Da ist noch etwas, Herr Sturmbannführer«, sagte Schröder. »Wir haben weder das Hauptquartier der Luftwaffe in SaintMalo noch

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