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Der Flug der Stoerche

Der Flug der Stoerche

Titel: Der Flug der Stoerche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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kannte.
    Der erste war Otto Kiefer. Der CSO zufolge leitete >Granatenotto< immer noch mehrere Diamantenminen in Zentralafrika, vor allem die Sicamine. Dumaz war sicher, daß der Tscheche eine Schlüsselrolle im Diamantenschmuggel spielte. Der zweite Name eröffnete unverhoffte neue Aussichten. Unter den im südlichen Afrika beschäftigten Personen hatte Dumaz einen Namen entdeckt, den er erst vor kurzem gehört hatte: Niels van Dötten, der von 1969 bis 1972 in Südafrika mit Max Böhm zusammengearbeitet hatte und mittlerweile in die Geschäftsleitung der Minen von Kimberley aufgestiegen war. Niels van Dötten war jener vermeintlich belgische Geologe, der im August 1977 Max Böhm bei der Exkursion in den Urwald begleitet hatte - wegen seines Namens und seines Akzents hatte Guillard, der von Dumaz befragte französische Ingenieur, van Dötten für einen Flamen gehalten, aber er irrte sich: van Dötten war weder Belgier noch Holländer, sondern weißer Südafrikaner.
    Diese wichtige Entdeckung war ein Beweis dafür, daß Böhm seit den sechziger Jahren ununterbrochen mit einem Diamantenexperten in Südafrika in Verbindung gestanden hatte. Mehr noch: aus irgendeinem mysteriösen Grund hatte van Dötten Böhm im August 1977 in der Zentralafrikanischen Republik besucht. Offensichtlich waren die beiden Männer nach Böhms >Auferstehung< im Jahr 1978 wieder in Kontakt getreten. Van Dötten war derjenige, der Diamanten aus den Minen unter seiner Leitung abzweigte und damit die Störche für die Ostroute bestückte, während Kiefer für die Westroute zuständig war.
    Vor dem Fax von Dumaz, schon am Nachmittag, war Wagners Sendung eingetroffen. Unter anderem schickte er eine Satellitenkarte von Europa, dem Nahen Osten und Afrika, auf der die bisher beobachtete Flugroute der Störche sowie die noch bevorstehenden Streckenabschnitte eingetragen waren. Auf dieser Karte schrieb ich über Europa, der Spitze des Netzwerks, >Max Böhm<, das Gehirn des Systems. Auf halbem Weg abwärts, im Herzen von Afrika, schrieb ich >Otto Kiefer<, und ganz unten im Südosten >Niels van Dötten<. Zwischen diesen Namen verliefen die Flugbahnen der Störche - gestrichelte Verbindungslinien zwischen den drei Punkten. Das System war perfekt. Unfehlbar. Ich rief Dumaz an.
    »Und?« fragte er, als er meine Stimme hörte.
    »Perfekt«, sagte ich. »Ihre Informationen bestätigen meine eigenen Ergebnisse.«
    »Also raus damit. Was haben Sie gefunden?«
    Ich faßte meine Entdeckungen zusammen: die Diamanten, der Kurierdienst in Gestalt von Störchen, Sikoff und sein Gehilfe, die geheimnisvolle Verwicklung von Monde Unique. Abschließend setzte ich Dumaz über meinen Entschluß in Kenntnis, nach Zentralafrika zu fliegen. Der Inspektor war sprachlos. Aber nach einer Weile fragte er: »Wo sind die Diamanten?«
    »Welche?«
    »Die aus dem Osten, die zusammen mit den Vögeln verschwunden sind.«
    Seine Frage brachte mich in Verlegenheit - ich hatte weder Ido noch Sarah erwähnt. Natürlich interessierte sich Dumaz brennend für das verschollene Vermögen. Aber diesen Punkt wollte ich lieber für mich behalten.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete ich lakonisch.
    »Der Fall nimmt eine Tragweite an, die zu groß für uns ist«, seufzte Dumaz.
    »Wieso das?«
    »Ich habe schon immer vermutet, daß Max Böhm afrikanische Waren geschmuggelt hat. Aber eher als Hobby, dachte ich. Ganz bestimmt nicht in dieser Größenordnung. Offen gestanden, das Ausmaß des Systems verschlägt mir den Atem.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich habe mit den Leuten von der CSO gesprochen. Sie haben schon seit Jahren den Verdacht, daß da ein Diamantenschmuggel im Gang ist und Max Böhm eine zentrale Rolle dabei spielt. Es ist ihnen aber nie gelungen, ihn festzunageln und sein Netzwerk aufzudecken - den Storchenkurierdienst, wie Sie ihn nennen. Sie haben gute Arbeit geleistet, Louis. Aber wir schaffen das nicht mehr allein. Wir sollten uns mit der CSO in Verbindung setzen.«
    »Ich mach’ Ihnen einen Vorschlag«, sagte ich. »Geben Sie mir noch zehn Tage - bis ich wieder aus Zentralafrika zurück bin. Dann übergeben wir gemeinsam das Dossier der CSO und der Interpol. Bis dahin kein Wort.«
    Dumaz zögerte, dann sagte er: »Also gut, zehn Tage. In Ordnung.«
    »Hören Sie, Hervé«, fing ich noch einmal an. »Ich habe einen Auftrag für Sie. Im Zusammenhang mit dieser Angelegenheit ist eine Person verschwunden. Eine Frau. Sie heißt Sarah Gabbor. Sie ist gegen ihren Willen in die Sache

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