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Der Flug der Stoerche

Der Flug der Stoerche

Titel: Der Flug der Stoerche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
Vom Netzwerk:
hineingezogen worden und besitzt Diamanten, die sie zur Zeit in Antwerpen loszuschlagen versucht. Sie müßten sie eigentlich aufspüren können.«
    »Ist das eine Komplizin von Böhm?«
    »Nein. Sie versucht nur, Diamanten loszuwerden.«
    »Viele?« »Ein paar.«
    Aus einem unbegründbaren Argwohn heraus hatte ich Dumaz abermals belogen.
    »Wie sieht sie aus?« fragte er.
    »Groß, schmal. Sie ist achtundzwanzig, sieht aber älter aus. Sie ist blond mit halblangen Haaren, braungebrannt und hat wunderschöne Augen. Ihr Gesicht ist recht kantig, ziemlich ungewöhnlich. Glauben Sie mir, Hervé: wer sie gesehen hat, wird sich an sie erinnern.«
    »Ich nehme an, es sind Rohdiamanten?«
    »Ja. Sie stammen aus dem Böhmschen Netzwerk.«
    »Aha«, sagte Dumaz in vielsagendem Ton. »Seit wann ist sie schon in Antwerpen?«
    »Sicher schon vier oder fünf Tage. Sarah ist Israelin. Sie wird sich vorzugsweise an jüdische Händler wenden. Gehen Sie zu denen, die Sie kennengelernt haben.«
    »Und wenn ich sie ausfindig mache?«
    »Sprechen Sie sie ruhig an und sagen Sie ihr, daß Sie mit mir zusammenarbeiten. Erwähnen Sie nichts von den Diamanten. Machen Sie ihr nur klar, daß sie sich in Sicherheit bringen muß, bis ich wieder da bin. Okay?«
    »Okay.« Dumaz schwieg ein paar Sekunden nachdenklich, dann sagte er: »Nehmen wir an, daß ich diese Sarah finde. Was könnte ich ihr sagen, um sie davon zu überzeugen, daß wir tatsächlich zusammenarbeiten?«
    »Sagen Sie ihr, daß ich ihre Glock auf dem Herzen trage.«
    »Ihre was?«
    »Ihre Glock. G-L-O-C-K. Sie wird schon Bescheid wissen. Noch etwas«, setzte ich hinzu. »Verlassen Sie sich nicht auf ihr Aussehen. Sie ist schön und wirkt sanft, aber in Wahrheit ist sie eine gefährliche Frau. Sie ist Israelin, verstehen Sie? Eine ausgebildete Kämpferin und Expertin für Handfeuerwaffen. Also seien Sie auf der Hut.« »Ich verstehe«, antwortete Dumaz in gleichmütigem Ton. »Ist das alles?«
    »Ich hatte Sie um Informationen über Monde Unique gebeten, in Ihrem Fax steht aber nichts davon.«
    »Weil ich auf erheblichen Widerstand gestoßen bin.«
    »Das heißt?«
    »Monde Unique hat mir zwar eine Karte zukommen lassen, in der alle Zentren auf der ganzen Welt eingetragen sind, weigert sich aber, mir die Mitglieder des Clubs der 1001 zu nennen.«
    »Können Sie nicht als Polizist ...«
    »Ich habe keinerlei offiziellen Auftrag. Außerdem ist Monde Unique in der Schweiz eine heilige Kuh. Es käme nicht sehr gut an, wenn ein kleiner Bulle anfängt herumzustänkern wegen einer Sache, die im Grunde auf gar nichts beruht. Offen gestanden, ich bin nicht wichtig genug.«
    Dumaz ging mir auf die Nerven. Ich fand, er hatte seine gesamte Effizienz eingebüßt.
    »Können Sie mir wenigstens diese Karte zuschicken?«
    »Sicher, gleich nach unserem Gespräch.«
    »Hervé, ich fliege so bald wie möglich nach Afrika, morgen oder übermorgen. Ich werde mich nicht bei Ihnen melden, das ist zu kompliziert. In etwa zehn Tagen bin ich wieder da und bringe hoffentlich die letzten Puzzlesteine mit, die uns noch fehlen.«
    Ich verabschiedete mich und legte auf. Ein paar Sekunden später schaltete sich das Faxgerät ein und spuckte eine Weltkarte mit sämtlichen Monde-Unique-Zentren aus: derzeit gab es ungefähr sechzig Lager weltweit, davon fast ein Drittel permanente Einrichtungen. Die übrigen waren ambulante Stützpunkte, die je nach Bedarf in Notstandsgebiete verlegt wurden. Feste Zentren befanden sich in Asien, Afrika, Südamerika und Osteuropa. Ambulante Kliniken waren gehäuft in Kriegsgebieten festzustellen, außerdem in Ländern, in denen Hunger und Elend herrschten; so zählte ich mehr als zwanzig Lager allein am Horn von Afrika und weitere zwanzig verteilt auf Bangladesh, Afghanistan, Brasilien und Peru. In dieser geographischen Verteilung erkannte ich zwei Linien, deren Verlauf mir eindeutig erschien: eine >Ostroute< durch die Balkanländer, die Türkei, Israel und den Sudan nach Südafrika, und eine sehr viel kürzere >Westroute<, die im Süden von Marokko begann (mit der Frente Polisario) und sich dann zwischen Mali, Niger, Nigeria und Zentralafrika aufspaltete. Ich legte diese Karte neben die von Wagner und sah, daß die Lager der Route der Störche folgten. Sie konnten durchaus als Stützpunkte für Wachposten wie Miklos Sikoff dienen.
    In dieser Nacht brachte ich kaum ein Auge zu. Ich erkundigte mich nach Flügen in Richtung Bangui und erfuhr, daß am folgenden Abend um 23 Uhr 30 eine

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