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Der Flug der Stoerche

Der Flug der Stoerche

Titel: Der Flug der Stoerche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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lediglich um einen Unfall, der Tote sei Mitarbeiter unserer Organisation gewesen und gehe die israelische Polizei nichts an. Wir stehen unter dem Schutz der Vereinten Nationen. Die Israelis halten das Maul. Keiner redet von Mord oder von einer 45er. Der Fall ist abgeschlossen.«
    »Wer war dieser Sikoff?«:
    »Keine Ahnung. Eine Art Söldner, geschickt aus Genf mit der Aufgabe, für unseren Schutz gegen etwaige Plünderungen zu sorgen. Ein komischer Kauz war er. Letztes Jahr ist er nur ein paarmal aufgetaucht, zu bestimmten Zeiten im Jahr.«
    »Wann?«
    »Weiß ich nicht mehr. Im September, glaube ich, und im Februar.«
    Immer dann, wenn die Störche Israel überqueren. Eine weitere Bestätigung: Sikoff war also tatsächlich ein Wächter in Böhms Diensten gewesen.
    »Was habt ihr mit der Leiche gemacht?«
    Christian zuckte die Achseln. »Begraben, ganz einfach. Sikoff war nicht die Sorte Mann, auf den eine Familie Anspruch erhebt.«
    »Habt ihr euch nicht gefragt, wer ihn umgelegt hat?«
    »Wie gesagt, Sikoff war ein zwielichtiger Bursche. Keiner hat ihm nachgeweint. Warst du’s, der ihn umgelegt hat?«
    »Ja«, flüsterte ich. »Aber viel mehr kann ich dir nicht dazu sagen. Ich hab’ dir von meiner Reise mit den Störchen erzählt. Ich bin überzeugt, daß Sikoff ihnen ebenfalls gefolgt ist. In Sofia haben er und ein anderer mich zu ermorden versucht und dabei mehrere Unschuldige niedergeschossen. Bei der Auseinandersetzung habe ich seinen Gehilfen umgebracht und bin geflohen. Aber Sikoff hat mich hier wieder aufgespürt. Tatsache ist, daß er mein nächstes Reiseziel kannte.«
    »Woher denn?« »Durch die Störche. Weißt du wirklich nicht, was dieser Sikoff im Lager getrieben hat?«
    »Mit Medizin hatte er jedenfalls nichts zu tun. Diesmal ist er vor etwa zwei Wochen aufgetaucht und fast unmittelbar danach wieder verschwunden. Als man ihn das nächste Mal zu Gesicht bekam, war er tot.«
    Sikoff hatte also in Israel auf die Störche gewartet, doch >man< hatte ihn nach Bulgarien zurückbeordert - um mich umzubringen.
    »Sikoff war ziemlich gut bewaffnet. Wie erklärst du dir das?«
    »Die Antwort darauf hast du in der Hand.« (Ich hielt immer noch seinen Paß.) »Als Sicherheitsbeauftragter der Vereinten Nationen hatte Sikoff wahrscheinlich Zugang zu den Waffen der Blauhelme.«
    »Aber warum hatte Sikoff einen Paß der UNO?«
    »Na, der ist ja sehr bequem. Du brauchst praktisch keine Visa, um Grenzen zu passieren, du ersparst dir sämtliche Kontrollen. Den Agenten, die viel unterwegs sind, der Elite sozusagen, verschafft die UNO manchmal solche Erleichterungen.«
    »Steht Monde Unique der UNO sehr nahe?«
    »Ja, ziemlich. Aber wir sind trotzdem unabhängig.«
    »Sagt dir der Name Max Böhm etwas?«
    »Ist das ein Deutscher?«
    »Ein Schweizer Ornithologe, in deiner Heimat sogar ein recht bekannter. Und der Name Ido Gabbor?«
    »Nie gehört.«
    Auch die Namen Milan Djuric oder Markus Lasarewitsch kannte er nicht.
    Es gab noch eine Frage, die ich ihm stellen mußte: »Führen eure Teams auch größere chirurgische Eingriffe durch, zum Beispiel Organtransplantationen?«
    Christian zuckte die Achseln. »Nein«, sagte er. »Die Ausrüstung, die dafür nötig wäre, haben wir nicht.«
    »Nehmt ihr nicht einmal Gewebeanalysen vor, um eine eventuelle Verträglichkeit von Spenderorgan und Empfänger festzustellen?«
    »Ein HLA-Gutachten, meinst du?« Ein Begriff, den ich mir notierte. »Nein, wohl nicht«, sagte Christian nach kurzem Nachdenken. »Das heißt, vielleicht. Ich weiß nicht. Sicher, wir führen ziemlich viele Analysen an unseren Patienten durch, aber wozu sollten wir Gewebeanalysen brauchen? Wir sind sowieso nicht in der Lage, Organe zu transplantieren.«
    Ich stellte meine letzte Frage: »Sind dir hier, abgesehen von Sikoffs Tod, jemals irgendwelche außergewöhnlichen Gewaltakte untergekommen, spezielle Grausamkeiten, die mit der Intifada nichts zu tun hatten?«
    Christian schüttelte den Kopf »Spezialitäten dieser Sorte brauchen wir hier wahrhaftig nicht.«
    Er starrte mich an, als sehe er mich zum erstenmal, und sagte mit einem nervösen Lachen: »Dein Blick kann einem richtig Angst einjagen. Offen gestanden, mir war’s lieber, als du noch stumm warst!«

27
     
    Zwei Tage später fuhr ich zurück nach Jerusalem und legte mir unterwegs einen neuen Plan zurecht. Ich war mehr denn je entschlossen, das Geheimnis der Störche zu lüften, aber ich hielt es für besser, die Richtung zu ändern: Sikoffs

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