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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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ausdrücklich aus einem Bruch mit der Vergangenheit entstanden. Mit dem Ziel, sie zu vergessen.
    Damit waren sie gescheitert. Objektiv wie immer gestand Malthus sich das ein, zumindest privat.
    Lächelnd nahm er noch einen Schluck. Um das Wesen der Jadefalken zu bewahren, bin ich auch, bereit, es zu zerstören. Er hob den Cognacschwenker ins schummrig gelbe Licht der abgedeckten Lampe, die neben seinem Sessel stand. Der Gedanke war in sich eine Bestätigung des grobschlächtigen Clannerwesens.
    Doch es gab noch ein weiteres Wort im selben Lexikon, das sich ebenso gut auf diese Mission anwenden ließ. Oder genauer gesagt: auf die der Gesandten zum Tharkad. Dieses Wort hieß Maskirovka. Haus Liao hatte es als Namen für seinen Geheimdienst requiriert, aber keiner der beiden Hazen-Heißsporne hatte gezögert, den Begriff in seiner ursprünglichen Bedeutung zu beanspruchen.
    Diese Bedeutung war Maskerade. Die Sowjets hatten ihn für eine Finte benutzt, die eine militärische oder Geheimdienstoperation verschleiern sollte.
    Der Desant sollte die Stahlwölfe auslöschen, daran bestand kein Zweifel. Alle Jadefalken wollten das. Und alle Männer und Frauen dieses Expeditionscorps von den Kriegern über die Techs bis hinab zu den untersten Arbeitern waren wild versessen darauf, an dieser heiligen Ausrottung teilzunehmen.
    Aber das war nicht das wahre Ziel.
    Dies sah anders aus: die Eroberung eines Brückenkopfes in der Inneren Sphäre, mit Skye, der Zentralwelt der Präfektur IX, als Zentrum. Und falls es ihnen überzeugend genug gelang, diesen Brückenkopf zu erobern, würde sich ihnen, so Khanin Janna Pryde es wollte, früher oder später die ganze Macht der Jadefalken in einem letzten großen Kreuzzug anschließen, um Terra und die ganze dekadente Republik zu befreien.
    Jadefalken-Schlachtschiff Smaragdkralle, am Zenitsprungpunkt des Crevedia-Systems Lyranisches Commonwealth
    25. März 3134
    »Das können wir nicht tun!«, rief Aleks und sprang mit einem solchem Schwung von seinem Platz in Malthus' eleganter Kabine auf, dass die Magnetsohlen seiner Bordschuhe den Kontakt mit dem Metall unter dem Teppich verloren und er hoch zur Decke schwebte. Er musste sich abstoßen und wie eine Planetenratte zurück an den Boden schweben. Natürlich hatte er bereits lange vor Beginn der Mission ein ausführliches Training für das Verhalten in der Schwerelosigkeit erhalten, und wie der Rest der Streitmacht auch hatte er bisher kaum etwas anderes mit seiner Zeit anfangen können als genau dies zu üben.
    Sein kurzer Flug war ein deutliches Zeichen der Erregung.
    Malvina machte es sich in einem der anderen roten Polstersessel bequem und grinste zu ihrem Kobruder hoch. »Und dabei warst du immer der Umgänglichere von uns beiden, Aleks«, erinnerte sie ihn.
    Er schüttelte heftig den Kopf, als wollte er nasse
    Haare trocknen. »Das dürfen wir auf keinen Fall tun. Es wäre ein Desaster!«
    Malthus' Lider hingen halb herab und ließen ihn müde wirken. »Wie meinst du das?«, fragte er milde. Es gab nur wenige Clanner, die in der Lage waren, diesen Tonfall als gefährlich zu erkennen.
    »Ein Überfall auf Porrima würde unseren Zeitplan durcheinander bringen.«
    »Der Zeitplan ist flexibel genug«, erwiderte Mal-thus. »Der Flug vom Sprungpunkt zum Planeten und zurück dauert zehn Tage. Zuzüglich eines Tages oder zwei für den Überfall wird es den Aufenthalt nicht inakzeptabel verlängern. Da wir die Sprungtriebwerke aufladen müssen, können wir ohnehin frühestens einhundertvierundsechzig Stunden nach der Ankunft im System weiter springen. Vier oder fünf Tage Verspätung werden unseren Sieg nicht gefährden.«
    Aleks tigerte durch die Kabine, sorgsam darauf bedacht, nicht noch einmal die Bodenhaftung zu verlieren. Auf Grund seiner langen Beine legte er die Strecke von einer Schottwand zur gegenüberliegenden in zwei Schritten zurück. »Wir riskieren, Widerstand zu wecken, unsere Gegner vorzuwarnen. Wollen wir die Maskirovka völlig aufgeben?«
    »Nach unserer Ankunft über Chaffee«, stellte Malthus mit einem Anflug von Belustigung fest, »wird kaum noch jemand Zweifel an unserer wahren Absicht hegen. Natürlich sollte unsere Maskirovka einem ernsthaften Versuch der Lyraner zuvorkommen, uns aufzuhalten. Aber der Vorteil lag von Beginn an auf unserer Seite. Das Ultimatum, das unsere Leute auf Tharkad übergeben haben, wird die Lyraner vermutlich zögern lassen, wie es ihrem grundsätzlich merkantilen Wesen entspricht. Nicht ohne Grund

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