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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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stärker schien.
    Und außer im unbewaffneten Kampf, wo der Unterschied hinsichtlich der Stärke und Körpergröße einfach zu groß ausfiel, als dass sie ihn, von gelegentlichen Ausnahmen abgesehen, hätte überwinden können, hatte er sie noch in keinem Duell besiegt.
    »Ihre Situation unterschied sich nicht so sehr von der, in der wir uns befinden«, erläuterte sie. »Eine überwältigende Übermacht; ein gigantisches zu eroberndes Gebiet; reiche, von Menschenmassen wimmelnde, mächtige Nationen zum Gegner. Der Gründer hatte keine Probleme damit, bei den Mongolen Anleihen zu nehmen. Touman ist ein mongolischer Begriff, und selbst Khan. Sollen wir, Turkinas Brut, zur Wildheit gezüchtet, zu zahm sein, von ihren Methoden zu lernen und dadurch riskieren, mit unserer heiligen Sache zu scheitern?«
    Während sie sprach, duellierten sie sich, blitzartige Hiebe, Paraden und Schläge mit offener Hand. Ein Außenstehender hätte es für eingeübt halten müssen. Das war es auch, aber nur in dem Sinne, dass beide Meister dieser Kampfform waren und schon Hunderte von Stunden damit zugebracht hatten, einander so gegenüberzutreten.
    Auf Aleks' breite Stirn traten Falten, und seine Augen schienen in eine unbestimmte Ferne zu blicken,
    über die bleichweiße Schulter seiner Schwester, durch die auf drei Meter Breite an der Schottwand befestigte Polsterung. »Aber wir dürfen uns auch vom Sieg nicht derart in den Bann schlagen lassen, dass wir den Grund für unseren Kampf vergessen, den Sinn unserer Existenz als Krieger... «
    Sie hatten diese Debatte schon oft geführt.
    Genau deshalb zog sie sie jetzt in die Länge. In der Hoffnung, dass sich seine Gedanken darin verloren.
    Während er ihr antwortete, drehte sie den Dolch in der Hand um und stieß nach seinem Unterleib. Er tanzte zurück und drehte die Hüfte nach rechts. Sein Dolch parierte ihren Hieb in einer sauberen Halbkreisbewegung gegen den Uhrzeigersinn. Das tat er mit ausreichend Kraft, sodass seine größere Stärke wirksam wurde und er ihre Dolchhand an seinem Hintern vorbeischlug. Dann nutzte er den Schwung zu einem blitzartigen, auf ihre Wange gezielten Rückhandhieb.
    Sie hatte sich schon fallen lassen und drehte sich sofort. Dabei nutzte sie den Schwung seiner harten Parade aus. Sie stützte die freie Hand auf die Matte, und als sie aus der Drehung kam, rammte sie das ausgestreckte linke Bein gegen die Innenseite seines rechten Knöchels. Der Tritt säbelte ihm das Standbein weg und er stürzte.
    Augenblicklich saß Malvina auf ihm. Er lag auf dem Rücken, ihr Hintern auf seinem Bauch, ihre kräftigen Beine um seine Hüfte geschlungen. Die nadelscharfe Spitze ihres langen, blattförmigen Dolches dellte ganz leicht die Haut über seinem Adamsapfel ein. Sie lehnte sich vor, beide Handflächen auf den Knauf der Waffe gelegt, und lächelte.
    »Und wieder gewinne ich.« Ein Schweißtropfen fiel von ihrer glänzenden Stirn auf seine Lippen. Er leckte ihn weg. »So, wie ich immer gewinne. Du hast Glück, dass du das Einzige im Kosmos bist, das ich liebe, Kobruder!«
    Sie lachte, warf das Messer weg, und bevor er reagieren konnte, beugte sie sich wieder vor, presste seine Handgelenke mit ihren kleinen Fäusten auf den Boden und drückte ihre Lippen auf seine.
    Einen Augenblick später ließ er sein Messer ebenfalls los, lachte und erwiderte den Kuss mit gleicher Intensität.
    Raumhafen von New Aberdeen, Skye Präfektur IX, Republik der Sphäre
    1. Mai 3134
    Trotz kräftig strahlender Vormittagssonne und der noch immer aus der Betongrube der Landebucht aufsteigenden Hitze lag ein Frosthauch in der Luft. Tara Campbell, Countess of Northwind und kommandierende Generalin der drei Highlander-Regimenter, war angenehm überrascht von der >Ehrengarde<, die Herzog Kelswa-Steiner zu ihr em Empfang an die Farris MacBride geschickt hatte. Sie machte einen professionellen, nüchternen Eindruck und war auch dem Einsatz entsprechend - und nicht zeremoniell -gekleidet.
    Das lebenslange diplomatische Training der bewussten Kontrolle ihrer Reaktionen war ihr ebenso von Nutzen wie das lange Studium der Kampfsportarten, als aus der Menge, die knapp hinter der Vib-radrahtabsperrung wogte, ein Stein durch die Luft flog und vom durchsichtigen PolycarbonKuppeldach des Schwebers abprallte. Sie zuckte mit keiner Wimper.
    »Verdammter Heide«, murmelte Regimentstruppführer Angus McCorkle, ranghöchster Unteroffizier im 1. Kearny-Regiment der Countess, der Tara gegenüber saß, mit dem Rücken

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