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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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seinem Herren, der nur stumm dasaß. Das überraschte Tara. Mit einer derartigen Gewittermiene hätte er die Bleiglasfenster des langen, schmalen Raums im gotischen Hauptgebäude der einst berühmten Militärakademie Sanglamore zum Scheppern bringen müssen. Sieht der Herzog immer so aus, fragte sich Tara Campbell, oder nur in meiner Gegenwart?
    »Ihre Absicht ist wirklich nicht von Belang, Euer Gnaden«, stellte der Erste Minister in einem beleidigt winselnden Ton fest. »Ich denke doch, wir haben dringendere Probleme als Fantasien über einen neuen Kreuzzug der Clans gegen die Innere Sphäre. Wirklich, wir könnten ebenso gut die Wiederkehr der Mongolenhorden fürchten, wenn wir schon Schreckgespenster der Geschichte beschwören.« Er schüttelte den Kopf. »Die internen Schwierigkeiten unseres Planeten sind durchaus real und drängend - und ich hätte angenommen, die Countess hätte dies bei ihrer Ankunft gestern selbst festgestellt.«
    »Oh, das habe ich auch, Mister Minister«, erwiderte sie und bemühte sich, die unverblümte Feindseligkeit des Mannes oder zumindest die ablehnende Atmosphäre, die er dadurch schuf, mit heiterem Ton zu entschärfen. »Ich habe selten einen enthusiastischeren Empfang erlebt.«
    Solvaigs gerötetes Gesicht lief bis zu seinem zurückweichenden Haaransatz purpurn an. »Und was soll das heißen? Behaupten Sie, wir könnten unsere Bevölkerung nicht unter Kontrolle halten?«
    Tara starrte ihn entgeistert an, unfähig, ihren diplomatischen Gleichmut aufrechtzuerhalten. Habe ich meinen Versuch, die Spannung zu lösen, wirklich dermaßen vergeigt, oder ist der Kerl nicht mehr bei Sinnen?
    Herzog Gregory Kelswa-Steiner wandte sich zu seinem Minister um. Seine steinerne Miene lockerte sich etwas. »Nur ruhig, mein Freund. Ich stimme unserem... verehrten Gast zu, dass ausreichend Beweise für eine Bedrohung der Präfektur IX und Skyes vorliegen, um eine gewisse Besorgnis zu rechtfertigen. Immerhin hat der Exarch persönlich diese Erkenntnisse unterschrieben. Und in der Tat ist meine größte Sorge, dass ein Feind versuchen könnte, unsere momentane Schwäche auszunutzen.«
    »Ja, Euer Gnaden«, murmelte Solvaig und sank zurück auf seinen Platz. In den verkniffenen Augen, mit denen er Tara musterte, zeigte sich jedoch kein Hauch von Freundlichkeit.
    »Bitte verzeihen Sie Minister Solvaig, Countess«, sagte der Herzog. »Er ist sehr besorgt um unsere Welt. Manchmal überwältigen ihn seine tiefen Gefühle. Aber sie wirken sich doch nur selten auf sein Urteilsvermögen aus.« Seine Augenbrauen näherten sich einander. »Sie werden hoffentlich verstehen, dass ich diese potentielle Bedrohung primär als eine Angelegenheit der Präfektur IX und Skyes ansehe.«
    »Sicherlich stimmt Euer Gnaden mir zu, dass die Republik ein lebensnotwendiges Interesse daran hat, ihr Hoheitsgebiet zu verteidigen?«
    Kelswa-Steiner starrte sie einen Moment an. Er hatte graue Augen, die jetzt gerade an Eis erinnerten.
    Ich habe der Wolfschlampe Anastasia Kerensky in ihrem Ryoken II gegenübergestanden, ohne Angst zu zeigen, und einen abtrünnigen Paladin der Sphäre im Mechduell besiegt. Ich werde ganz sicher vor keinem stinknormalen Herzog zittern.
    »Sicher ist sich der Exarch bewusst, dass wir kompetent genug sind, mit der Situation fertig zu werden«, warf Delia Brown mit leicht herbem Ton ein.
    »Ganz bestimmt, Präfektin«, erwiderte Tara. Sie betrachtete es als kein gutes Zeichen, dass die Präfektin - eine Beamtin der Republik, die Genf unmittelbar Rechenschaft schuldete - sich in einem Disput über Zuständigkeiten auf die Seite des örtlichen Gouverneurs schlug. Schlimmer noch war, dass entweder sie oder wer auch immer hier überhaupt einen Zuständigkeitskonflikt sah.
    Andererseits, dachte Tara und konnte ein Gefühl der Verbitterung nicht unterdrücken, selbst wenn sie zu stolz war, es sich anmerken zu lassen, ist es ja auch nicht so, als hätte mich Redburn mit irgendeinem offiziellen Auftrag hierher entsandt. Ich könnte ebenso gut ein Söldner wie Einauge Jack Farrell sein oder irgendeine adlige Besserwisserin. »Es geht hier nicht um Befehlsgewalt oder Kontrolle. Ich wurde lediglich hergeschickt, um Ihnen jede mögliche Unterstützung zu gewähren.«
    »Was für eine Unterstützung könnte das schon sein, ohne Truppen?«, höhnte Solvaig.
    »Die Truppen sind unterwegs«, antwortete sie. Sie und ihr Stab waren ins nächste Schiff verfrachtet worden, noch bevor sich die weiter auf Terra befindliche

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