Der Fluss Der Abenteuer
hier in der Nähe vielleicht ein altes Königsgrab. Diese Gräber liegen ja meistens tief unter der Erde, und unterirdische Gänge führen in ihre Gemächer.«
»Wollen wir nicht in Herrn Umas Büchern nachsehen, ob darin etwas über ein Königsgrab in der Nähe des großen Wasserfalles geschrieben steht?« schlug Philipp vor.
»Kommt, wir gehen zum Boot zurück.«
Tala hatte sich in die Öffnung gezwängt und schlug nun mit der flachen Hand auf ein paar Ziegel. Zur Überra-schung der Kinder zerfielen sie sofort zu Staub.
»So muß man machen!« rief Tala triumphierend. »Ich habe gesehen, wie mein Vater machte. He, Oola, du Sohn eines Affen, was fällt dir ein?«
Oola hatte Tala plötzlich beiseite geschubst und sich an ihm vorbeigedrängt. Im nächsten Augenblick stand er auf der anderen Seite der Ziegelmauer und leuchtete mit Talas starker Lampe umher. »Hier ist eine Straße!« schrie er aufgeregt. »Oola geht Straße.«
»Komm sofort zurück, du Dummkopf!« rief Philipp. »Wir müssen zusammenbleiben. Du sollst zurückkommen, Oola! Hörst du nicht?«
Oola war schon verschwunden, aber nun tauchte er wieder auf. »Oola hier, Herr«, sagte er kleinlaut.
Philipp warf ihm einen verweisenden Blick zu, schalt jedoch nicht mehr. Er und Jack krochen nun ebenfalls durch das Loch. Tala und die Mädchen folgten.
Auf der anderen Seite der Mauer befand sich ein breiter unterirdischer Gang.
»Kommt, wir gehen hier links hinunter!« rief Jack aufgeregt. »Vielleicht führt der Gang zu einem Königsgrab. Kiki, hops nicht dauernd auf meiner Schulter rum! Deine Fe-dern kitzeln mich am Hals. Sitz still!«
»Sitz still!« wiederholte Kiki laut.
»Sitzstill, sitzstill, sitzstill!« ertönte es von allen Seiten.
Alle fuhren erschrocken zusammen. Lucy umklammerte Dinas Arm und erschreckte sie dadurch noch mehr.
Nachdem Jack den ersten Schreck überwunden hatte, lachte er. Sofort warf das Echo sein Lachen vielfältig zu-rück. Es klang unheimlich und spöttisch. »Hahaha, haha-ha!«
»Es ist nur ein Echo«, sagte Jack leise, so daß das Echo seine Worte nicht so leicht auffangen konnte.
»Himmel, hab' ich mich erschreckt! Kiki ist auch ganz ver-stummt.«
Aber in diesem Augenblick hob Kiki den Kopf und stieß ein lautes Gelächter aus. Das Echo warf es vielfach zu-rück. Es hörte sich an, als lachten hundert Riesen die kleine Gesellschaft höhnisch aus.
Die Kinder hielten sich die Ohren zu. »Um Himmels willen, Kiki, lach bloß nicht noch einmal!« rief Lucy.
»Lach — noch einmal!« höhnte das Echo.
»Kommt!« sagte Jack ungeduldig. »Seid ihr alle beisammen? Wo ist Oola?«
Oola war spurlos verschwunden.
»Das ist doch die Höhe!« rief Jack ärgerlich. »Wo steckt er denn nur? Wir haben ihm doch eingeschärft, daß er bei uns bleiben soll.«
»Bei uns — bleiben!« rief das Echo zurück. »Bleiben!«
»Ach, sei still!« schrie Jack.
»Still, still, still!« kam es zurück.
Schließlich kam Oola hinter einem Felsen hervor, wo er sich verkrochen hatte. Er hatte noch niemals vorher ein Echo gehört und hielt es für einen bösen Zauber.
»Komm, du kleiner Dummkopf!« sagte Philipp sanft.
»Halte dich nur immer schön an mich. Ich werde schon aufpassen, daß dich das Echo nicht frißt.«
Aufgeregt gingen die Kinder und Tala den abschüssi-gen Hang hinunter. Die Wände bestanden aus Ziegelsteinen, und hin und wieder war auch ein Torweg aus Ziegelsteinen eingebaut.
»Es sind Lehmziegel!«, sagte Jack. »Sie sind nicht wie unsere Ziegel daheim geformt, sondern sehen wie lange Brotlaibe aus. Ach, seht mal, da ist eine große Tür. Die ist sicherlich zugeschlossen.«
Als sie näher kamen, sahen sie, daß die Tür sogar versiegelt war. Ehrfürchtig betrachtete Jack das Siegel, das vielleicht schon ein paar tausend Jahre alt war. Dann stieß er ein wenig gegen die geschnitzte Tür. Im nächsten Augenblick wich er erschrocken zurück. Mit einem leisen Laut, der wie ein Seufzer klang, war die Tür in sich zu-sammengefallen.
Was mochte dahinter sein? Philipp leuchtete mit seiner Lampe durch die Öffnung. Zuerst sahen die Kinder nur kahle Felswände. Doch dann fiel das Licht auf eine Treppe, die in die Erde hinunterführte.
Alle waren in große Erregung geraten und liefen auf die Treppe zu. »Laßt uns hinuntergehen!« rief Philipp und setzte seinen Fuß auf die oberste Stufe. »Seid ihr alle da?
Kommt mir vorsichtig nach. Die Stufen scheinen sehr steil zu sein. Das ist das schönste Abenteuer, das wir jemals
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