Der Fluss Der Abenteuer
geraubt worden sind, ist nicht bekannt.«
»Donnerwetter!« rief Philipp. »Glaubst du, daß das wahr ist?«
»Warum nicht? Dies ist schließlich ein wissenschaftli-ches Buch, darin stehen bestimmt keine Märchen. Allerdings ist es ja nur eine Vermutung des Verfassers.«
»Wohin mag der unterirdische Gang führen, den wir entdeckt haben — und die Treppe?« Lucy war ganz atemlos vor Erregung. »Zu einem uralten Tempel oder einem Palast voller Schätze?«
»Möglich ist alles«, antwortete Jack. »Aber der Weg, den wir gegangen sind, wurde früher bestimmt nicht benutzt.
Ich glaube kaum, daß vor uns schon einmal ein Mensch in dieser Höhle gewesen ist. Wie sollte auch jemand hierher gelangen? Keiner, der seine fünf Sinne beisammen hat, wird mit einem Boot in die Schlucht fahren. Wir hätten es auch nicht getan, wenn wir vorher die Karte stu-diert hätten.«
»Vielleicht war die Schlucht vor vielen tausend Jahren noch gar nicht so tief wie jetzt«, meinte Dina. »Ja, vielleicht war es überhaupt keine Schlucht, und der Fluß hat sich erst im Laufe der Zeit durch die Felsen gegraben. Dann muß der Eingang zu unserer Höhle früher nicht über dem Wasser gelegen haben wie jetzt, sondern tief darunter, so daß überhaupt niemand herein konnte.«
»Du kannst recht haben«, stimmte Philipp seiner Schwester zu. »Wenn die Höhle früher wirklich unter dem Wasser gelegen hat, dann haben wir einen Weg zu altertümlichen Bauten entdeckt, den vor uns noch niemals ein Mensch gegangen ist.«
Bewegt von diesem aufregenden Gedanken, sahen die Kinder eine Weile schweigend vor sich hin. Plötzlich fuhren sie erschrocken zusammen. Tala war mitten in ihrem interessanten Gespräch eingeschlafen und schnarchte laut.
Jack lachte. »Wir wollen auch schlafen gehen, Kinder.
Wißt ihr, daß es schon Mitternacht ist? Ich schlage vor, wir lassen die Bootslaterne brennen und drehen sie nur etwas kleiner. Hier ist es angenehmer, ein Nachtlicht neben dem Bett zu haben.«
Bald schliefen alle tief und fest. In dem schwachen Licht der Laterne war keine Bewegung auf dem Boot zu sehen. Nur Philipps Schlange glitt nach einer Weile unter seinem Hemd hervor und schlängelte sich auf der Suche nach etwas Freßbarem durchs Boot. Aber sie fand nichts und kehrte hungrig in ihren warmen Schlupfwinkel zurück.
Nachdem sie sich wieder zusammengerollt hatte, blieb alles still. Man hörte nur ruhiges Atmen, hin und wieder einen Schnarcher von Tala und das unaufhörliche ge-dämpfte Brausen des Wasserfalls.
Ein überwältigendes Schauspiel
Dina wachte zuerst auf, knipste ihre Taschenlampe an und sah nach der Uhr. Schon Viertel vor acht! Sie weckte die anderen. Alle standen auf, gähnten und reckten die steifen Glieder. Tala drehte die Laterne auf und guckte sich im Boot um. »Ai, ai!« rief er erschrocken. »Oola ist fort.«
»Fort?« fragte Philipp. »Wo soll er denn geblieben sein?«
In diesem Augenblick kam Oola tropfnaß von außen in die Höhle herein.
»Wo hast du dich rumgetrieben, Oola?« fragte Philipp streng. »Bist du etwa ins Wasser gefallen?«
»Nein, Herr, Oola nicht gefallen. Oola gesehen Wasser fallen. Oola gesehen großes Wunder.«
»Du hättest leicht abstürzen können. Wie bist du denn zu dem Wasserfall gelangt?«
»Oola zeigt seinem Herrn. Wunder, großes Wunder!
Kommst du, Herr? Es ist keine Gefahr.«
Er lief auf dem Felsvorsprung an der Höhlenwand entlang zum Eingang, blieb dort stehen und winkte Philipp zu. »Komm, Herr, Oola zeigt dir!«
Jack sprang auf. »Wir kommen alle mit! Das müssen wir uns ansehen.«
Sie knipsten ihre Taschenlampen an und folgten Oola.
Als sie aus der Höhle heraustraten, schwoll das Brausen des Wassers gewaltig an. Unten an dem Felsenufer führte eine Art Weg entlang.
»Kommt mir nach!« rief Oola winkend.
Der Gischt spritzte zu ihnen herauf, und bald waren sie völlig durchnäßt. Doch war der Weg ziemlich bequem. Er führte allmählich höher hinauf und lag schließlich etwa vier Meter über dem Wasser. Helles Tageslicht fiel in die Schlucht, und sie machten ihre Taschenlampen aus.
Immer lauter wurde das Brausen. Nachdem Oola die anderen noch ein Stück bergauf geführt hatte, blieb er auf einer Felsplatte stehen, zeigte mit einer dramatischen Gebärde in die Tiefe und schrie: »Hier, Herr, Wasser fällt!«
Seine Stimme klang dünn in dem Getöse. Tala und die Kinder scharten sich neugierig um ihn und starrten hinab.
Unter ihnen schoß das Wasser steil in die Tiefe. Über der Kante
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