Der Fluss Der Abenteuer
Raum mit einer großen Tür auf der anderen Seite. Sie blieben stehen und leuchteten mit ihren Lampen umher. Als sie einen Haufen fremdartiger Gegenstände entdeckten, gingen sie neugierig darauf zu. Aber kaum hatten sie ein paar Schritte getan, da rutschte der Haufen mit einem seufzerähnlichen Geräusch in sich zusammen und zerfiel zu Staub. Nur ein leuchtender Gegenstand blieb aufrecht stehen. Nach kurzem Zögern ging Jack näher heran und hob ihn vorsichtig in die Höhe.
»Eine goldene Schale!« rief er. »Und der Rand ist rund-herum mit Edelsteinen besetzt. Gold ist ja unvergänglich und verliert auch nicht seinen Glanz. Diese Schale ist vielleicht viele tausend Jahre alt. Sieht sie nicht wunderschön aus?«
Alle betrachteten die Schale ehrfürchtig. »Sie ist bestimmt sehr kostbar«, sagte Philipp. »Vielleicht hat sie einmal Gaben für die Götter enthalten, die die Menschen früher anbeteten. So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen.«
»Philipp — glaubst du — daß wir in dem Tempel der Göttin sind, von der in Umas Buch geschrieben steht?« fragte Lucy ganz aufgeregt.
»Das ist schon möglich.« Philipp ließ seine Finger über die schöne Schale gleiten. »Vielleicht befinden wir uns aber auch unter dem Tempel und kommen jetzt zu den Gemächern, in denen die Geschenke für die Göttin aufbewahrt wurden. Doch nein, das kann nicht möglich sein.«
»Warum denn nicht?« erwiderte Dina.
Tala verschlang die Schale fast mit den Augen. »Gold!« sagte er und klopfte mit dem Finger daran.
»Du kannst sie tragen, Tala«, sagte Philipp. »Aber daß du sie nicht fallen läßt! Und nun wollen wir uns die Tür ansehen. Sie ist ebenfalls versiegelt.«
Oola zog an dem großen Siegel, und es fiel in seine Hand. Darauf stieß Philipp leise gegen die Tür. Sie sackte in sich zusammen, bröckelte von den Angeln und ließ ei-ne große Öffnung frei. Philipp kletterte als erster hindurch, die anderen folgten nacheinander.
Nun sahen sie, daß sie sich in einem riesigen alten Gebäude befanden. Vor ihnen erstreckten sich große Säle und kleinere Räume, die ineinander übergingen, manche durch halb zerbröckelte Türen verbunden, andere durch offene Durchgänge. Es war ein wahres Laby-rinth. An vielen Stellen sahen sie kleine Staubhaufen. Alle Gegenstände, die nicht aus Metall oder Stein bestanden, waren verrottet und zu Staub zerfallen.
»Guckt mal, hier in der Nische steht eine kleine Figur!«
Lucy nahm die Figur in die Hand. Sie stellte einen Mann in einem langen Gewand dar und war aus einem kostbar schimmernden Stein geschnitzt. Ehrfürchtig betrachteten alle das entzückende kleine Kunstwerk. Wie alt mochte das sein? Vor wie vielen hundert Jahren hatte ein Künst-ler wochenlang oder vielleicht gar monatelang daran ge-arbeitet? Wer hatte die Figur als Geschenk für die Göttin in den Tempel gebracht? All das würden sie wohl niemals erfahren.
Sie untersuchten alle Ecken und Winkel. Immer wieder leuchtete ihnen aus dem Staub zerfallener Dinge Gold entgegen — goldene Figuren, goldene Schalen, Kämme und Ohrringe. In einer kleinen Kammer fanden sie Schwerter, deren Griffe mit Edelsteinen besetzt waren.
Jack hob einen Dolch mit einem goldenen Griff auf. »Den würde ich gern behalten.«
»Wir können nicht alles mitnehmen, was uns gefällt«, erwiderte Philipp, »nur ein paar Sachen, damit wir sie Bill zeigen können, wenn wir hier herauskommen.«
»Gut, dann nehme ich diesen Dolch.« Jack steckte die Waffe in seinen Gürtel.
»Und ich nehme diesen goldenen Kamm«, sagte Dina und steckte ihn ins Haar.
Lucy wollte die kleine Figur mitnehmen. »Wenn ich sie doch behalten dürfte! Sie ist wunderschön. Aber alle diese Sachen gehören ja keinem einzelnen Menschen, sondern der ganzen Welt.«
»Du hast recht, Lucy«, sagte Philipp. »Sie sind ja vor allem von historischem Wert. Ich werde diese goldene Tasse mitnehmen — wenn es überhaupt eine Tasse ist. Seht nur die Stiere, die darauf eingeritzt sind. Wunderschön ist das gemacht!«
Schließlich gelangten sie an das Ende der Räume. Sie waren ganz verwirrt von den vielen Dingen, die sie gesehen hatten. In diese unterirdischen Schatzkammern waren also keine Diebe eingedrungen. Hier lagen Schätze, die wahrscheinlich noch kein Mensch berührt hatte, seitdem sie vor langer, langer Zeit der Göttin des Tempels als Geschenk dargebracht worden waren.
»Herr, Oola will Sonne«, ertönte plötzlich eine klägliche Stimme.
»Wir sehnen uns alle nach der
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