Der Fluss Der Abenteuer
in seinem Haus in Chaldo eingesperrt. Was sollen wir nun machen? Wir können unmöglich gegen eine Menge Männer kämpfen.«
»Laßt uns durch das Loch im Gang klettern und zum Boot zurückgehen«, schlug Jack vor.
»Dann würde Uma ungehindert die Schatzkammern ausplündern«, erwiderte Philipp. »Ich möchte ihn aber gern daran hindern.«
»Es ist zu spät zur Flucht«, sagte Lucy. »Da kommen sie schon.«
Wirklich, einige Männer kletterten nacheinander durch die Öffnung in der Mauer. Wenn die Kinder jetzt fortliefen, würden sie ihnen folgen und das Boot entdecken. So blieben also alle mutig stehen. Kiki, der eine Zeitlang geschwiegen hatte, hopste erregt auf Jacks Schulter auf und nieder und kreischte laut.
Schließlich waren sechs Männer durch die Mauer geklettert und kamen nun drohend auf die Kinder zu.
»Zurück!« rief Philipp befehlend. »Wagt es nicht, uns an-zurühren, oder ihr bekommt es mit der Polizei zu tun.«
»Polizei!« kreischte Kiki. »Polizei! Hol die Polizei!« Und dann machte er eine Trillerpfeife nach.
Die Männer blieben erschrocken stehen. Kikis schrilles Pfeifen wurde vielfältig von dem Echo zurückgeworfen und wollte gar kein Ende nehmen. Als er nun noch das Knattern eines Motorrades nachmachte, entstand solch ein Höllenlärm, daß die Männer schleunigst umdrehten und wie gejagt zur Mauer zurückrannten. Ihre eigenen Schreckensschreie mischten sich in das unheimliche Echo. Aufatmend beobachteten die Kinder, wie sie durch die Mauer kletterten.
Jack strich Kiki sanft über das Gefieder. »Danke, Kiki!
Diesmal sage ich nicht 'Halt den Schnabel'. Du hast ihn gerade zur rechten Zeit aufgemacht.«
Was nun?
Tala brach in schallendes Gelächter aus. Oola tanzte umher und klatschte jubelnd in die Hände. Beide schienen zu glauben, daß jetzt, nachdem die Männer in die Flucht geschlagen waren, alle Not ein Ende habe. Aber die Kinder waren nicht so zuversichtlich.
»Sollen wir durch die Mauer klettern, Jack?« fragte Philipp.
»Ich weiß nicht recht«, antwortete Jack bedenklich. »Hier sind wir verhältnismäßig sicher. Was meinst du, Tala, werden die Männer noch einmal zurückkommen?«
»Die nicht zurückkommen«, antwortete Tala grinsend und zeigte seine weißen Zähne. »Haben große, große Angst. Wollen wir gehen, ja?«
Philipp hielt ihn zurück. »Nein, warte noch! Wir könnten vom Regen in die Traufe geraten. Die Männer werden zu Uma gehen und ihm erzählen, was passiert ist. Sicherlich lauert er uns auf und würde uns gefangennehmen, wenn wir durch die Mauer kletterten.«
»Gut gesprochen! Wir warten. Uma böser Mann!«
Sie setzten sich auf die Erde und warteten. Lange Zeit geschah nichts. Dann erschien ein Mann in einem langen weißen Gewand und mit einem Turban an der Maueröffnung. »Ich möchte mit euch sprechen«, sagte er in gebro-chenem Englisch.
Philipp hielt ihn für einen vornehmen Eingeborenen und wartete schweigend ab, was er weiter sagen werde.
»Ich möchte zu euch kommen«, sagte der Mann.
»Bitte kommen Sie«, forderte Philipp ihn auf.
Der Mann zwängte sich durch das Loch, kam näher und verbeugte sich höflich. »Darf ich mich zu euch setzen?« fragte er mit leiser Stimme.
»Bitte schön«, antwortete Philipp. »Was wollen Sie von uns?«
»Ich soll euch sagen, daß mein Freund, Herr Raya Uma, bedauert, euch gekränkt zu haben. Er war — wie sagt man doch? — erschrocken, euch hier zu sehen. Er hat Sachen gesagt, die ihm leid sind.«
Niemand antwortete etwas darauf. Jack und Philipp spitzten die Ohren. Was führte Herr Uma jetzt wohl wieder im Schilde?
»Herrn Umas Arbeiter sind zu ihm gekommen und haben gesagt, daß sie nicht länger für ihn arbeiten wollen«, fuhr der Fremde mit sanfter Stimme fort. »Sie haben große Angst. Das ist sehr schlimm für ihn, weil er muß andere besorgen. So er hat mich geschickt, euch zu sagen, daß ihr frei gehen könnt. Er will euch bringen lassen auf richtige Straße und euch geben Wagen, damit ihr sicher fahren könnt nach Chaldo.«
»Warum gerade nach Chaldo?« fragte Philipp.
»Weil dort sind Herr Bill und Frau. Ihr werdet sie dort treffen und könnt dann gehen, wohin ihr wollt. Seid ihr einverstanden?«
»Wer sind Sie?« fragte Jack, ohne die Frage zu beant-worten.
»Ich bin Freund von Herrn Uma, aber ich nicht so übermütig wie er. Ich sagte ihm, er tat unrecht, euch zu erschrecken, weil ihr nur seid Kinder. Er horcht auf mich.
Nun — wollt ihr sein Angebot annehmen?«
»Sagen Sie ihm,
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