Der Fluss Der Abenteuer
für seinen Herrn, er und nicht Tala!
Nachdem er sich das Seil um die Hüfte gebunden hatte, begann er stolz die Treppe hinaufzuklimmen. Jede Stufe befühlte er zuerst mit der Hand, bevor er sie betrat. Einmal rutschte er aus, aber er fiel nicht. Endlich rief er von oben herunter: »Oola hier! Seil kommt!«
Nachdem er das Seil an dem Mauerhaken befestigt hatte, ließ er es hinabgleiten. Bald straffte es sich, also kam jemand herauf. Vielleicht war es Philipp. Sorgsam hielt Oola das Seil fest, damit sein Herr nur ja nicht ab-stürze. Da hörte er plötzlich ein Geräusch hinter sich, das ihn fast zu Tode erschreckte. Jemand schien laut an eine Wand zu klopfen. Oola sank zitternd auf die Erde und ließ das Seil los.
»Halt das Seil straff, Oola!« rief Philipp ärgerlich.
»Wieder erklang das Klopfen hinter Oola. Waren es et-wa die alten Götter, die grollten, weil jemand in ihren Tempel eingedrungen war? Oola stieß einen lauten Schrei aus, und Philipp wäre vor Schreck fast die Treppe heruntergefallen. »Die Götter kommen!« schrie er. »Die Götter kommen!«
»Die Götter kommen!«
Philipp verstand nicht, was Oola schrie. Schnell kletterte er die letzten Stufen hinauf. »Oola, was ist los? Warum schreist du wie am Spieß?«
»Die Götter kommen!« Oola zeigte furchtsam den Gang hinauf. »Hörst du sie nicht, Herr?«
Nun hörte auch Philipp das laute Klopfen. Mit wild po-chendem Herzen starrte er in den dunklen Gang. Einen Augenblick glaubte er selber, daß erzürnte Götter Einlaß begehrten. Aber sogleich gewann seine Vernunft die Oberhand. Nein, das konnte nicht sein. Aber was bedeu-tete das Klopfen?
»Kommt schnell herauf!« rief er den anderen aufgeregt zu. Mit zitternden Händen hielt er das Seil, so straff er konnte, während Oola, ganz außer sich vor Angst, seine Knie umklammerte. Als nächste kam Dina herauf. Sobald sie oben war und das Klopfen hörte, wurde auch sie von Furcht ergriffen, besonders da Oola fortwährend stöhnte:
»Die Götter kommen, die Götter kommen!«
Nach und nach erschienen nun die anderen. Tala kam als letzter. Als er das Klopfen vernahm, drehte er sich entsetzt um und wollte die Treppe wieder hinablaufen, trat jedoch fehl und rollte laut heulend in die Tiefe. Auch er war davon überzeugt, daß die Götter sich an den Menschen rächen wollten, die es gewagt hatten, die geheilig-ten Tempelräume zu betreten.
Philipp blieb keine Zeit, sich um Tala zu kümmern. Er mußte schnell entscheiden, was zu tun war. »Das Klopfen muß von der Steinmauer herkommen«, sagte er zu Jack.
»Sag mal — glaubst du, es könnten Uma und seine Männer sein?«
»Wer sollte es denn sonst sein? Hör endlich mit dem Geheul auf, Oola! Man versteht ja sein eigenes Wort nicht.«
Die Kinder horchten angestrengt. »Sie kommen, sie kommen!« wimmerte Oola, der noch immer Philipps Knie umklammert hielt.
»Uma besitzt wahrscheinlich eine alte Karte, nach der er den Weg hierher gefunden hat«, sagte Philipp angestrengt nachdenkend. »Er hat wohl danach graben lassen und ist hinter der Steinmauer auf den Gang gestoßen.
Und nun versuchen die Männer die Mauer zu durchbre-chen. Aber das wird ihnen nicht so leicht gelingen.«
»Wer weiß? Sie haben bestimmt gute Werkzeuge bei sich. Wir müssen uns rasch entschließen, was wir tun sollen, Philipp.«
Philipp zuckte die Achseln. »Es kommt alles so plötzlich. Auf alle Fälle werden wir nun hier herauskommen.«
»Uma wird nicht sehr erfreut sein, uns hier zu sehen«, meinte Jack besorgt. »Nun, im Augenblick können wir nichts tun als abwarten. Sicherlich will Uma die wertvollen Schätze aus den Tempelkellern mitnehmen und irgendwie zu Geld machen.«
»Wenn wir ihn doch daran hindern könnten!« sagte Philipp. Auch den Mädchen war der Gedanke schrecklich, daß Uma und seine Männer in die unteren Räume ein-dringen und die wunderbaren Schätze rauben könnten.
Ängstlich standen sie da und horchten auf das unaufhörliche Klopfen. Plötzlich hörten sie einen lauten Bums und errieten, daß ein großer Stein aus der Mauer gebrochen und zu Boden gefallen war.
»Die Mauer gibt nach«, sagte Jack. »Sie werden bald kommen. Wir wollen hier stehenbleiben und warten. Oola, sei jetzt endlich still. Das sind keine Götter, sondern Menschen.«
»Nein, nein, Oola weiß, es sind Götter. Tala weiß auch.«
Tala war inzwischen wieder heraufgeklettert. Ängstlich befühlte er seine Glieder und nahm sich vor, in Zukunft vorsichtiger zu sein, ob es nun Götter
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