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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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sie an Pierres Bett und hob das Stofflämmchen auf, das zu Boden gefallen war. Sie legte es ihm in den Arm und küsste ihn auf die Stirn.
    John spielte den Enttäuschten. »Bekomme ich keinen Kuss?«
    Die Zwillinge kicherten.
    »Ich küsse nur liebe Jungen.«
    Wieder kicherten die Zwillinge.
    »Aber ungezogene Jungen küssen besser.«
    Das Gekicher wurde lauter.
    »Gute Nacht, Master John.«
    Die Fröhlichkeit der Kinder folgte ihr bis in ihr Zimmer.
    »Hört lieber auf zu lachen«, warnte John, »sonst versohlt mir Miss Ryan noch den Allerwertesten. Einen Kuss kann ich ja ertragen, aber Schläge nicht. Niemals!«
    Paul war erschöpft, doch er fand keinen Schlaf. Der Tag war unerträglich heiß gewesen, und die Luft in seinen Räumen war stickig. Im Augenblick stand er auf der Veranda und sog die kühle Nachtluft ein. Es war unmöglich, das Arbeitstempo auf Charmantes im selben Rhythmus beizubehalten und gleichzeitig Espoir aufzubauen. Zum Glück war George wieder da. Aber gleichzeitig waren neue Probleme aufgetaucht. Das Größte betraf die neu angelegten Tabakfelder. Aber selbst das wäre nur halb so schlimm, wenn er nicht gleichzeitig auf Espoir gebraucht würde. Die Lieferungen waren eingetroffen, man hatte mit den Bauarbeiten begonnen und auch schon das erste Zuckerrohr gepflanzt. All das machte seine Anwesenheit für eine weitere Woche erforderlich. Sein Bruder kannte sich mit Tabakpflanzungen aus. Ob er bereit war, ihm während seiner Abwesenheit auszuhelfen?
    Stimmen mischten sich in Charmaines Träume, doch als sie plötzlich verstummten, schrak sie hoch. Es war dunkel. Aber dann kehrten die Stimmen zurück. Sie kamen aus dem Zimmer der Kinder – und eine war tief und wütend. Charmaine sprang aus dem Bett und riss die Tür auf.
    John stand mitten im Zimmer, hielt einen zappelnden Joseph Thornfield am Kragen gepackt und deutete auf das zerknüllte Leintuch zu seinen Füßen.
    »Ich habe es doch schon gesagt, Sir«, stotterte der Junge vor Angst. »Ich hatte nichts Böses im Sinn!«
    »Du hattest nichts Böses im Sinn!«, wiederholte John ungläubig. »Du schleichst mitten in der Nacht als Geist über die Veranda – und willst mir weismachen, dass du nichts Böses im Sinn hattest?«
    »So ist es, Sir.«
    »John … ich meine, Sir«, verbesserte sich Charmaine, »bitte lassen Sie den Jungen laufen.«
    »Ich soll ihn laufen lassen? Ja, sehen Sie denn nicht, was er vorhatte?«
    »Das sehe ich sehr wohl, Sir, aber Joseph war das nicht allein. Stimmt es, Yvette?«
    John runzelte die Stirn, doch als er den mordlustigen Blick gewahrte, mit dem Yvette den armen Joseph bedachte, dämmerte ihm der Zusammenhang.
    »Es war doch nur eine Wette«, verteidigte sich Yvette. »Aber du hast mich nicht erschreckt, Joseph Thornfield, also hast du die Wette leider verloren.«
    »Die Wette?« John schüttelte den jungen Mann am Kragen. »Heißt das, dass du – wer weiß wie oft – in dieses Zimmer gekrochen bist, nur um eine Wette zu gewinnen?«
    »Nur heute Abend, Sir!«
    »Du lügst!« Yvettes Augen funkelten. »Du hast Jeannette schon einmal erschreckt!«
    »Das ist nicht wahr! Ich schwöre, dass ich das nicht getan habe! Dies war das erste Mal!«
    »Das sagst du nur, damit du deinen Dollar nicht verlierst!«
    »Das ist nicht wahr! Hier, nimm das Geld. Dann siehst du ja, dass es mir egal ist.« Er fischte einen zerknitterten Schein aus der Tasche und hielt ihn Yvette hin.
    Blitzschnell nahm John den Schein an sich, obwohl er wusste, dass er für den Jungen sehr viel Geld bedeutete. »Ist das dein Einsatz?«
    »Ja, Sir, aber …«
    »Und du denkst, dass du die Wette verloren hast, weil du sie nicht erschreckt hast?«
    »Nein, Sir, aber …«
    »Warum, zum Teufel, gibst du ihr dann das Geld? Egal. Ich werde es für dich aufheben.« Er fuchtelte mit der Banknote unter Josephs Nase herum. »Wenn du mir beweist, dass du deinen Monatslohn nicht mehr für solch lächerliche Wetten riskierst, bekommst du das Geld zurück. Nimm jetzt das Laken und verschwinde, bevor ich meine Meinung ändere!«
    »Ja, Sir!«
    Rasch griff der Junge nach dem Leintuch und flitzte durch die französischen Türen auf die Veranda hinaus.
    John fuhr mit den Fingern durch sein zerzaustes Haar, doch als seine Hand im Nacken angekommen war, hielt er inne und sah Charmaine an. Sie hatte ihr Haar zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr über Schulter und Brüste fiel. Den Morgenmantel hatte sie in der Eile vergessen, und der dünne Stoff ihres Nachthemds

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