Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
stichfest. Wenn ich auf einen Fall angesetzt wurde, gab es nur einen Schluss: Die Bösen flogen auf. Sie kamen hinter Gitter. Mir war völlig egal, welche Anwälte sie sich leisten konnten, was die Verteidigung vorzubringen hatte. Ein Alibi? Vergiss es. Ich hab sie aus dem Verkehr gezogen. Alle …
    Ich war ausgeglichen, wissen Sie? Musste ich auch sein. Mein ganzes Leben lang haben mir Menschen etwas gestohlen, und ich war dagegen machtlos. Aber nicht als Cop. Ich hatte recht. Immer. Ich hatte immer recht.«
    Sie warf den Kopf zurück und sah zur Decke. Nach einer Weile richtete sie den Blick auf Martin Jeffers.
    »Sie müssen begreifen: Es gibt keine Beweise.«
    Martin Jeffers schüttelte den Kopf.
    »Was sagen Sie da? Sehen Sie sich die Fotos an.«
    »Die existieren nicht.«
    »Was reden Sie da?« Er nahm eine Handvoll Bilder und hielt sie ihr vor Augen. »Sie platzen hier rein und erzählen mir, mein Bruder hätte diese, diese …« Er stolperte über das Wortund hastete am Ende einfach weiter. »Und jetzt behaupten Sie, die existierten nicht? Was soll das?«
    »Sie existieren nicht.«
    Jeffers lehnte sich zurück und faltete ärgerlich die Hände vor der Brust. »Ich bin gespannt auf Ihre Erklärung.«
    »Ich hab’s immer richtig gemacht, wissen Sie. Bis jetzt. In dem Moment, in dem ich zum ersten Mal einen Fall bearbeite, der mir etwas bedeutet, alles bedeutet, da hab ich es vermasselt, völlig versaut.«
    Sie streckte die Hand aus und griff sich wahllos ein paar Fotos.
    »Ich bin bei Ihnen eingebrochen. Ich hab den Schlüssel gestohlen. Ich bin dort eingebrochen. Das geht über das, was man eine widerrechtliche Untersuchung nennt, entschieden hinaus …«
    »Formsache!«
    »Nein!«, schrie sie. »So sind nun mal die Regeln. Was sage ich: So ist nun mal die Realität!«
    »Also«, erwiderte er und versuchte, ruhig und analytisch zu bleiben, »wieso gehen wir dann nicht zum FBI? Wir können ihnen wenigstens die Fotos zeigen.«
    »Sie verstehen noch immer nicht«, antwortete sie. »Wir spazieren da beim FBI rein, und ich sage: Hören Sie, Mr. Agent, ich möchte Ihnen Fotos von Mordfällen zeigen, die ich im Zuge einer Ermittlung sichergestellt habe. Deren erste Frage lautet: Was für eine Ermittlung? Und dann sage ich: Nun, eigentlich bin ich auf Genesungsurlaub. Dann klingelt es bei denen, und sie rufen meinen Chef an, und der erzählt ihnen, ich wäre verzweifelt und besessen und, mein Gott, ich hoffe, ihr ist nichts passiert. Und dann rufen sie beim Morddezernat des Bezirks an, und da wird man ihnen sagen: Klar, seit ihre Nichte ermordet wurde, ist sie nicht mehr dieselbe; wir habenden Fall gelöst und den Kerl eingebuchtet, und jetzt schmort er bis in alle Ewigkeit in Einzelhaft. Und dann wird Mr. Agent erfahren, dass ich Hunderte solcher Fotos in meinem Besitz habe – nicht genau wie diese, aber doch ziemlich ähnlich – und dann zieht er den Schluss, ich sei verrückt. Ende der Geschichte …«
    »Und wenn ich nun sagen würde …«
    »Was? Sie hat mich von der Sache mit meinem Bruder überzeugt? Dann wird Mr. Agent sich denken, wir wären eben beide wahnsinnig. Aber selbst für den Fall, dass er doch denkt, da sei etwas dran – das könnte immerhin sein, ich meine, könnte, ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster hängen –, dann wird er eine Art Computercheck zu Ihrem Bruder machen. Ergebnis gleich null. Na ja, nicht gerade null. Als Erstes findet er heraus, dass Ihr Bruder eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Weißen Haus hat, mit Stempel des Secret Service, das haben nämlich meine Recherchen ergeben. Und wissen Sie, was er dann tut? Ich will’s Ihnen sagen. Er wird ein nettes kleines Memo schreiben und unter ›Wirrköpfe‹ abheften. Mit anderen Worten: nichts.«
    »Na ja, können Sie nicht Ihre eigenen Leute überzeugen?«
    »Die denken auch, ich sei verzweifelt und verrückt.«
    Sie kniff die Augen zu Schlitzen zusammen.
    »Natürlich haben sie recht.«
    Martin Jeffers sah sich um und fragte sich, was jetzt kommen würde.
    »Was wollen Sie also tun?«, erkundigte er sich.
    »Ihn finden.«
    »Damit Sie ihn umbringen können?«
    Detective Barren zögerte.
    »Ja«, antwortete sie.
    »Vergessen Sie’s.«
    »Ich hätte Sie anlügen und nein sagen können.«
    »Stimmt, hätten Sie gekonnt. Sie kriegen einen Punkt für Ehrlichkeit.«
    Er starrte sie bitter an, und sie erwiderte den Blick mit gleicher Intensität.
    »Na schön«, meinte sie. »Sehen Sie sich diese Fotos noch mal an. Und

Weitere Kostenlose Bücher