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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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    »Wir sollten aber jetzt in Gang kommen.«
    Der Knabe mit dem Gymnasiastengesicht hat diesen Moment unterbrochen. Laut ausgesprochene Worte, weil das Leben so ist, in denen unausgesprochene Worte mitschwingen, weil die Menschen so sind.
    Alle zugleich wichtig und überflüssig.
    Lucio nimmt die Zügel wieder in die Hand. Er reicht Carla die Pistole, die ich in der Tür des Mini gefunden habe.
    »Nimm und leg sie auf die Werkbank. Die sollte man in seiner Wohnung finden. Hinterlass dort auch zwei von denen, die wir in Lesmo benutzt haben. Das wird die Inszenierung glaubwürdiger machen.«
    Carla nimmt die Waffe, als hätte sie nie etwas anderes getan. Sie ist ruhig, stark und falsch. Erneut frage ich mich, wieso sie auch über uns gelogen hat. Vermutlich werde ich die Antwort nie erhalten. Ich kann nur versuchen, mir in der verbleibenden Zeit eine zurechtzulegen.
    Lucio nickt zu der Tür oben an der Treppe hinüber.
    »Ist er oben?«
    »Ja.«
    »Gut. Ich rede mit ihm, dann nehmen wir das Zeug und verschwinden.«
    Wir verschwinden.
    Ich muss an Daytona denken und an meinen ewigen Spott über ihn. Dieses Mal würde ich gerne in den Plural einbezogen werden. Ich bezweifele allerdings, dass es so sein wird.
    Chico meldet sich jetzt auch wieder zu Wort. Der Pistolenlauf bohrt sich in meine Rippen.
    »Da lang. Beweg dich.«
    Wir folgen Lucio zur Treppe. Vier Stufen, und wir überschreiten die Schwelle. Auf der anderen Seite gelangen wir in einen Flur mit geometrisch gemusterter Tapete. Im Gänsemarsch gehen wir weiter, Mann-Mann-Pistole-Mann, bis wir in ein Wohnzimmer kommen, wo die Tapete mit Gardinen in Konflikt tritt, die es nötig hätten, gewaschen und bis ans Ende aller Tage auf der Leine vergessen zu werden. Der Bereich rechts wird verdeckt von einem Regal, das als Raumteiler dient. Links stehen Nussbaummöbel. Ein Sofa und zwei Sessel mit Kunstlederbezug sind vor einem Fernseher angeordnet. Auf dem Boden neben dem Sofa stehen ein paar Henkeltaschen, die Koffer der Flüchtlinge.
    In einem der Sessel sitzt Gabriel Lincoln. Ich habe ihn erst einmal in meinem Leben gesehen, aber er gehört zu den Personen, die man nie mehr vergisst, sowohl wegen seines Äußeren als auch wegen der Umstände.
    »Guten Abend, Mister Bravo.«
    Sein perfektes Italienisch und sein englischer Akzent sind so leicht wiederzuerkennen wie sein Duft. Er ist ein Mann mit Sicherheiten, ein Konservativer. Die Eleganz seines Anzugs ist wie das Quietschen einer Gabel auf einem Teller in dieser Umgebung gewöhnlicher Sterblicher.
    »Wie Sie sehen, ist die Welt klein. Und böse, würde ich hinzufügen.«
    Ich weiß nicht, warum, aber ich bin nicht überrascht. Gabriel Lincoln ist eine logische Antwort, ein Verbindungsstück, das in dieser Geschichte seinen natürlichen Platz findet. Der Mann, der immer einen Schritt hinterher oder zwei Schritte voraus ist, der getreue Mitarbeiter, der Judas mit vielen Silberlingen auf einem ausländischen Konto.
    »Ich könnte nicht behaupten, dass es mir eine Freude ist, Sie zu sehen.«
    »Ehrlich gesagt beruht das auf Gegenseitigkeit. Es geht um eine berufliche Verpflichtung, wenn wir es mal so ausdrücken wollen. Dumm für Sie, dass es sich diesmal nicht um Ihre Arbeit handelt, sondern um meine.«
    »Nur aus Interesse: Sind Sie beim Geheimdienst?«
    Er lächelt und scheint sich dagegen verwahren zu wollen. Ich glaube allerdings, dass Bescheidenheit nicht eine seiner Stärken ist.
    »Diese Bezeichnung klingt ein bisschen zu sehr nach James Bond. Man könnte aber sagen, dass der Bereich, in dem ich operiere, so genannt werden kann.«
    »Warum ich? Sie hatten Bonifacis Vertrauen. Warum sind Sie auf mich verfallen?«
    Er steht auf und streicht seine Gabardinehose glatt.
    »Leider hat sich Lorenzo vor ein paar Monaten von mir zurückgezogen. Ein bedauerlicher Zwischenfall. Ich wusste alles über ihn, aber ich konnte nicht mehr mit ihm in Kontakt treten. Bonifacis Villa war off-limits für mich.«
    Er macht eine Handbewegung, die alles erklärt. Auch den Grund, warum man mir in Kürze eine Kugel in den Kopf jagen wird.
    »Der einzige Mensch, über den wir in dieses Haus und in diese Situation eindringen konnten, waren Sie. Nichts Persönliches, lediglich eine Frage der Gegebenheiten.«
    Er macht eine Pause. Dann drückt er mir sein Beileid aus.
    »Bedauerlicherweise.«
    Vom Flur her hört man das Geräusch der Tür, die zur Garage führt. Dann Schritte auf dem Fußboden. Kurz darauf erscheint Carla im Wohnzimmer. Sie

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