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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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untergebracht, unter Mithilfe einer Stewardess. Ein paar Passagiere werfen Carla bewundernde Blicke zu. Blicke, in denen die Geschichte der Welt liegt, aber nicht die von Carlas Welt. Würden die Männer sie kennen, würden sie sich schleunigst wieder auf die Tageszeitung konzentrieren, die sie lesen. Andere beachten sie gar nicht, aber das tun sie auf allzu auffällige Weise. Vielleicht hoffen sie, gerade aus diesem Grund Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ein paar Kilometer weiter, in einem abgelegenen Wohnhaus, bleiben ein paar Männer als Wachen zurück und warten, dass die Siegel angebracht werden. Die hohen Tiere verschwinden und eilen zu Sitzungen, in denen sie noch höheren Tieren Bericht erstatten müssen, die sich ihrerseits gewaltig hohen Tieren zur Verfügung halten müssen. Die Leiter scheint endlos, doch man sollte die letzte Sprosse nicht übersehen, weil danach der Absturz droht. Ein paar Kilometer weiter hält ein Verbrecher namens Tano Casale einen vermeintlich siegreichen Wettschein des Fußballtoto in der Hand und fragt sich, was er damit tun soll. Mein Vorschlag hat ihn gereizt, hat ihn auf den Geschmack gebracht. Dass ich abgetaucht bin, ist ein Problem, aber jetzt wird er erst einmal abwarten, wie die Geschichte ausgeht. Er sagt sich, dass er das Ganze auch allein durchziehen kann und dass er im Prinzip niemanden dafür braucht. Immerhin ist er der Herr der Welt und bis zu einem gewissen Grad auch der Herr von Mailand.
    Fünfte Stunde.
    Ich schlafe.
    Das Flugzeug ist, vom Boden aus betrachtet, mittlerweile ein kleiner Punkt in der Ferne. Ein Kondensstreifen beim Abflug, ein identischer bei der Landung, nur dass er sich dann durch einen anderen Himmel ziehen wird. Carla fröstelt es, nun, da die Spannung nachlässt und die Müdigkeit einsetzt. Der Geist ist leer, der Körper verlangt nach Ruhe. Jegliche Pläne und Perspektiven und strategische Erwägungen hat sie auf die Ankunft verschoben. Ihren Sitz hat sie auf die bequemste Position eingestellt, hat sich ein Kissen unter den Kopf geschoben und sich die leichte Decke übergeworfen, die die Fluggesellschaft zur Verfügung stellt. Aus dem hinteren Kabinenbereich dringt das Brummen der Motoren, und es ist leicht, sich fallen zu lassen. Ein paar Kilometer von hier finden Sitzungen statt, um zu entscheiden, was die offizielle Version der Tatsachen sein wird und welche Dinge man besser verschweigt, um sie zu einem persönlichen oder einem Staatsgeheimnis zu machen. Ein Polizeiinspektor namens Stefano Milla denkt darüber nach, ob er das Risiko eingehen sollte, sich den Alfa Romeo Spider zu kaufen, in dem er sich in Gedanken schon sitzen sieht, den Wind in den Haaren. Das Geld dafür hat er, und er verspürt keinerlei Gewissensbisse wegen der Art und Weise, wie er es verdient hat. Das einzige Ärgernis ist, dass er es irgendwie rechtfertigen muss.
    Sechste Stunde.
    Carla schläft.
    Ich wache auf.
    Die Uhr an meinem Handgelenk teilt mir eine Uhrzeit mit, die nichts bedeutet. Ich überlege, den Fernseher anzuschalten, verwerfe die Idee aber sofort wieder. Auf dem Bildschirm würde mich Corrado in Domenica in oder Arbore und seine Truppe in L’altra Domenica erwarten. Nachrichten gibt es um diese Zeit nicht. Die Leute möchten sich amüsieren. Die einen entscheiden sich dafür, nichts wissen zu wollen, die anderen dafür, alles zu vergessen. Das ist die Anwendung des Kommutativgesetzes auf den Menschen. Wofür auch immer man sich entscheidet, das Ergebnis bleibt dasselbe. Darüber hinaus könnte ich aus den öffentlichen Informationsquellen sowieso nur erfahren, wie fragmentarisch die Nachrichten sind, die ich zur Gänze kenne.
    Also stehe ich auf und gehe ins Bad. Ich mache gewöhnliche Dinge, als wäre es ein gewöhnliches Erwachen. Ich pinkele. Ich wasche mir das Gesicht. Ich putze mir die Zähne und sage mir, dass ich schon eine Weile nichts mehr gegessen habe. Doch Essen ist etwas für die Lebenden. Ich habe kein Recht darauf.
    Das Chaos und der Zufall. Jetzt erinnere ich mich.
    Ich betrachte mich in dem diffusen Licht, das in Streifen durch die Rollläden fällt. Der Spiegel reflektiert ein Bild, das nicht zu mir gehört. Ich selbst gehöre nicht zu mir, denn ich trage einen Namen, der mir keinen Schutz mehr gewährt und selbst keinen Schutz mehr findet. Er gehört weggeschmissen wie ein altes Hemd.
    Ich verlasse das Bad und gehe ins Wohnzimmer. Der Boden ist kalt und schmutzig unter meinen nackten Füßen. Die hygienischen Bedingungen des Lebens

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