Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
Vom Netzwerk:
Abend nehmen.
    Ich versuche, mich abzulenken, und denke an Carla.
    Die Tatsache, dass sie in diesem Moment mit einem oder mehreren Männern im Bett sein könnte, macht mich weder eifersüchtig, noch finde ich es demütigend. Als mir ein Rasiermesser den Gedanken an gewisse Praktiken ein für alle Mal ausgetrieben hat, wurden mir gleichzeitig auch die damit verbundenen Emotionen ausgetrieben. Der Stimulus nicht. Der ist geblieben. Als Ausgleich für ein gelegentlich brennendes Verlangen, das nie wieder befriedigt werden kann, sind die Frauen für mich zum Sprachrohr zur Männerwelt geworden.
    Die Frauen auf der einen Seite, die Männer auf der anderen.
    Und ich mittendrin, mitsamt meinen Narben von der perinealen Urethrostomie, der ich mich unterziehen musste, um wieder pinkeln zu können.
    Carla ist eine der wenigen Personen, die davon wissen. Und die es verstehen. Das habe ich gespürt, als sie mich gebeten hat, Lucio lieben zu dürfen, und es mir gleichzeitig zum Geschenk gemacht hat. Das verstand ich, als sie danach in mein Bett geschlüpft ist und den Kontakt zu mir gesucht hat.
    Millas Wagen nimmt die Ausfahrt Opera. Instinktiv denke ich, dass wir zu der Halle des Schrotthändlers fahren, wo ich mit Micky war. Jene, die nachts zu einer Spielhölle wird. Das Bild vom Stein an den Füßen und dem Sprung in den Ticino wird überlagert von der Vorstellung, wie mein Körper in die schrottreife Karosserie eines Wagens gelegt und zu einem Würfel zusammengepresst wird. Angenehme Reisebegleiter sind solche Gedanken nicht, besonders nicht an einem schönen Sonnentag, an dem eigentlich, frei nach einem Lied von Lucio Battisti, nichts anderes zählen sollte als die schäumenden Wellen und dein Lachen.
    Wider Erwarten fährt die Giulietta geradeaus weiter. Nach ein paar Kilometern biegt sie rechts in eine kleine Straße ein, die nach etwa hundert Metern in den Parkplatz einer Trattoria mündet. Es handelt sich um ein flaches Gebäude, dessen Fenster mit künstlerisch ambitionierten Eisengittern gesichert sind. Die Mauern, die vermutlich mal ziegelfarben waren, sind durch Wettereinflüsse rosa und fleckig geworden. Hinter dem Haus befindet sich eine Pergola, die von einer riesigen Glyzinie überwuchert wird, unter der man im Sommer im Freien speist.
    Wir parken zwischen den wenigen Autos, die hier stehen, steigen aus und begeben uns schweigend zu einer kleinen Holztür, über der ein Schild hängt, das die Hausmacherkost von Jole anpreist. Die Fenster spenden den wenigen Kunden im Innern nur wenig Licht, weshalb ein paar Lampen brennen. Ein lustloser Kellner würdigt uns keines Blickes, und durch die offene Tür sieht man inmitten von Küchendünsten eine korpulente, verschwitzte blonde Frau herumhantieren, vielleicht die Jole von dem Schild.
    Milla steuert schnurstracks auf einen Flur zu, der zu einem abgetrennten Salon führt, wo Tano Casale und sein Leibwächter an dem einzigen besetzten Tisch sitzen. Wir gehen zu ihnen. Der Boss isst einen Teller Spaghetti. Sein Handlanger, der denselben Anzug trägt wie beim ersten Mal, als ich ihn gesehen habe, kämpft eine lautstarke Schlacht mit einem Teller Minestrone.
    Wortlos zeigt Tano auf den Stuhl vor sich. Als ich dort Platz nehme, gibt er Milla und dem Mann zu seiner Rechten ein Zeichen. Der Typ steht auf, ohne ein Wort zu sagen, und verschwindet mit dem Polizisten in Richtung Speisesaal.
    Wir sind alleine. Ich weiß nicht, ob das ein gutes Zeichen ist.
    »Möchtest du etwas essen? Die Carbonara ist fantastisch hier.«
    »Nein, ich habe keinen Hunger.«
    Er schluckt einen Bissen hinunter, wischt sich mit der Serviette den Mund ab und streckt eine Hand in meine Richtung aus.
    »Ich denke, du hast etwas, das mir gehört.«
    Ich ziehe den Umschlag aus der Tasche und reiche ihn hinüber. Er öffnet ihn, holt den Totoschein heraus und mustert ihn lange. Vielleicht fällt es ihm schwer zu glauben, dass er dieses unscheinbare Blatt Papier für einen Haufen Geld erworben hat. Dann schaut er mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck wieder mich an.
    »Du bist ein tüchtiger Junge, Francesco Marcona, geboren in Sollano in der Provinz Perugia, im November 1943 als Sohn von Alfonso Marcona und Marisa Giusti, die nach Australien ausgewandert sind. Wirklich ein tüchtiger Junge. Ich denke, von dir haben wir noch einiges zu erwarten nach diesem Geniestreich, den du dir da hast einfallen lassen.«
    Er lächelt über mein überraschtes Gesicht.
    »Denkst du, ich hätte dir die Ausführung

Weitere Kostenlose Bücher