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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Arrangement und nur gute Miene dazu gemacht, weil er aus Erfahrung wusste, dass Heidrun immer ihren Kopf durchsetzte. Was er zu sehen bekam, erschütterte ihn in den Grundfesten. Was er bei der Gelegenheit hörte, veranlasste ihn, sich zu erhängen. Kurz darauf verschwand Mona. Ob allein oder mit einem Liebhaber, dürfen Sie selbst entscheiden.»
    «Sie meinen, Mona hat gar keine Affäre gehabt?», schlussfolgerte Marlene und genehmigte sich den Rest ihrer kaltgewordenen Latte.
    «Mona nahm zwei-, dreimal die Woche die Dienste der Agentur Sirius in Anspruch», erklärte Fischer. «Wenn sie einen Liebhaber gehabt hätte, noch dazu einen wie im Buch beschrieben, warum hätte sie dann so viel Geld für Callboys ausgeben sollen?»
    Er rechnete kaum ernsthaft mit einer Antwort. Marlene zuckte mit den Achseln und fragte: «Woher wissen Sie das alles?»
    «Spendieren Sie mir noch einen Kaffee, dann verrate ich Ihnen auch das noch», sagte Fischer.
    Marlene holte Nachschub an den Stehtisch, für sich noch einen Latte macchiato, für ihn den gewünschten Kaffee. Während er seinen Keks aus dem Cellophan klaubte, erzählte er: «Der Selbstmörder hatte ebenfalls eine Schwester, bei der er sich oft ausweinte. Deshalb war sie umfassend in die Hintergründe eingeweiht. Beim letzten Telefongespräch sagte er, den beiden, also Josch und Heidrun, wäre es am liebsten, wenn Mona sich endlich umbrächte. Und im Prinzip hätten sie recht. Das Kind bräuchte eine Mutter, die ihre Depression nicht mit drei verschiedenen Männern pro Woche bekämpfe. Wenn Mona sich nicht entscheiden könne, auf welche Weise sie aus dem Leben gehen wolle, vielleicht müsse man sie entsprechend beraten oder ihr sonst irgendwie behilflich sein. Seine Schwester interpretierte das so, dass er als Vorbild vorausgehen wollte. Sie machte sich große Vorwürfe, dass sie sich nach diesem Anruf nicht sofort auf den Weg zu ihm gemacht hat.»
    «Das hat Heidrun Merz von sich behauptet», sagte Marlene.
    «Tja», erwiderte Fischer wieder in diesem süffisant überheblichen Ton, «auch so kann man Bücher füllen. Hier ein Sätzchen geklaut und da eine Szene. Aber das ist gar nicht der springende Punkt. In meinen Augen ist dieses Buch ein raffiniertes Machwerk und an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Es sollte die Polizei in die Irre führen, was offenbar gelungen ist. Nebenher lässt sich noch Geld damit verdienen. Jede Frau, die es liest, nimmt es für bare Münze und fühlt sich persönlich angesprochen, irgendetwas passt immer. Was ist es bei Ihnen?»
    «Keine Ahnung», behauptete Marlene. «Ich habe es immer noch nicht gelesen.»
    Er grinste wieder und schürzte kurz die Lippen. «Jetzt lügenSie. Sie wussten gestern von dem Mann in den Schadow Arkaden.»
    «Das hatte ich kurz vorher im Studio überflogen», erklärte sie.
    «Und wo stand geschrieben, ich hätte Sie auf dem Parkplatz ausfragen wollen und anschließend verfolgt?» Sein Grinsen wurde so breit wie die Sonnengesichter, die Leonard früher im Kindergarten gemalt hatte.
    «Das haben Sie doch», erinnerte Marlene ihn. «Sie wollten meine Telefonnummer und meinen Namen, und Sie sind hinter mir hergefahren.»
    «Und Sie hatten Angst, dass ich an einer roten Ampel zu Ihnen ins Auto springe», lästerte er.
    «Haben Sie im Sender angerufen?», umging sie die Antwort.
    «Warum hätte ich das tun sollen?» Er steckte sich endlich den Keks in den Mund und begann zu kauen.
    «Um zu fragen, ob mein Van keine Zentralverriegelung hat.» Gott, war das peinlich!
    Er prustete vor Lachen derart los, dass ein paar Kekskrümel über den Tisch flogen. Zwei oder drei landeten in ihrem frischen Latte macchiato, den Marlene daraufhin zur Seite schob.
    Nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, stellte er fest: «Dann war ich also nicht der Einzige, den Ihre Geschichte amüsiert hat.»
     
    Alles in allem dauerte ihr Ausflug länger als geplant. Als sie sich von Fischer verabschiedete, war aus Gleis 11 gerade eine S-Bahn Richtung Düren abgefahren. Die nächste fuhr zwanzig Minuten später. Ein Problem sah Marlene darin nicht. Auch wenn sie erst um halb sieben daheim war, blieb genug Zeit für die geplante Lachslasagne. Sie wusste zwar nicht auf die Minute genau, um welche Zeit Werner gestern nach Hause gekommenwar. Aber sehr viel früher als acht käme er heute auch nicht, dachte sie.
    Das Warten im Gedränge am Bahnsteig war nicht angenehm, verschaffte ihr aber die Zeit, die neuen Informationen noch einmal zu

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