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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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offensichtlich aus
Monas Tagebuch
völlig falsche Schlüsse zog.
    Sie bedauerte, ihm überhaupt von ihrer Traurigkeit erzählt zu haben, für die es keine rationale Erklärung gab. Doch! Natürlich gab es eine. Sie hatte sie gestern Vormittag im Radio selbst geliefert.
Wir brauchen das Gefühl, gebraucht zu werden. Wenn man uns das versagt   …
    «So schlimm ist es nicht», sagte sie. «Wenn ich unterwegs bin, suche ich weder den Tod noch tausend Liebhaber.»
    «Wer tut denn so was, wo doch einer schon zu viel und brandgefährlich sein kann?», erkundigte Werner sich mit einem Anflug von Humor, dem man deutlich anhörte, wie künstlich er war.
    «Lucy Jordan», führte sie zum zweiten Mal an diesem Tagdie Ballade von Marianne Faithfull an. Bei Werner musste sie nicht erklären, wer Lucy war, er kannte den Song. «Ich fühle mich nur manchmal überflüssig, weil ich nichts Vernünftiges zu tun habe.»
    «Ist es unvernünftig, zwei Kinder zu erziehen und einen Haushalt zu führen?», fragte er.
    «Unsere Kinder sind erzogen», hielt sie dagegen. «Ihnen kannst du nur noch Denkanstöße geben und Vorbild sein. Für beides bist du besser geeignet als ich. Der Haushalt ist pflegeleicht. Heute war ich in drei Stunden fertig. Dabei habe ich gründlich sauber gemacht, nur die Fenster nicht geputzt, dafür war es zu kalt.»
    «Drei Stunden», wiederholte er, immer noch mit dem Gesicht in ihrem Nacken. Er gab einen anerkennenden Laut von sich, ehe er fragte: «Und was hast du mit dem Rest deiner Zeit angefangen?»
    «Endlich deinen Anzug in die Reinigung gebracht», begann sie mit einer Aufzählung, von der sie nicht wusste, womit sie unverfänglich enden könnte. «Und der Frau hinter der Annahmetheke klargemacht, dass es eine Erste-Hilfe-Maßnahme war und kein Schlachtfest. Es war ihr peinlich, glaube ich. Dann habe ich Vogelfutter besorgt und die Zutaten fürs Abendessen. Lachslasagne, habe ich am Mittwoch beim Italiener gegessen, köstlich, sage ich dir. Und damit sollte ich jetzt anfangen. Der Lachs ist noch nicht aufgetaut. Ich habe nur tiefgefrorenen bekommen.»
    Sie wollte von seinem Schoß rutschen, er hielt sie fest. «Und nach den Einkäufen?» Kein Zweifel, das war ein Verhör. Er wollte es ganz genau wissen.
    «Habe ich für Mittag gekocht, aber nur eine Gemüsesuppe, weil ich den Fisch für heute Abend eingeplant hatte. Nach dem Essen stand nochmal Kücheaufräumen auf dem Programm. Danach wollte ich zu Ulla, aber ich habe mich nicht aufs Firmengeländegetraut. Gestern Abend war sie nicht allein dort. Ich hatte Angst, sie wieder zu überraschen.»
    «Mit wem?», wollte Werner prompt wissen. Dass es in ihrer Aufzählung noch eine große zeitliche Lücke gab, schien ihm nicht mehr so wichtig.
    «Zuerst musst du mir Daumenschrauben ansetzen», verlangte sie erleichtert, weil ihr Ablenkungsmanöver so gut funktionierte. «Oder hol die glühenden Zangen aus dem Keller. Ich musste ihr hoch und heilig versprechen, keinem Menschen etwas zu verraten. Auch dir nicht.»
    Er ging auf ihren Ton ein, löste die Umarmung und setzte ihr stattdessen die zu Krallen gespreizten Finger in die Taille. «Ich muss Sie warnen, Frau Delinquentin. Glühende Zangen brauchen wir nicht. Wenn Sie dem Inquisitor nicht freiwillig das Geheimnis offenbaren, wird die chinesische Kitzelfolter angewendet.»
    «Andreas», sagte sie daraufhin nur.
    Werner riss verblüfft die Augen auf, ließ die Hände sinken und wiederholte ungläubig: «Andreas?»
    «Reparierte in der Werkhalle bei Scheidweber ein Motorrad, mit dem er seinen eigenen Worten zufolge die Karre einer total besoffenen Kuh gestreift hatte», gab Marlene Auskunft und fühlte sich kein bisschen schäbig, als sie nach einem Seufzer anfügte: «Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin, dass es raus ist. Was ich seit gestern Abend alles gedacht habe, erzähle ich dir lieber nicht.»
    Natürlich erzählte sie es ihm haarklein, während sie sich in die Küche begab und an die Zubereitung der Lachslasagne machte. Sie begann mit Karolas Schauergeschichten einer Ehe. Werner begleitete sie, assistierte mit kleinen Handreichungen und kommentierte hin und wieder fassungslos: «Das gibt’s doch nicht», oder: «Wie kann sie so etwas behaupten? Ist sie total verrückt?»
    «Annette meint ja», erklärte Marlene. «Bei ihr hat Karola sogar die Vermutung geäußert, Andreas sei das Sexmonster aus
Monas Tagebuch
. So weit ist sie bei mir nicht gegangen, obwohl Frau Merz am

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