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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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einem winzigen Rest Chili nehmen wollte, fragte Karola: «Also, wer hat dich auf die Idee gebracht, Monas Liebhaber sei frei erfunden? Das hörte sich eben ziemlich sicher an.»
    «Ich bin auch ziemlich sicher», erklärte Marlene. «Mona hatte pro Woche zwei oder drei Männer von dieser Agentur Sirius. Für einen zusätzlichen Liebhaber hätte sie gar keine Zeit gehabt. Und Callboys hätte sie nicht bezahlen müssen, wenn es diesen speziellen Liebhaber gegeben hätte.»
    «Sagt wer?», fragte Karola mit skeptisch hochgezogenen Brauen. Dass Marlene von allein darauf gekommen sein könnte, zog sie gar nicht in Betracht.
    «Der Journalist, der am Mittwoch in der Bücherstube war. Fischer.» Marlene warf einen raschen Blick durch die offene Flurtür. In der Küche bestückten Annette und Ulla den Geschirrspüler, klapperten mit Tellern und Besteck und unterhielten sich über gute und weniger gute Beinprothesen. Von den Männern im Keller war nichts zu hören.
    Mit gedämpfter Stimme sprach sie weiter: «Er hat uns beide am Donnerstag in deiner Sendung gehört und geglaubt, dass ich mit Heidrun Merz befreundet war. Gestern rief er mich an. Ich hab mich nachmittags mit ihm getroffen. Wenn Werner das erfährt, oder sonst jemand, von dem Werner es erfahren könnte, hast du anschließend keine Freunde mehr, die dir beim nächsten Engpass aus der Klemme helfen. Habe ich mich klar ausgedrückt?»
    «Sicher», beeilte Karola sich mit ihrem Schweigegelübde. «Keine Sorge, ich halte den Mund. Es mag nicht danach aussehen,aber ich weiß, wie man etwas für sich behält. Und woher wusste dieser Fischer, dass Mona   …»
    «Recherche», sagte Marlene nur.
    «Hat er sonst noch was   …» Karola wäre nicht Karola gewesen, hätte sie sich mit dieser knappen Auskunft begnügt.
    «Eine ganze Menge», sagte Marlene. «Aber das erzähle ich dir, wenn wir alleine sind. Du kannst ja nächste Woche mal auf einen Kaffee vorbeikommen, wenn du Zeit hast.»
    Karola nickte in Gedanken versunken, ehe sie zum ursprünglichen Thema zurückkam. «Und wer zum Teufel hat dann viermal hier angerufen?» Die beiden Anrufe im Sender brachte sie nicht noch einmal vor, was Marlene in der Annahme bestärkte, auch die seien frei erfunden gewesen.
    «Andreas», sagte sie. «Ich wüsste sonst keinen.»
    Ulla und Annette kamen aus der Küche zurück. Kurz darauf tauchten auch die Männer wieder auf. Sie hatten kurzerhand die Waschmaschine abgeklemmt und vor die Kellertür geschoben. Um das schwere Gerät von der Stelle zu bewegen und die Tür aufzubekommen, wäre eine gehörige Kraftanstrengung nötig.
    Christoph hatte ein paar Flaschen Rotwein entdeckt und brachte zwei mit. «Du hast hoffentlich nichts dagegen, wenn wir damit zum gemütlichen Teil des Abends kommen?», fragte er. «Ich finde, den haben wir uns verdient.»
    Karola beeilte sich, Weingläser aus dem Schrank zu nehmen.

Nummer neun
    Es mochten etwa vier Liter Wasser sein, die Marlene mit auf den Rückweg in die große Höhle nahm. Bis zum Rand gefüllt waren beide Stiefeletten nicht. Die triefend nasse Strumpfhoseließ sie zurück, umklammerte mit jeder Hand einen der Blockabsätze und das darüber liegende Fersenteil.
    So war das Kriechen eine elende und trotz der provisorischen Knieschützer schmerzhafte Plackerei. Auf dem Weg zum Wasser hatte sie in der Eile die Steinchen nur noch nachlässig beiseitegeschafft. Jetzt konnte sie nicht gründlicher vorgehen, weil ihre Hände nicht frei waren. Nur abstützen konnte sie sich noch, wenn sie die jeweilige Hand mit der Stiefelette aufsetzte.
    Dass sie den falschen Weg einschlagen könnte, stand nicht zu befürchten. Es ging wie in einer Rinne bergauf. Zum Glück nicht allzu weit, nach zwölf, höchstens fünfzehn Metern wurde die Rinne breiter und flacher. Marianne Faithfull war wieder zu hören, allerdings nur schwach, weil das Rauschen und Plätschern an dieser Stelle noch sehr laut war. Aber sie musste sich bereits wieder hinter dem Durchbruch befinden und kroch noch ein Stück weiter von der Felswand weg.
    Als das Rauschen leiser und die Musik deutlicher wurde, suchte sie ein möglichst ebenes Plätzchen für ihre Wasserbehältnisse, stellte beide überaus vorsichtig ab, schabte rasch noch Steinchen zur Befestigung drum herum. Dann drehte sie sich um und setzte sich mit dem Gesicht zur Wand hin.
    Das grüne Glimmen machte ihr klar, dass sie sich bezüglich der Richtung nicht irrte. Es war jetzt sehr viel näher als je zuvor, befand sich

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