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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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dass die Regale im hinteren Bereich relativ neu waren – und voll mit Kartons in unterschiedlichen Größen. Abgesehen von Styroporhalterungen, waren sie leer.
    Es handelte sich um Verpackungsmaterial von Computern und Flatscreen-Monitoren, DV D-Rekordern und Lautsprechern wie dem, den sie von einem Felsvorsprung heruntergeworfen hatte. Infrarotkameras und Hochleistungsmikrophone rundeten die Überwachungsausstattung ab. Hinzu kamen ein Kaffeevollautomat, eine Mikrowelle und einige technische oder elektronische Geräte, mit deren Abbildungen und Bezeichnungen sie nichts anfangen konnte.
    Aber es gab keine Tür am Ende des Ganges!
    Wo war die Tür, durch die man an einen anderen Ort als zurück in die Höhle gelangte? Es hatte doch keinen Sinn, Regale aufzustellen an einem Platz, den man nur erreichte, wenn man eine Höhle durchquerte.
    Dass die Regale nicht an der Stirnwand endeten, wie sie mit wachsender Panik annahm, fiel ihr erst auf, als sie unmittelbar vor dem vermeintlichen Fels stand und kraftlos dagegen schlug. Was im trüben Schein der etwa vier Meter entfernt hängenden 2 5-Watt -Funzel nicht anders aussah als das dunkelgraue Gestein ringsum, entpuppte sich als gleichfarbiger Vorhangstoff. Er hing in mehreren Bahnen hintereinander von der Decke bis auf die buckligen Kopfsteine, war mit Schrauben und Nägeln mehr schlecht als recht an der Steindecke befestigt und diente offenbar als Wärmedämmung.
    Es war dickes, veloursartiges Gewebe. Das fühlen und eine Bahn herunterreißen war eins. Wieder stellte sie die Stiefeletten ab, wickelte sich den Stoff zweimal um Hüften und Beine und stopfte ihn unter der Steppjacke in den Hosenbund, damit sie den
Wickelrock
nicht die ganze Zeit festhalten musste. Von der Breite her war es genau richtig, reichte ihr bis auf die nackten Füße.
    Danach erst spürte sie, dass ihr die Zähne immer noch oder wieder aufeinanderschlugen. Ihre Hände zitterten dermaßen vor Kälte und Erschöpfung, dass Wasser aus ihrem noch halbgefüllten Noteimer schwappte, als sie die Stiefeletten wieder aufnahm.
    Mit der freien Hand schob sie die restlichen Vorhangbahnen etwas zur Seite. Der Gang setzte sich dahinter fort. Regale standen in dem Teil keine mehr, stattdessen einiges an Elektronik. Dicht über dem Boden und in Hüfthöhe glühte und blinkte es rundum blau, grün, rot und gelb. Sehr viel mehr sahen ihre Augen, die sich gerade erst wieder an Lampenlicht gewöhnt hatten, im ersten Moment nicht.
    Sie drückte die schweren Vorhangbahnen weiter zur Seite, damit die schwache Glühbirne von hinten etwas mehr Licht ins Dunkel brachte. Bewegungsmelder gab es in diesem Teil des Ganges offenbar nicht. Stattdessen entdeckte sie einen uraltenSchalter, den man drehen musste. Nachdem sie das getan hatte, flammten unter der niedrigen Decke mit vernehmlichem Summen zwei Leuchtstoffröhren auf.
    Als Erstes sah sie die Tür. Eine Eisentür mit Spuren von Rost und einem Knauf anstelle einer Klinke. Endstation, dachte sie und spürte, wie etwas in ihrem Innern zusammenbrach. Die Hoffnung vermutlich, die sie längst hätte begraben müssen. Ihr war doch schon vor der Holztür klar gewesen, dass der Mistkerl sie auf gar keinen Fall entkommen lassen durfte, weil er dann die längste Zeit ein freier Jäger gewesen wäre.
    Als Nächstes sah sie die Karre. Bodenplatte aus Sperrholz, montiert auf ein Viereck aus Moniereisen. Auf der Platte lagen zwei lange Holzplanken – um den Graben zu überbrücken, vermutete sie. Unter den vier Ecken waren Gummireifen angebracht, und vorne gab es eine Griffstange, an der ein alter Fahrradlenker befestigt war.
    Das Gefährt war eindeutig selbst gebastelt von einem, der längst nicht so ein geschickter Heimwerker wie Werner war. Aber er hatte sich offensichtlich an den Modellen orientiert, die Baumärkte bereithielten, um ihrer Kundschaft den Transport schwerer und sperriger Waren zu erleichtern.
    Sie war ein wenig stolz auf sich, weil sie so gut kombiniert hatte. Nicht geschleift, höchstens ein kurzes Stück getragen, und den gesamten Rest der Strecke gerollt auf so einem Ding. Vielleicht hatte sie trotz der Betäubung etwas davon mitbekommen.
    Mit dem, was es sonst noch zu sehen gab, versuchte sie sich von der Gewissheit abzulenken, dass ihre Zeit ablief. Die Einrichtung war karg und zweckmäßig. Massive Holzplatten, unter die dicke Stahlrohrbeine geschraubt waren, dienten als Schreibtische und Abstellflächen. Davor stand ein billiger Bürostuhl auf Rollen mit

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