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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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zurechtzulegen.
    Sonst rief wochenlang kein Mensch an, doch an diesem Montagvormittag stand das Telefon nicht still. Kaum hatte sie die Diele betreten, meldete Werner sich zum ersten Mal. Er war gerade in Straßburg gelandet und wollte wissen, ob Leonard gut weggekommen war.
    Danach rief Karola an, hatte es bereits zweimal probiert. «Mit wem telefonierst du denn die ganze Zeit?»
    Das Gespräch mit Werner hatte keine zwei Minuten gedauert. Karola war jetzt im Studio – wo auch sonst? – und wollte nach ihrer Sendung vorbeikommen. «Oder ist dir das zu früh? Ich kann auch heute Nachmittag   …»
    «Nein, nein», sagte Marlene rasch und erleichtert. Karolablieb bestimmt länger. «Schon in Ordnung. Komm ruhig zu Mittag. Soll ich uns was Leckeres kochen?»
    «Da sage ich nicht nein», antwortete Karola.
    Nicht ganz zehn Minuten später – Marlene war gerade oben und wischte das große Bad   –, hatte Annette etwas Luft und musste unbedingt loswerden, was Julia gestern gestanden hatte. Sie wunderte sich, weil Marlene noch nichts davon wusste. «Hat Johanna denn nichts erzählt?»
    «Sie war beleidigt», sagte Marlene und erwähnte Werners Verbot.
    «Ach so.» Annette verstand und berichtete, was Johanna verschwiegen hatte. Natürlich war Andreas der Anrufer gewesen, der am Freitagabend gefordert hatte: «Jetzt komm schon, Süße, sei lieb und geh ran.» Und Julia hatte gewusst, wer da sprach, weil sie sich in den letzten Wochen mehrfach per Telefon mit ihrem Vater unterhalten hatte, während Karola gutgläubigen Hörern Horoskope erstellte oder Lebenshilfe gab. Aber nachdem Heidrun Merz beim Italiener von Andy, dem Jäger, gesprochen hatte   …
    «Das arme Ding», sagte Annette. «Was soll ein Kind denken, wenn es so etwas hört? Karola hat doch auch immer über ihn hergezogen. Am Freitag wollte Julia gar nicht mehr mit ihm reden. Als er von Überfall sprach, bekam sie Angst, er könnte gleich vor der Tür stehen. Da hat sie abgenommen und verlangt, er solle sie in Ruhe lassen. Dass sie verstört war, als Karola nach Hause kam, ist verständlich, oder? Sie war gestern noch total durcheinander, hat die halbe Zeit geweint. ‹Er ist doch mein Papa›, sagte sie. ‹Wie kann er denn so was machen?› Ich hab ihr mehrfach erklärt, dass Andreas gar nichts gemacht hat.»
    «Und vorher?», fragte Marlene. «Ich meine, worüber haben sie gesprochen, wenn er vorher angerufen hat? Wann hat er sich denn das erste Mal wieder gemeldet? Und warum? Hat er nicht gesagt, was er wollte?»
    «Was weiß ich», sagte Annette. «Bring mal eine heulende Siebzehnjährige dazu, der Reihe nach zu erzählen. Er hat wohl viel gefragt. Hauptsächlich interessierte ihn, wovon Mutti lebt, ob Mutti einen Freund hat und wie es Steffi geht.»
    Demnach hatte Andreas erst mal bei Julia versucht, das Terrain zu sondieren. Blieb immer noch die Frage, warum? Das konnte Annette nicht beantworten, ebenso wenig wusste sie, ob Andreas vor der Abfuhr durch seine Jüngste zweimal im Sender angerufen und Karola gedroht hatte. Hätte er zuerst daheim angerufen und von Julia gehört, er solle sie in Ruhe lassen, hätte er einen Grund gehabt, stinksauer zu sein, meinte Annette. Er hätte garantiert gedacht, Karola habe Julia gegen ihn aufgehetzt. Aber so   …
    Das Argument hatte etwas für sich, stimmte Marlene nachdenklich und veranlasste sie zu erzählen, dass am Donnerstagvormittag, während sie bei Karola im Studio saß, jemand
« Killing Me Softly
mit einem schönen Gruß von Barbara» zu hören gewünscht hatte. Und dass die gepiercte Elke diesen Anrufer als den «Spinner von gestern» bezeichnet hatte. Ein Mann, der ein Telefon benutzte, dessen Nummer unterdrückt wurde. Und mittwochs habe dieser Mann – laut Karola –
« Killing Me Softly
mit einem schönen Gruß von Mona» hören wollen.
    «Verdammt», sagte Annette und klang dabei längst nicht so forsch wie sonst. «Sollte denn wirklich was dran sein an Karolas Behauptung, Monas Mörder hätte sie auf dem Kieker?»
    «Das kann ich mir nicht vorstellen», erklärte Marlene und berichtete auch noch, was sie am Freitagnachmittag in den Markthallen des Kölner Hauptbahnhofs von Fischer erfahren hatte.
    «Der Junge ist von Josch? Das ist ja ein Ding.» Annette klang gleichermaßen erschüttert wie erleichtert. Sie bezweifelte keine Sekunde lang, was journalistische Recherche zutage gefördert hatte. Wurde sie doch dadurch von jeglicher Mitschuld amtödlichen Unfall der Autorin – sei es durch

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