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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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geblümtem Sitzpolster.
    Alles andere war eine merkwürdige Mischung aus Hightech und elektrischen Installationen des vergangenen Jahrhunderts. Die Lichtschalter – neben der Eisentür gab es noch einen – mussten in den Fünfzigern oder noch früher installiert worden sein. Die Leuchtstoffröhren unter der niedrigen Decke stammten wahrscheinlich aus den siebziger Jahren. Zwei Videorekorder und einen Fernseher mit Bildröhre ordnete sie in die späten Achtziger oder frühen Neunziger ein.
    Kaffeevollautomat, Mikrowelle, DV D-Rekorder , Computer und vier Flatscreen-Monitore, von denen zwei mit winzigen gelben Leuchten ihre Bereitschaft signalisierten, sowie ein Dutzend Geräte, deren Sinn und Zweck sich ihr nicht erschlossen, waren so gut wie neu.
    Sie trat ein, ließ die Vorhänge hinter sich fallen und nahm noch einen Schluck aus der Stiefelette. Dabei spürte sie den Druck auf die Blase, den das Wasser verursachte. Sehnsüchtig näherte sie sich der Kaffeemaschine. Jetzt einen heißen Cappuccino. Es hätte auch ein Kaffee ohne Milch sein dürfen. Hauptsache heiß und mit Koffein.
    Ein Becher stand da, war allerdings nicht sauber. Na und? Aus Stiefeln zu trinken war auch nicht hygienischer. Sie hätte den Becher mit ihrem letzten Wasser ausspülen können. Der Tank am Vollautomat war etwa zur Hälfte gefüllt. Aber um das Gerät in Betrieb nehmen zu können, hätte sie wohl zuerst eine Bedienungsanleitung lesen müssen.

18.   Januar 2010 – Montagnachmittag
    Karola kam kurz nach eins und brachte einen Korb voller Bettwäsche mit. Sie hatte sonntags die Betten abgezogen, um sich zu beschäftigen und abzulenken. Wovon, betonte sie nicht, dassollte Marlene sich wohl denken. Und anscheinend hatte Karola sich so gut abgelenkt, dass ihr total entfallen war, wo ihre Waschmaschine derzeit stand.
    «Macht es dir was aus, wenn das hier kurz durchläuft, während wir essen? Sonst liegen die Sachen die ganze Woche auf dem Haufen. Vor Samstag haben die Männer bestimmt keine Zeit, meine Kellertür zu reparieren und meine Maschine wieder anzuschließen.»
    Marlene hatte einen Broccoliauflauf gemacht, den Karola sich schmecken ließ. Fischers Erzählungen und Annettes Anmerkungen, die Marlene dazu servierte, schmeckten Karola nicht halb so gut. «Ich wüsste nicht, wem ich auf die Füße getreten sein soll, außer Annette», sagte sie. «Und worüber die sich so aufregt, weiß ich beim besten Willen nicht.»
    «Es muss ja keiner sein, den du kennst», wandte Marlene ein. «Vielleicht hast du in einer Sendung mal etwas gesagt   …»
    «Außer über
Monas Tagebuch
, meinst du? Ich habe in meinen Sendungen schon eine Menge gesagt. Ich sitze ja nicht erst seit letzter Woche am Mikrophon. Aber es hat sich noch nie einer persönlich angegriffen gefühlt. Herrje, ich rede über alles, wovon ich annehme, dass es die Leute draußen interessieren könnte, auch über Bücher.
Monas Tagebuch
war nicht das erste, das ich vorgestellt habe.»
    «Aber das Erste, um das du so ein Theater gemacht hast», sagte Marlene.
    «Weil ich diese Geschichte für wahr halte.» Karola spießte ein Brokkoliröschen auf ihre Gabel, betrachtete es, als sehe sie so etwas zum ersten Mal, und sprach dabei weiter: «Mag sein, dass nicht jedes Wort den Tatsachen entspricht. Manchmal übertreibt man, manchmal schmückt man aus, und manchmal dichtet man im Eifer des Gefechts etwas dazu.»
    «Wie ein Tröpfchen Blut auf einem hellblauen Büstenhalter mit rosa Röschen», stimmte Marlene zu. «Oder heißen Sex imWaschraum einer Autobahnraststätte. Annette meinte, dazu hätte sich ein Callboy nicht hergegeben.»
    «Die muss es ja wissen», stichelte Karola, führte die Gabel zum Mund, schob sie aber nicht zwischen die Lippen, sondern fixierte Marlene mit einem nachdenklichen Blick. «Du glaubst diesem Fischer, obwohl nichts von dem, was er dir erzählt hat, bewiesen ist», stellte sie sachlich fest. «Hast du mal überlegt, dass Mona sich auch erst nach dem Tod von Heidruns Freund mit dem Sadisten eingelassen haben könnte? Sie wusste, dass Heidrun von Josch schwanger war, wahrscheinlich wusste sie auch, dass die beiden sich liebten. So etwas spürt man. Und Mona hatte von sich selbst keine allzu hohe Meinung.»
    Karola sprach wieder mal, als sei sie überall persönlich dabei gewesen und habe jedem Beteiligten tief in die Seele geblickt. «Aber sie hatte nicht die Kraft, sich selbst umzubringen und so den Weg für Josch und Heidrun frei zu machen. Also suchte sie

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