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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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ihn eventuell wichtig wären. Um neun hatte er einen Termin bei einer Bank in Düsseldorf, musste aber vorher noch ins Büro. Und auf allen Autobahnen staute sich der Verkehr.
    Johanna erwartete einen Bericht vom Essen mit Heidrun Merz. Marlene schilderte ihrer Tochter Karolas Bemühungen um eine Bereicherung der heutigen Sendung. Weil Werner dabeisaß und sie ohnehin nicht wusste, wie sie die Anspielung der Autorin auf Julias Vater verpacken sollte, ließ sie den Namen Andy Jäger einfach unter den Tisch fallen.
    Leonard freute sich auf die bevorstehende Klassenfahrt nach Tirol und bedauerte halbherzig, dass er deswegen kommenden Mittwoch das Training versäumte.
    «Das wird wohl nicht so tragisch sein», meinte Werner. «Wenn das Wetter so bleibt, könnt ihr in nächster Zeit gar nicht spielen.»
    Kurz nach sieben verließ Werner das Haus, die Kinder folgten wenig später. Marlene nahm sich den letzten Kaffee, goss ordentlich Milch dazu und machte sich erneut auf die Suche nach der Raststättenepisode und der Sache auf der Autobahn.
    Was mochten Mona und das Monstrum von Liebhaber denn getrieben haben, dass sie nicht nur ihr Leben, sondern auch noch das von Unbeteiligten riskiert hatten? Waren sie als Geisterfahrer unterwegs gewesen? Oder als Spaziergänger? Die gefährdeten schließlich auch nicht nur sich selbst. Wenn jemand ihretwegen eine Vollbremsung machen musste, die Kontrolle über den Wagen verlor, in die Leitplanken schleuderte   …
    Im Küchenradio kündigte Moderator Bernd Meisen, den Karola um neun Uhr ablöste, den Polizeibericht an. Vorher gab’s nochmal Musik. Nach dem neuen Hit von Shakira teilte Meisen dann mit, jetzt habe er den Pressesprecher der Kreispolizei in der Leitung. «Einen schönen guten Morgen wünsche ich Ihnen, Herr Kolber.»
    Mit Vornamen hieß Kolber Manfred, hatte Karola mal erwähnt. Die kannte ihn seit der Zeit, als Andreas abgehauen war.
    «Den wünsche ich Ihnen, Ihren Zuhörerinnen und Zuhörern auch, Herr Meisen», erwiderte Manfred Kolber.
    Bernd Meisen erkundigte sich in launigen Worten nach der
Kriminalitätsrate
der vergangenen vierundzwanzig Stunden. Manfred Kolber lachte pflichtschuldig und erklärte, kriminalitätsmäßig läge der Kreis wie üblich weit hinter Köln oder anderen Großstädten. Vier Wohnungseinbrüche, ein Fall vonVandalismus auf einem Friedhof und zwei aufgebrochene Pkws.
    Marlene blätterte weiter, überflog hier und dort einige Zeilen, teilte ihre Aufmerksamkeit zwischen Buch und Radio. Insgesamt waren es achtundfünfzig Polizeieinsätze gewesen, davon vierundzwanzig Verkehrsunfälle mit Blechschäden – erstaunlich wenige, wenn man die Wetterverhältnisse und die Situation auf den Straßen berücksichtigte – und ein Unfall mit einer schwerverletzten Person.
    Nun war Marlene ganz Ohr. Das musste der Unfall an der Kiesgrube sein, bei dem Werner sich bis auf die Unterwäsche mit Blut besudelt hatte. Leider ging Manfred Kolber nicht ins Detail. Während sie noch auf genauere Informationen hoffte – er hätte ja wenigstens sagen können, ob die Person noch lebte oder inzwischen verstorben war   –, klingelte im Wohnzimmer das Telefon.
    Seit die Kinder über Handys verfügten und überall zu erreichen waren, passierte das nur noch sehr selten. So frühmorgens war es seit ewigen Zeiten gar nicht mehr vorgekommen. Beim letzten frühen Anruf, an den sie sich erinnerte, hatte ihre Mutter mitgeteilt, Oma und Opa seien soeben mitsamt ihrem Häuschen in die Luft geflogen. Schon aus dem Grund verhieß es nichts Gutes.
    Marlene hastete ins Wohnzimmer. Karola war am Apparat. Sie war bereits im Studio und ziemlich außer Fassung. «Gott sei Dank bist du da.»
    «Wo soll ich denn sonst sein?», fragte Marlene verständnislos.
    «Annette ist nicht zu erreichen», ereiferte sich Karola. «Ihr Handy ist kaputt. In der Bücherstube geht keiner ans Telefon. Wollte sie nicht heute früh aufräumen? Sie müsste doch da sein.»
    «Vielleicht frühstückt sie gerade», sagte Marlene. Das tat Annettemanchmal beim Bäcker gegenüber. Da gab es kleine Sitzecken und Stehtische, lecker belegte Brötchen, guten Kaffee, noch besseren Cappuccino. Und man hatte die Bücherstube im Auge, konnte rasch hinüber, wenn Kundschaft auftauchte.
    «Und warum nimmt sie das Telefon nicht mit?», schimpfte Karola weiter. Das schnurlose aus der Bücherstube hatte laut Annette eine Reichweite von dreißig Metern – in Gebäuden. Zum Bäcker gegenüber waren es höchstens acht

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