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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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glücklich gewesen sein sollte.
    Zu dem Zeitpunkt plante Werner bereits ihr gemeinsames Leben bis ins Rentenalter. Manchmal dachte Marlene, er sei ein Spinner wie Andreas Jäger, der Karola mit heißen Salzwasserbädern und Wüstentrips becircte, oder ein Schwätzer wie Matthias Kranich, der mit seinen Vorstellungen von Romantik im Badezimmer bei Annette nicht so gut ankam wie bei Ulla, oder ein Witzbold wie Christoph Barlow, der einen auf den Arm nehmen konnte, ohne dass man es merkte. Bei manchen seiner Ausführungen wartete sie förmlich darauf, dass Werner am Ende lachte und sagte: «Hey, das war doch nur ein Scherz.»
    Drei Jahre Probezeit räumte er ihr ein, um zu begreifen, was ihm offenbar schon in der ersten halben Stunde klargeworden war. Dass sie beide füreinander bestimmt waren und perfekt miteinander harmonierten.
    «Wenn wir in drei Jahren heiraten», sagte er, «bist du zweiundzwanzig, ich bin fünfundzwanzig. Das ist ein gutes Alter. Man ist körperlich in Bestform.»
    Er wollte doch so schnell wie möglich ein eigenes Haus, weil man nur dort ein freier Mann war und sich nicht der Willkür von Vermietern oder Hausverwaltern aussetzen musste. Und da er selbst zupacken wollte, um Kosten zu sparen, spielte das Alter bei Baubeginn natürlich eine Rolle.
    Nach Fertigstellung des Hauses wollte er zwei Kinder, zuerst einen Sohn, dann eine Tochter – den Plan machte er ohne Mutter Natur. Bis zur Geburt des ersten Kindes sollte Marlene frei entscheiden, ob sie ihren Beruf weiter ausübte. Unbedingt notwendig sei das nach der Hochzeit nicht, sagte Werner.
    Er verdiente als Kreditsachbearbeiter fast doppelt so viel wie sie bei der Versicherung. Bisher hatte er sparsam gelebt und entsprechende Rücklagen, unter anderem einen Bausparvertrag, der in drei Jahren zuteilungsreif wurde. Zudem bekamer kostengünstige Hypotheken und ein fast zinsfreies Arbeitgeberdarlehen für sein Eigenheim.
    Und Marlene verabscheute ihren Job zeitweise. Mit Kollegen und Kolleginnen kam sie zwar gut zurecht. Mit Vorgesetzten gab es ebenfalls keine Probleme. Über das Betriebsklima konnte wirklich niemand meckern. Aber sie saß in der Schadensabteilung für Kfz, bearbeitete ausschließlich Sachschäden. Und da gab es so widerliche Vorkommnisse.
    Da fuhr zum Beispiel jemand auf nächtlicher Straße ein Reh an, meldete einen Wildschaden an seinem Wagen und schickte zum Beweis ein Auge des Tiers mit, das auf ihrem Schreibtisch landete. Dann war da die gutgläubige alte Dame, der ein windiger Vertreter eine Vollkaskoversicherung für ihren uralten Benz aufgeschwatzt hatte. Und Marlene musste der armen Frau erklären, dass es nach einem Totalschaden im Höchstfall und nur auf Kulanzbasis noch fünfhundert Mark gab und keinesfalls einen neuen Mercedes. Die Frau bekam prompt einen Herzanfall.
    Da war es beruhigend festzustellen, dass Werner sich keinen Scherz mit ihr erlaubt hatte. Sie hätte nach der Hochzeit jederzeit die Kündigung schreiben können. Er schlug es wiederholt vor. «Du musst dich wirklich nicht mit solchen Scheußlichkeiten abgeben, Marlene. Wir kommen auch mit meinem Verdienst zurecht.»
    Sicher. Aber sie hätte sich schäbig gefühlt, wenn sie von seinem Angebot Gebrauch gemacht und seine Pläne damit behindert hätte. Es hätte sich doch alles verzögert.
    Er saß tagsüber in der Bank und schuftete nach Feierabend am und im Haus, oft genug bis weit in die Nacht hinein. Als sie einzogen, war das Dach gedeckt, Fenster und Außentüren eingesetzt und die Heizung eingebaut, die funktionierte aber noch nicht. Es war eine Ölheizung, man hätte zuerst den Tank befüllen lassen müssen. Das hätte noch Zeit, meinte Werner.Um die Einrichtung bräuchte man sich auch erst zu kümmern, wenn die einzelnen Räume fertig wären.
    Annette, Ulla und Karola erklärten Marlene übereinstimmend für verrückt, weil sie auf einer Baustelle lebte und nicht protestierte. Seltsamerweise gefiel es ihr. Es hatte einen Hauch von Verwegenheit, mit Luftmatratze und Campingkocher zu improvisieren, sich morgens bibbernd aus dem Schlafsack zu schälen, in einer Schüssel zu waschen und zu beweisen, dass sie auch außergewöhnlichen Situationen gewachsen war. Es war fast ein wenig wie die Nächte in den Wüsten Afrikas, von denen Andreas Jäger immer noch ausdauernd schwärmte.

Nummer neun
    Sie fror und ging in ihrem desolaten Zustand rein gewohnheitsmäßig davon aus, Werner habe ihr die Decke weggezogen, um sich darin einzumummeln, weil es im

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