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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Schlampe ein nettes, anständiges Mädel kennengelernt und ein Jahr später geheiratet. Mittlerweile war er stolzer Vater von zwei hübschen, gescheiten Kindern.
    Der biedere Handwerker hatte sich mit einer Witwe zusammengetan, die zwar keine Schönheit war, aber gerade deswegen sehr bemüht um den Mann. Der Mann von Nummer drei war eine Zeitlang untröstlich gewesen, hatte den Verlust nur schwer verkraftet. Aber inzwischen hatte auch er einen Ersatz gefunden – eine Polizistin, bei der er ständig nach neuen Erkenntnissen gefragt hatte. Das Schicksal ging seltsame Umwege, um doch noch die Menschen zusammenzubringen, die füreinander bestimmt waren und einander zu schätzen wussten.
    Der Mann von Nummer vier lebte seit zwei Jahren mit einer Kollegin zusammen, die sich rührend um ihn und den kleinen Sohn der Schlampe kümmerte. Weil sie nun selbst schwanger war, bemühte der Mann sich um eine Scheidung in Abwesenheit. Für tot erklären lassen konnteer seine vermisste Frau noch nicht. Es gab keine Leiche, und es war noch keine zehn Jahre her.
    Der Mann von Nummer fünf   … Das war ein Kapitel für sich, eine ärgerliche Geschichte, äußerst ärgerlich, die ihn aber nicht davon abhielt weiterzumachen.

Freunde
    Nummer neun
    Es war schwarz ringsum, nicht nur dunkel, was früh um sechs an einem eisigen Januarmorgen noch normal gewesen wäre, obwohl Werner den Rollladen nie vollständig herabließ. Es blieben immer Ritzen, die sich auf der gegenüberliegenden Wand abzeichneten, und sei es nur als schwaches, grau-gelbes Muster, hervorgerufen von einer Laterne neben dem Weg am Bach, der hinter ihrem Garten vorbeiführte.
    Es gab kein Muster, weil es kein Fenster gab und keine Wand. Marlene Weißkirchen erwachte nicht in ihrem Schlafzimmer, in dem ihr Mann regelmäßig neben dem Bett sein frühmorgendliches Fitnessprogramm absolvierte, während sein Radiowecker sie mit Musik, Werbeeinblendungen und den stündlichen Nachrichten aus dem meist viel zu kurzen Schlaf plärrte. Sie erwachte auch nicht kurz vor sechs in der Frühe wie sonst an einem Wochentag. Aber wie spät es war, als ihr mühsames Auftauchen aus tiefer Bewusstlosigkeit begann, konnte nie geklärt werden.
    Zuerst registrierte sie ihre unbequeme, schmerzhafte Lage – wie auf dem Nagelbett eines Fakirs. An unzähligen Stellen pikste und stach es. Allerdings war sie nicht imstande, etwas dagegen zu unternehmen. Ihr Körper fühlte sich an, als gehöre er nicht zu ihr. Arme und Beine spürte sie gar nicht. Und in ihremKopf schien sich eine Horde fleißiger Handwerker eingenistet zu haben, die eifrig bohrten, hämmerten und mit spitzen Werkzeugen auf die Schädeldecke einstachen.
    Die Lider klebten an den Augäpfeln, wollten sich partout nicht lösen. Ihre Lippen pappten ebenfalls aufeinander wie zugeschweißt. Als es ihr nach geraumer Zeit gelang, die Zungenspitze zwischen die Lippen zu schieben, schmeckte sie Blut. Bei den vorangegangenen Versuchen, den Mund zu öffnen, waren ihre spröden Lippen eingerissen.
    Die rasenden Kopfschmerzen suggerierten ihr, sie hätte wieder mal höchstens zwei oder drei Stunden geschlafen. Und der Druck im Magen machte sie glauben, sie wäre irgendwann in der Nacht aufgestanden, um doch noch eine von den freiverkäuflichen Schlaftabletten zu nehmen, die sie nicht gut vertrug und nur nahm, wenn sie sich nicht mehr anders zu helfen wusste.
    Werner riet ihr regelmäßig zu Baldrian, wenn er mitbekam, dass sie dieses Teufelszeug, wie er die Schlaftabletten nannte, schluckte. Baldrian! «Da kann ich auch Bonbons lutschen», hatte sie protestiert, nachdem er sie am Mittwoch der vergangenen Woche kurz vor zwölf geweckt hatte und sie danach gar nicht mehr zur Ruhe gekommen war.

Ein ganz normales Leben
    Bis zu dem Mittwoch, an dem ihr Mann sich mitten in der Nacht mit blutdurchtränktem Hemd über sie gebeugt hatte, war in Marlene Weißkirchens Leben alles nach Plan   – Werners Plan – verlaufen. Was nicht bedeutete, dass sie rundum zufrieden gewesen wäre.
    Sie hatte den Ausstieg aus ihrem Hausmütterchendasein verpasstund litt mal mehr, mal weniger darunter. Ihre Freundinnen hatten es geschafft oder zwangsläufig schaffen müssen.
    Annette verkaufte Bücher, las natürlich auch viele und nicht bloß solche, die ihr persönlich gut gefielen. Annette konnte überall mitreden. Wenn ihr Mann mit blöden Witzen ins Fettnäpfchen trat und es betretene Mienen gab, konnte Annette mit mindestens vier brisanten Themen die Aufmerksamkeit

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