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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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noch hier und hat gearbeitet. Ein Motorrad hatte er auch nicht.»
    «Erklär das Karola», schlug Annette vor. «Ich hab’s probiert und musste mich belehren lassen, dass man Motorräder auch mieten kann, samt Helm. Er hätte freie Tage genommen, um nach Düsseldorf zu fahren, meinte sie.»
    «Und was sagt Ulla dazu?», fragte Marlene. «Sie war seine Sekretärin, sie müsste doch wissen, ob er   …»
    «Wenn du dich lächerlich machen willst, kannst du Ulla gerne fragen. Aber warte damit lieber noch. Momentan dürfte Ulla kaum in der Verfassung für blöde Fragen sein. Und in ein paar Wochen ist das Thema wieder vom Tisch. Dann hat Karola eine neue Sensation. Ich weiß nicht mehr, was in ihrem Kopf vorgeht, wirklich nicht. Kaum kriegt sie dieses Buch in die Finger, wird aus einem notorischen Fremdgänger ein perverser Sadist, der jahrelang Anhalterinnen abmurkste, ehe er sich mit Mona den Traum erfüllte, den er bei Karola nur träumen durfte. Sonst hätte die Polizei ihn schnell aus dem Verkehr gezogen. Die konzentrieren ihre Ermittlungen doch immer zuerst auf die Angehörigen.»
    «Hat sie dir erzählt, Andreas hätte Anhalterinnen umgebracht?» Marlene fasste es kaum. Von wegen: Wenn das morgenbei Annette oder Ulla angekommen ist. Bei Annette war offenbar noch viel mehr angekommen, und nicht erst gestern.
    «Dir etwa nicht?», erkundigte Annette sich und antwortete in gewohnter Manier selbst: «Na ja, wo Werner und Andreas immer besonders gut miteinander ausgekommen sind, überlegt man sich zweimal, wo man was verkündet. Man will sich ja nicht unnötig in die Nesseln setzen und das Wohlwollen der Bank verscherzen. Wer weiß, wann man wieder einen braucht, der finanzielle Engpässe überbrücken und günstige Kredite vermitteln kann.»
    Damit erklärte sich, warum Annette sich in letzter Zeit mehr als sonst über Karola aufgeregt hatte. Marlene erfuhr auch noch, dass Annette bei einem ihrer Telefonate mit Heidrun Merz von Andreas erzählt hatte: dass der Mann einer guten Freundin ebenfalls vor dreieinhalb Jahren verschwunden war und jeden Namen abgekürzt hatte, ausgenommen den eigenen. Allerdings hatte sie das erst gesagt, nachdem die Autorin erwähnt hatte, dass Mona ihren ekligen Lover Andy nannte. Das Wort Jäger war bei der Gelegenheit nicht gefallen, auch später nicht.
    «Ich fand, das war ein starkes Stück gestern Abend, wo die Mädchen dabeisaßen», sagte Annette. «Aber das war garantiert nur ein Joke. Wahrscheinlich hat Heidrun Merz die Namen Andy und Jäger nur so betont, weil Karola ihr auf die Nerven ging. Wegen Julia hat es mir leidgetan. Sie soll heute früh in der Schule noch sehr bedrückt gewesen sein, erzählte Kirsten. Die wusste natürlich nicht, warum. Das arme Ding hat verständlicherweise keinen Ton gesagt.»
    Mit den nächsten Worten wurde Annette wieder heftiger: «Im Gegensatz zu Karola! Die hat wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Hat sie in all den Jahren mal einen Ton verlauten lassen? Abgesehen davon, dass Andreas fremdging und sie ihn deshalb häufig als Schwein bezeichnet hat. Nein! Keinen Mucks, nicht mal eine Andeutung hat sie gemacht.»
    «Vielleicht hat sie sich nicht getraut», wandte Marlene ein, obwohl sie im Grunde einer Meinung mit Annette war. «Wenn ich den Verdacht hätte, dass Werner ein Mörder wäre, würde ich damit auch nicht hausieren gehen. Vielleicht hat Andreas auch gedroht, dass er ihr etwas antut, wenn sie ihn verrät.»
    «Klar», sagte Annette lakonisch. «Deshalb wollte sie ja auch unbedingt noch ein zweites Kind von ihm, als wir anderen schwanger wurden. Sozusagen als Lebensversicherung. Man weiß doch aus Erfahrung, dass Sadisten und Psychopathen sich nicht an den Müttern ihrer Kinder vergreifen. Das ist mal ein guter Witz, den muss ich Christoph erzählen. Der lacht sich krank. Warum hat sie denn nichts gesagt, nachdem Andreas abgehauen war? Da hätte ich an ihrer Stelle aber bei der Polizei die richtigen Argumente für eine Großfahndung vorgebracht.»
     
    Nachdem sie aufgelegt hatte, fühlte Marlene sich gar nicht mehr wohl in ihrer Haut. Nachgeplappert! Treffender als Annette hätte man nicht ausdrücken können, was sich im Studio abgespielt hatte. Ihr war längst nicht jeder Satz präsent, den sie von sich gegeben hatte. Aber die Botschaft als solche hatte sie verinnerlicht.
Ich war die Freundin von Heidrun Merz. Und ich habe gestern Abend mit dem Mann gesprochen, der Mona verschleppt und auf grausame Weise getötet hat. Er hat mir

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