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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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aufgelauert und mich verfolgt. Ich hatte wahnsinnige Angst, dass er zu mir ins Auto springt, wenn ich an einer roten Ampel halten musste.
    Mit dem Wetterbericht von neun Uhr war es nur halb so wild gewesen. Nun tickten ihr die Horoskope im Hinterkopf. Auseinandersetzung mit dem Partner! Humbug natürlich, Horoskope waren Humbug. Aber wenn Werner erfuhr, was sie gesagt hatte   …
    Wer mochte der Anrufer gewesen sein, der sich nach der Zentralverriegelung ihres Vans erkundigt hatte? Wenn Christophmitgehört hatte, erfuhr Werner spätestens am Samstag, wenn sie bei Karola Chili aßen, wozu sie sich hatte überreden lassen.
    Er war eben doch schon ungehalten gewesen. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Es wäre der erste Streit mit ihm. Und sie hatte gar keine Ahnung, wie es war, mit ihm zu streiten.
    In allerlei Befürchtungen und düstere Vorahnungen versunken, stopfte sie Werners blutbefleckten Anzug in eine Tüte und schickte Leonard damit zur Reinigung. Den Frühstückstisch hatte Johanna schon abgeräumt. Die Dusche der Kinder war längst von allein getrocknet. Sie brauchte nur noch das Bettzeug in ihrem Schlafzimmer aufzuschütteln und durchs große Bad zu wischen. Und dabei hörte sie den Pressesprecher der Polizei fragen: «Haben Sie nichts Besseres zu tun?»
    Doch! Der Besuch bei Ulla stand immer noch aus. Aber das musste bis morgen warten. Heute war sie nicht mehr in der Verfassung für Trostworte, würde Ulla wahrscheinlich nur fragen, ob Andreas im April 2006 freie Tage genommen habe.
    Kaum war sie im Bad fertig, kam Leonard mit dem Anzug zurück. Die Reinigung hatte sich geweigert, derart mit Blut verschmutzte Sachen anzunehmen. «Die Frau an der Annahme hat ihren Chef gerufen. Der sagte, das ginge bestimmt nicht alles raus. Und dabei haben sie beide so komisch geguckt, Mama. Garantiert haben sie die Polizei angerufen, als ich wieder draußen war.»
    Auch das noch! Und damit nicht genug. Leonard hatte unterwegs die alte Frau Schweren, Ullas Mutter, getroffen. «Ich soll dich schön grüßen und fragen, ob du mal vorbeikommen könntest. Sie müsste dringend mit dir reden. Sie war so traurig, Mama, fing plötzlich an zu weinen, mitten auf der Straße. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte.»
    Es war halb sechs, noch zweieinhalb Stunden bis zum Abendessen. Und da sie nicht kochen musste, sollte eine Stunde drin sein für eine Frau, die ihr als Kind zu Weiberfastnachtdie Fingernägel lackiert und den Lippenstift zur Verfügung gestellt hatte, damit sie rote Herzchen auf ihre Wangen malen konnte. Auf Ulla zu treffen, erwartete sie nicht. Zwar war bei Scheidweber & Co offiziell um fünf Büroschluss. In der Werkhalle wurde auch nicht länger gearbeitet. Aber Ulla machte oft Überstunden und fuhr wahrscheinlich auch noch ins Krankenhaus.
    «Um sieben Uhr spätestens bin ich wieder hier», sagte sie zu Leonard, als sie erneut in die Garage ging, diesmal mit ihrem Hausschlüssel.
    Kurz darauf lenkte sie den Van durch Legoland. So wurde die neue Siedlung am Stadtrand bezeichnet, weil dort alles so winzig ausgefallen war. Dort lebten Ulla und Matthias seit knapp zwei Jahren mit Meike, Thomas und Ullas Mutter, für die ein Kellerraum wohnlich eingerichtet worden war.
    Ullas großes Elternhaus im Stadtzentrum hatten sie aus Vernunftgründen, sprich Geldmangel, aufgegeben, als bekannt wurde, dass die Stadtverwaltung im Zuge einer Sanierung der Straße die Grundstückseigner zur Kasse bitten wollte. Vom Verkaufserlös hatte Ulla eine Bank zufriedengestellt und mit dem Rest das Häuschen in Legoland angezahlt. Es war nett und niedlich, irgendwie putzig und sehr, sehr eng. Man hatte das Gefühl, die Regenrinne von Hand auswischen zu können, wenn man vor der Haustür stand.
    Marlene steuerte in die schmale Einfahrt. Frau Schweren hatte offenbar den Motor gehört und öffnete mit verweintem Gesicht die Haustür, kaum dass Marlene ausgestiegen war.
    «Das ist aber lieb von dir, dass du sofort kommst», sagte sie statt einer Begrüßung, trat einen Schritt zur Seite und ließ Marlene eintreten. Während sie die Haustür wieder schloss, sprach sie weiter: «Ich habe ein paarmal überlegt, dich anzurufen. Aber es gibt Dinge, über die kann man nicht am Telefon sprechen.»
    «Schon gut», sagte Marlene. «Ich bin gerne gekommen. Wiegeht es Thomas denn?» Sie nahm an, die alte Frau sei wegen ihres Enkels so aufgelöst.
    «Schlecht», antwortete Ullas Mutter und brach erneut in Tränen aus. «Er hat immer noch Fieber. Sie

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