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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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auf. Es war Tess’ Handschrift! Die Verfasserin wies sie an, sich zu vergewissern, dass sie den ersten Band las. Als sie die Kiste durchwühlte, entdeckte sie noch weitere Bücher, wovon jedes nummeriert war - und jedes sich an sie wandte.
    Ich kann nur versuchen, mir vorzustellen, was du jetzt erlebst, deine Verwirrung, deinen Kummer und das Wunderbare. Trauere nicht um mich, Penn, bitte! Es geht mir gut, und ich werde versuchen, dir alles so gut wie möglich zu erklären. Lehne dich zurück, meine Freundin, denn es ist eine lange und kaum glaubliche Geschichte. Ich fange bei unserem letzten Gespräch an. Ich ging auf das Kreuzfahrtschiff und fuhr zu den Bahamas. Ich hielt mich dort nicht weiter auf weil ich wusste, dass du mich bald Wiedersehen wolltest. Auf dem Rückweg haben mich Rothmeres Ganoven gefunden. Ich hatte wirklich geglaubt, ich wäre ihnen entwischt.
    Ziemlich eingebildet von mir, was? Sie waren auf der Nassau Queen, als Kellner verkleidet, und hatten Revolver mit Schalldämpfern, die sie auf mich richteten. Bevor sie den Finger krumm machen konnten, sprang ich, oder besser gesagt, ich machte einen Rückwärtssalto ins Wasser, der mindestens zehn Punkte wert war, wenn man ihn bewerten würde. Die Schiffsschraube zog mich beinahe in ihre Blätter, und ich schwöre dir, Penn, ich glaubte, mein letztes Stündlein habe geschlagen. Ich war kurz vorm Ertrinken. Mein Gott, was für ein Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit! Dann sah ich eine dunkle Flosse. Ich wurde zum Raketengeschoss, und meine Lungen füllten sich immer schneller. Dann wurde ich plötzlich an die Oberfläche gerissen und von einem Delphin davongetragen. Der Riemen meines billigen Badeanzugs war in seinem Maul. Und alles was ich sagen kann, ist, dass der große Manitu mich beschützt hat, meine Freundin.
    Ich hatte gerade die Reste meines Verstandes zusammengekratzt, als ich feststellte, dass der Delphin - ich nannte ihn Richmond - mich von dem Schiff WEGZOG. Das war eigentlich auch ganz egal, zumal Rothmeres Gorillas an Deck standen und mir fröhlich zuwinkten. Diese Schweinehunde! Und wegen des Festes an Bord hatte unglücklicherweise auch niemand bemerkt, dass ich gesprungen war.
    Ich war ganz allein in den karibischen Gewässern, und es war mir nur allzu klar, dass es Tage dauern konnte, bevor ich gerettet wurde. Das war die Härte!
    Nun kommt aber noch der wirklich knallharte Teil.
    Ich sah diese schwarze Nebelwand, und - mein Gott- sie war lebendig, war am Pulsieren, am Wirbeln. So schwarz wie die Sünde. Blitze zuckten über die Wand, und ich konnte von der anderen Seite einen Sturm hören. Ich weiß, dass es schwer zu verstehen und noch schwerer zu glauben ist, aber du weißt ja, Penn, dass ich dich niemals belogen habe. Dieser Vorhang reichte hinauf bis in die Unendlichkeit, und er war todsicher nicht da gewesen, als ich ins Meer sprang. Der Delphin zog mich in diese Richtung. Und gleichgültig, wie sehr ich auch flehte, mich herumwarf und kämpfte: Er und die Strömung führten mich immer näher heran. Ich fühlte mich matt, mein Kopf war leicht, meine Beine schwer, und ich dachte, ich müsste mich jeden Augenblick übergeben. Dann war ich wohl bewusstlos. Ich weiß es nicht mehr, zum Kuckuck. An die nächsten Stunden erinnere ich mich nur bruchstückhaft. Doch in einem Sturm herumgeworfen und in der karibischen Sonne gebraten zu werden, hat aus Tess nicht gerade eine glückliche Urlauberin gemacht. Bis ich gerettet wurde.
    Penny las das Ganze noch einmal und war völlig unsicher und verwirrt. Dann schloss sie die Augen und dankte Gott. Tess war gerettet worden. Sie war am Leben! Sie starrte auf die Seemannskiste. Aber ... wie konnten dann ihre Sachen in einen zweihundert Jahre alten Kasten gelangen? Und wenn sie gerettet worden war, warum hatte sie dann keinen Kontakt zu ihr aufgenommen? Fieberhaft las Penelope weiter.
    Ich wurde vom Kapitän einer Fregatte mit vierundzwanzig Kanonen gerettet und somit davor bewahrt, Haifischfutter zu werden. Ehrlich! Genauso wie in den alten Filmen und auf den Bildern im Büro meines Vaters! Ich nahm zunächst an, dass der Kapitän nur ein schräger Vogel sei, der in seiner Fantasie einen Piraten aus dem Jahre 1789 spielte. Du kennst doch diese Typen: Geld wie Heu und nichts zu tun. Ich spielte also mit. Ich konnte sowieso nichts anderes tun. Es war auch ganz gleichgültig, dass sie bei ihrem Spiel verdammt gut waren. Und kein Hinweis auf irgendeine moderne Erfindung konnte diese Burschen von

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