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Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Titel: Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Marius seiner Frau gegenüber das Reiseziel offen gelassen hatte, konnte er insgeheim sehr genaue Vorstellungen davon gehabt haben, wohin der Weg führen sollte. Über die Meldebehörde musste so rasch wie möglich die Adresse von Rebecca Brandt ausfindig gemacht werden. Es war dringend notwendig, die einstige Chefin von Kinderruf zu warnen. Dabei gelang es vielleicht auch, Marius und Inga Hagenau aufzustöbern.
    Ihm fiel noch etwas ein. »Was wissen Sie selbst eigentlich über Ihren Schwiegersohn? Über seine Familie, seine Jugend? Seine Vorgeschichte?«
    Er konnte förmlich spüren, dass Ingas Mutter in diesem Moment resigniert den Kopf schüttelte. »Ich weiß praktisch gar nichts. Inga auch nicht. Alles um meinen Schwiegersohn herum ist so verworren … ach, ich wünschte wirklich, Inga hätte ihn niemals getroffen. Keiner von uns kennt seine Eltern! Er hat lediglich erwähnt, sein Vater habe ihm während seiner Kindheit das Leben zur Hölle gemacht. Keine Ahnung,
was er damit genau meint. Ich weiß auch nicht, was sein Vater beruflich macht. Wo genau er lebt. Ich habe einmal, als ich bei Inga zu Besuch war, im Telefonbuch unter Peters nachgeschaut – aber da waren so viele … Richtig nachgeforscht habe ich dann aber auch nicht, ich glaube, ich wollte gar nicht zu viel wissen. Inga auch nicht. Marius bestand jedenfalls darauf, bei der Hochzeit Ingas Namen anzunehmen. Um einen klaren Schlussstrich unter seine Vergangenheit zu ziehen, wie er sagte.«
    »Hm«, sagte Kronborg, und dann wagte er einen weiteren Vorstoß. Ingas Eltern waren in Dänemark gewesen und hatten wahrscheinlich keine deutschen Zeitungen gelesen. Vom Doppelmord an den alten Lenowskys wussten sie nichts. Aber es konnte jetzt sehr rasch geschehen, dass die Presse Wind von der Existenz des einstigen Pflegesohns bekam, und dann würde Marius Hagenau in den Blättern auftauchen. Besser, wenn Ingas Familie vorher Bescheid wusste.
    »Ihnen war nicht bekannt, dass Marius Peters im Alter von sechs Jahren seinen leiblichen Eltern weggenommen wurde?«, fragte er. »Wegen schlimmster Vernachlässigung?«
    Am anderen Ende der Leitung enstand ein kurzes, fassungsloses Schweigen, dann wurde hörbar geatmet.
    »Nein«, sagte Ingas Mutter, »nein. Das war mir nicht bekannt. Und meiner Tochter mit ziemlicher Sicherheit auch nicht.«
    »Marius Peters ist bei Pflegeeltern groß geworden. Fred und Greta Lenowsky. Ein Rechtsanwalt und seine Frau.«
    Die deutschen Nachrichten waren wohl wirklich noch nicht zu ihr vorgedrungen. Auf die Erwähnung des Namens Lenowsky reagierte sie nicht.
    »Ach?«, sagte sie nur. Und dann schien sie Unheil zu wittern, schien zu begreifen, dass die Fragen des Kommissars zu ihrem Schwiegersohn allzu bedeutungsvoll und intensiv waren,
dass hinter alldem mehr steckte, als Kronborg zuzugeben bereit gewesen war.
    Ihr Atem ging schneller. »Was … was ist mit meinem Schwiegersohn, Herr Kommissar? Was hat er mit dem Verbrechen zu tun, das Sie erwähnt haben? Was ist mit seinen Pflegeeltern?«
    »Sie wurden ermordet«, sagte Kronborg, »aber es gibt keinen gesicherten Anhaltspunkt dafür, dass Marius Hagenau etwas damit zu tun hat. Er ist nur der einzige Fast-Verwandte der alten Leute. Er weiß vielleicht mehr über ihre Lebensumstände und kann uns Hinweise auf den Täter geben.«
    Sie glaubte ihm nicht.
    Sie rief nach ihrem Mann, und während sie rief, brach ihre Stimme und ging in entsetztes, fassungsloses Schluchzen über.
    7
    Inga keuchte, als sie die letzten Stufen nach oben erklomm. Der Anstieg zum Nachbarhaus war steiler als der zu Rebeccas Grundstück, zudem war sie geschwächt, litt an Hunger und Durst. Aber die Todesangst mobilisierte Kräfte, von deren Vorhandensein sie nichts geahnt hatte.
    Sie war die ganze Zeit über nicht einmal stehen geblieben. Sie war zwischen den Felsen hinuntergehuscht wie ein Wiesel, hatte dabei kaum nach unten geschaut. Zwar schien der Mond hell, aber nur allzu leicht hätte sie stolpern oder falsch auftreten können, und ein verknackster Knöchel wäre das Ende gewesen. Sie musste einen guten Schutzengel haben. Sie langte ohne Katastrophe unten an, stolperte durch den Sand, schaute einmal kurz zurück und erwartete voller Angst, Marius
als riesigen, schwarzen Schatten hoch über sich auf den Klippen zu sehen. Aber dort war niemand. Entweder hatte er ihre Flucht noch nicht entdeckt. Oder aber ihm kam keinen Moment lang der Gedanke, sie könnte den absurden Weg über den Strand gewählt haben.
    Der

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