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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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nicht in das Heiligtum. Nur der König selbst und Seths Oberpriester durften das Antlitz des Gottes von Angesicht zu Angesicht sehen, obwohl er sich daheim, wo Amun Schutzgott der Stadt und seiner Familie und er Herr über alles war, unmittelbar mit seinem Gott unterhalten durfte. Es tat ihm nicht Leid, dass man ihm den Zugang zu Seth verwehrte. Er wollte den abtrünnigen Bruder von Osiris, den rothaarigen, rotäugigen Herrscher der Wüste auch gar nicht sehen, den wilden und unvorhersehbaren, in dem die Setius eine Verschmelzung mit ihrem eigenen Gott Sutech erblickten.
    Er und Teti fanden zu der ungezwungenen Vertraulichkeit ihrer Beziehung zurück. Seqenenre hatte sich dazu durchgerungen, sich nicht zu entschuldigen, und tat so, als ob die Unterhaltung auf dem Flur niemals stattgefunden hätte, und Teti sprach auch nicht mehr davon. Unter Umarmungen und wiederholten Einladungen, sich öfter zu besuchen, brachen Seqenenre, seine Familie und sein Gefolge nach Waset auf. Sie kamen nur langsam voran. Seqenenre ließ in jeder Stadt anhalten, über die er herrschte, und sprach mit Priestern und Bürgermeistern, Aufsehern und seinen niedrigeren Beamten, und daher legte die Familie erst gegen Ende Phamenoth an ihrer Bootstreppe an.
    Alles war in Ordnung. Kamose hatte seine Pflichten still und tüchtig versehen. Tetischeri befragte Aahotep kurz zur Gesundheit und dem Wohlergehen ihrer Verwandten, schien sich aber nicht besonders für Aahoteps Antworten zu interessieren.
    Drittes Kapitel
    Der Frühling ging zu Ende, und Waset versank in sommerlicher Schläfrigkeit. Im Laubengang bildeten sich grüne, harte Trauben. Das Getreide verlor sein geschmeidiges Hellgrün und wurde steif und gelb. Die Krokodile ließen sich oft beim Sonnenbaden blicken, lagen unbeweglich und mit geschlossenen Augen auf den Sandbänken des rasch zurückgehenden Nils, und der Schemu hauchte seinen heißen Odem über dieses ganze selbstgenügsame, beschauliche Reich. An den lähmenden Nachmittagen lag Seqenenre auf seinem Lager, und der Schweiß rann ihm vom Leib, oder er geisterte in der vergleichsweisen Kühle des alten Palastes herum, während Familie und Gesinde gleichermaßen nach dem himmlischen Sonnenuntergang schmachteten, und wusste, dass er dieses ruhige, zufrieden stellende Leben nicht für das elegante Treiben auf Tetis Anwesen aufgeben würde. Er begnügte sich mit der Überschaubarkeit der kommenden Ernte, mit der Sicherheit, dass das jährliche Schöne Fest vom Wüstental kam, wenn Amun über den Fluss getragen wurde, um die Totentempel und Grabmäler der Vorfahren zu besuchen, und die Einwohner Wasets ihm mit Essen folgten und neben ihren Toten speisten. Aahmes-nofretari würde der Familie Nachwuchs bescheren. Tani würde mit Ramose verlobt werden, und wenn er und Teti die Vereinbarung getroffen hätten, würde Tani nach Chemmenu ziehen und dort leben. Seine Mutter würde sich in nicht allzu ferner Zukunft mit seinem Vater vereinen, und er selbst würde alt und fett werden mit Aahotep an seiner Seite und würde Si-Amun die Zügel der Regierung übergeben. Ich will gar nicht mehr haben, redete er sich gut zu, als er im staubigen Schatten einer Palme stand und zusah, wie die Bauern an den Schadufs arbeiteten und sonnenbeschienenes, klares Wasser in die mittlerweile leer stehenden Kanäle kippten. Mein Land, meine Familie, mein Leben.
    Tani diktierte viele Briefe an Ramose und verbrachte viel Zeit mit Herumlungern an der Bootstreppe, beschattete die Augen und wartete darauf, dass ein Kurierboot um die Flussbiegung im Norden kam, während der gelangweilte Behek zu ihren Füßen lag. Zuweilen brachten Teds Boote Rollen von Ramose. Zuweilen vertraute der junge Mann seine Botschaften an Tani königlichen Herolden an, die sie auf dem Weg nach Kusch in Waset ablieferten. Seqenenre fürchtete sich nicht länger vor dem Anblick eines solchen Schiffes, das auf seine Bootstreppe zusteuerte, ja, er begrüßte es, denn dann sprudelte Tani vor Freude schier über.
    Die Monate Payni und Epophi kamen und gingen mit gnadenloser Hitze, die die Blätter an den Bäumen vertrocknen ließ und Mensch und Tier gleichermaßen die Kraft aussog. Mesore begann, und auf einmal waren die trägen, glücklichen Tage vorbei. Die Gärtner luden Gemüse in Körbe. Diener fingen an, die Weintrauben zu ernten, und auf dem blendend hellen, großen Hof südlich des Hauses traten Männer die Trauben und sangen und tanzten.
    Si-Amun, Kamose und Seqenenre waren nur noch selten

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