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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Soldaten wurde erwartet, dass sie das Tun ihrer Vorgesetzten übersahen. Im Zimmer wurde es licht von dem warmen, stetigen Schein. Si-Amun wollte sich gerade wieder hinsetzen, als die Tür aufgerissen wurde und Mersus zornige Miene auftauchte. Si-Amun starrte ihn benommen an. Noch nie hatte er den Haushofmeister anders als ausdruckslos erlebt.
    »Ich habe Licht unter der Tür gesehen«, sagte Mersu jetzt. »Wie kannst du es wagen, hier herein …«, doch da erkannte er Si-Amun, und sofort fiel die Maske herunter, und er war wieder der gut geschulte Diener. »Verzeih mir, Prinz«, murmelte er. »Ich habe gedacht, einer der Untergebenen hätte hier herumgestöbert, und der Wachposten hätte es unterlassen, ihn anzurufen. Entschuldigung.« Si-Amun fuhr herum und stand vor ihm, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Mach die Tür zu«, befahl er. Flüchtig meinte er, Angst in den Augen des Haushofmeisters aufflackern zu sehen, doch das konnte auch der zuckende Lampenschein gewesen sein. Mersu gehorchte stumm. »Und jetzt, Mersu«, fuhr Si-Amun ruhig fort, obwohl sich ihm vor Anspannung der Magen zusammenzog, »jetzt sag mir, wo du letzte Nacht gewesen bist.« Mersu neigte den Kopf.
    »Vermutlich befragt die Familie jeden«, meinte er. »Etwas so Schreckliches hat sich in der ganzen Zeit, die ich der Fürstin diene, nicht zugetragen.« Er seufzte. »Die Antwort, Prinz, ist, ich habe der Fürstin aufgewartet, bis sie ihre Tür geschlossen hat. Dann bin ich in die Küche gegangen und habe mit Uni gegessen. Das hat ungefähr eine Stunde gedauert. Da es so heiß war, habe ich ihn überredet, mit mir schwimmen zu gehen, und dann bin ich gegen Mitternacht in meine Zelle zurückgekehrt, gerade ehe die Hörner im Tempel geblasen haben. Das Schwimmen hatte mich müde gemacht, ich bin sofort eingeschlafen. Aber ich habe meine Tür offen stehen lassen«, sagte er noch. »Falls jemand auf dem Flur vorbeigekommen ist, hat er mich auf meinem Strohsack liegen sehen.«
    Seine Miene hatte sich nicht verändert. Während er sprach, stand darauf nichts als Ehrerbietung zu lesen, und seine Augen blickten klar. Dennoch sind seine Worte zu glatt, dachte Si-Amun, während er zuhörte. Ich bin mir sicher, dass Mersu in der Tat mit Uni gegessen und geschwommen hat und kurz danach zu Bett gegangen ist, aber ich bin mir gleichermaßen sicher, dass er nicht hier geblieben ist. O ihr Götter, falls ich mich irre und Großmutters Liebling beleidigt habe, wird sie mir das nie verzeihen. »Mersu, erinnerst du dich noch an die Rolle, die ich dir gegeben habe, dass du sie an Tetis Haushofmeister schickst?«, fragte er. Mersu nickte. »Du hast gar nicht über meine sonderbare Bitte gestaunt. Warum?« Mersu blickte bestürzt. Er hob die Hände.
    »Ich habe kaum über den Befehl nachgedacht«, erwiderte er. »Es ging mich ohnedies nichts an, Prinz, oder? Du hast dem Verwandten deiner Mutter etwas mitteilen wollen, mehr nicht.« Ich möchte dir ja glauben, dachte Si-Amun. Ich habe dich immer gemocht, Mersu. Du bist ehrlich, tüchtig, hast viel Humor und bist taktvoll. Ich möchte dir glauben … aber ich kann nicht.
    »Das glaube ich nicht«, sagte er langsam, und Mersus Hände fielen herunter und verbargen sich in den Ärmeln seines Umhangs. »Ich glaube, dass Teti dir gesagt hat, dass du eine solche Bitte von mir erwarten kannst. Ich glaube, dass du in unserem Haus für Apophis spionierst.« Erschrocken riss Mersu die Augen auf.
    »Prinz, ich bin tief gekränkt«, sagte er schroff. »Ich diene Fürstin Tetischeri seit dreißig Jahren, und sie hat sich noch nie über mich beklagen müssen. Und noch nie hat jemand meine Treue zum Haus Tao angezweifelt!« Si-Amun trat einen Schritt auf ihn zu.
    »Vielleicht, weil es bis jetzt, als mein Vater beschlossen hat, endgültig mit dem König zu brechen, noch nie nötig gewesen ist, deine Treue anzuzweifeln«, blaffte er zurück. »In deinem Herzen bist du Setiu, Mersu.« Darauf gab Mersu keine Antwort. Seine ganze Haltung vermittelte seine Enttäuschung und Demütigung. Si-Amun wusste, dass die Beziehung der Familie zu Mersu unwiderruflich Schaden genommen hatte. Er schluckte. »Räume deine Truhen aus«, befahl er.
    Jeder andere Diener hätte gefragt, warum, doch Mersu, der vorbildliche Haushofmeister, ging auf der Stelle zu seinen Truhen, hob die Deckel und schickte sich an, den Inhalt herauszuholen und auf dem Fußboden zu verstreuen. Si-Amun stellte sich hinter ihn. Es gab sechs oder sieben lange, gefältelte

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