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Der fremde Sohn (German Edition)

Der fremde Sohn (German Edition)

Titel: Der fremde Sohn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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meine Mutter die Treppe runtergestoßen. Das war … unerfreulich.« Sie versuchte zu lächeln.
    Max schüttelte den Kopf, und Dayna bemerkte, dass er erschrocken war.
    »Mach dir keine Sorgen um mich. So was passiert andauernd«, fügte sie lachend hinzu, um eine gute Stimmung bemüht. »Die beiden sollten mal in diese Show gehen und da ihren Kram regeln lassen. Wie heißt die noch? Reality Check oder so ähnlich.« In diesem Augenblick zupfte Lorrell sie am Arm. Ihr Gesichtsausdruck war Dayna nur zu vertraut. »Ach herrje.« Sie schaute sich um. »Sie muss pinkeln«, flüsterte sie Max zu, doch der stand stocksteif da, wie erstarrt. »Bin gleich wieder da.« Da es keine öffentliche Toilette in der Nähe gab, huschte Dayna schnell mit Lorrell hinüber in den Park.
    »Willst du den Baum hier mal ein bisschen gießen?« Sie sah sich nach allen Seiten um. Hier trieben sich Leute herum, denen sie lieber nicht begegnen wollte. Ein Mädchen aus der Schule hatten sie hier letzte Woche zu mehreren vergewaltigt, auch wenn gemunkelt wurde, dass sie es provoziert hatte.
    Schaudernd wartete Dayna auf Lorrell, die sich neben dem Baumstamm hingehockt hatte. »Mach schnell, Kleines.« Der Baum, den sie gewählt hatte, war ein Stück abseits vom Hauptweg, damit Lorrell ungestört blieb. Er stand hinter den windschiefen Schaukeln und dem verrosteten Karussell. Erneut sah Dayna sich um. Auf der anderen Seite der Wiese führte eine Frau ihren Hund aus. Vor der Imbissbude lungerten jetzt ein paar Kids herum.
    Lorrell zog sich das Höschen hoch. »Fertig«, verkündete sie stolz.
    Dayna nahm ihre Hand und wollte mit ihr losgehen, doch plötzlich spürte sie ein Kribbeln im Rückgrat, und da wusste sie, dass gleich etwas passieren würde.
    »He, du!«
    Dayna blieb wie angewurzelt stehen. Ihr Atem ging schneller, und sie grub die Nägel der freien Hand in die Handfläche, um ihre aufsteigende Panik zu bekämpfen. Mit einem raschen Blick hinüber zum Imbiss stellte sie fest, dass sie es mit einem schnellen Sprint dorthin schaffen könnte, wäre da nicht Lorrell gewesen. Langsam drehte sich Dayna um. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter.
    »He, du Emo-Tusse. Ich red mit dir.«
    Sie hatte das Gefühl, als müsse sie sich jeden Augenblick übergeben. Knochige Finger hatten ihren Arm gepackt. Drei weitere Jungen umringten sie. Lorrell klammerte sich wimmernd an ihr Bein. Dayna streichelte ihr übers Haar und zuckte mit den Schultern. Sie schluckte und versuchte, ihre Stimme zu beherrschen, obwohl es ihr vor Angst beinahe die Sprache verschlug. »Meine kleine Schwester hat da gerade gepinkelt. Passt auf, wo ihr hintretet.« Dayna hoffte vergeblich, das würde sie vertreiben.
    »Willst du nicht auch mal pissen?«
    Heiseres Gelächter ertönte. Einer steckte sich eine Zigarette an.
    »Ja, los, piss mal.«
    »Zieh ihr den Slip runter.«
    »Wenn sie überhaupt einen anhat, die dreckige kleine Emo.«
    »’tschuldigung, aber ich muss jetzt los.« Dayna nahm all ihre Kraft zusammen und setzte sich Lorrell auf die Hüfte. Ihr war heiß, und sie bekam kaum noch Luft. Zu allem Überfluss schlang das Kind auch noch die Arme um ihren Hals. Trotzdem marschierte sie entschlossen los.
    »Du gehst nirgendwohin.« Wieder diese knochige Hand. Sie hielt ihren Arm gepackt.
    »Pipipipi …« Wieder Gelächter und noch mehr Hände, die ihren Rücken betatschten, ihren Po, ihr Haar … Sie zerrten an ihrem nietenbesetzten Gürtel … dem Reißverschluss …
    Plötzlich hörte sie einen Schrei … Es war ihr eigener. Dann lag sie auf dem Boden, und das kalte Gras drückte sich gegen ihre Wange. Sie spürte, wie sie ihr die Jeans herunterzerrten, ihr die Tasche von der Schulter rissen. Zwischen ihren Zähnen knirschte Sand. Wo war Lorrell?
    »Lasst sie in Ruhe und verpisst euch.«
    Auf einmal war es totenstill.
    Dayna drehte ein wenig den Kopf und blinzelte in den Himmel. Rote, keuchende Gesichter über ihr. Mühsam kam sie auf die Beine und stand benommen und wackelig da. Es war Max. Er war gekommen, um ihr zu helfen. Sie starrte ihn an und konnte kaum glauben, was sie sah.
    »Mann, reg dich ab. War doch nur Spaß, okay?« Die Jungen scharten sich zusammen.
    »Haut ab und lasst euch ja nicht wieder blicken.«
    »Max?« Plötzlich war Dayna neben ihm und schaute ihn mit riesengroßen Augen an. Als sie die Hand nach Lorrell ausstreckte, kam das Kind, das sich hinter einem Baum versteckt hatte, herbeigeschlichen. »Was machst du da?«, fragte Dayna mit bebender

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