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Der fremde Sohn (German Edition)

Der fremde Sohn (German Edition)

Titel: Der fremde Sohn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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ausgeschnitten war, wie es keine andere Talkmasterin im Tagesprogramm gewagt hätte. Vom ersten Augenblick an hatte sie die Zuschauer im Griff. Sie ist wirklich unglaublich, dachte Dayna.
    »In unserer heutigen Ausgabe von Reality Check möchte ich mich mit der jüngsten Mutter Großbritanniens unterhalten. Jody Burrows ist mittlerweile sechzehn, doch sie brachte ihr erstes Kind, Krystal, im Alter von nur elf Jahren und zehn Monaten zur Welt. Seitdem hat Jody noch zwei weitere Kinder von verschiedenen Vätern bekommen und hält noch immer den Rekord als jüngste Mutter Großbritanniens. Ihre eigene Mutter Stacey ist mit zweiunddreißig schon dreifache Großmutter.«
    Es folgte eine kurze Unterbrechung, teils aufgrund der schlechten Übertragung, aber auch, weil Carrie Kent eine Kunstpause machte, damit das Publikum ihre Ankündigung verdauen konnte. Carrie wartete, bis sich die allgemeine Entrüstung im Studio gelegt hatte, dann holte sie ihren Gast herein. Das Mädchen kam auf die Bühne gestakst und nahm stolz auf einem der blauen Stühle Platz. Dabei kaute sie auf ihrem Kaugummi herum, als hätte sie seit einer Woche nichts mehr gegessen – wie ekelhaft, und das im Fernsehen, dachte Dayna. Dayna stellte ein wenig lauter. Mensch, ging es ihr durch den Kopf, schon mit elf …
    »Willkommen in meiner Show, Jody.« Als der Applaus verebbt war, setzte sich Carrie Kent neben ihren Gast, der sie aus traurigen, graugeränderten Augen unablässig beobachtete. Carrie schlug die langen Beine übereinander. Das Mädchen schwieg. »Ich habe Sie heute hierher eingeladen, um mit Ihnen über Ihre Erfahrungen mit Mutterschaft und Sex zu sprechen. Vielleicht haben Sie ja einen Rat für andere junge Leute, die überlegen, ob sie in ihrem Alter schon eine intime Beziehung eingehen sollen.«
    Jody Burrows kaute achselzuckend und nickte leicht zum Zeichen, dass sie einverstanden war. Sie ließ sich von Carrie Kent nicht aus der Ruhe bringen.
    »Ich wette, sie hat ein Vermögen dafür bekommen«, flüsterte Dayna. »Warum sollte man sich sonst so zum Affen machen?«
    »Sagen Sie, Jody«, fuhr Carrie fort, »hat Ihre Mutter, bevor Sie schwanger wurden, jemals mit Ihnen über Sex gesprochen?«
    »Nee«, entgegnete das Mädchen lachend. »In der Schule war auch nie die Rede davon.« Sie setzte sich ein wenig aufrechter hin. Sie trug eine Jeans und eine Denimjacke über einem engen T-Shirt. Dayna bemerkte, dass ihr Bauch sehr flach war für ein Mädchen, das drei Kinder geboren hatte. Ihre eigene Mutter hatte nur sie und Lorrell, und trotzdem quoll ihr Bauch über den Hosenbund.
    »Waren Sie mit dem Vater Ihres ersten Kindes befreundet, und haben Sie darüber geredet, bevor Sie miteinander geschlafen haben?«
    »Nö, wir waren betrunken. So zugedröhnt, dass wir gar nicht recht mitkriegten, was passierte. Es war auf einer Party, und alle hatten getrunken. Es hat sich einfach so ergeben.« Jody Burrows richtete sich nun kerzengerade auf. Sie genoss es sichtlich, im Mittelpunkt zu stehen. Dayna schüttelte den Kopf und biss sich auf die Lippe.
    »Wie alt war der Junge, Jody?«
    »Der war damals vierzehn.«
    »Und was ist aus ihm geworden?«
    »Sie haben versucht, ihn wegen Vergewaltigung dranzukriegen. Er hat dann eine Zeitlang im Jugendknast gesessen, aber jetzt arbeitet er in einer Autowerkstatt.«
    »Sehen Sie ihn noch manchmal?«
    »Er ist ein guter Vater. Bringt mir Windeln und Zigaretten vorbei und holt Krystal ab, damit ich lernen kann.«
    Dayna schnaubte. »Dich volllaufen lassen, meinst du wohl.«
    »Ich mache eine Ausbildung zur Kosmetikerin.«
    »Wo leben Sie jetzt, Jody?«
    »Im Moment lebe ich bei meiner Mutter, aber da ist es so beengt, weil –«
    In diesem Moment richtete sich Kev ächzend auf, und Dayna klickte hastig die Seite weg. Sie hatte genug von schwangeren Teenagern gesehen, aber noch nicht genug von Carrie Kent. Bei dem Gedanken an Max versteifte sich ihr Rücken, und sie musste sich ein Schluchzen verkneifen.
    »Was machst du denn da?«
    »Nichts.«
    »Wo ist deine Mutter?«
    Dayna zuckte mit den Schultern.
    Kev schob den Hund von seinen Beinen und stand auf. »Hast du nichts Besseres zu tun?« Er steckte sich eine Zigarette an und ging in die Küche.
    Doch, dachte Dayna. Aber ich habe zu große Angst davor.

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